Handball-EM

Frankreich holt Titel in Finalkrimi

Europas Handballkönige kommen erstmals seit zehn Jahren wieder aus Frankreich. Der Olympiasieger setzte sich nach einer Nervenschlacht im EM-Finale am Sonntag gegen Weltmeister Dänemark mit 33:31 (27:27, 14:14) nach Verlängerung durch und fixierte den vierten Triumph bei einer Europameisterschaft nach 2006, 2010 und 2014. Bronze ging an den entthronten Titelverteidiger Schweden, der mit 34:31 Deutschland besiegte. Durch die Niederlage muss die DHB-Auswahl in die Olympiaquali und trifft dort vom 14. bis 17. März auf Österreich, Kroatien und Algerien.

Bester Werfer für die „Equipe Tricolore“, die nun auch im Sommer großer Favorit auf die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen im eigenen Land ist, war Ludovic Fabregas mit acht Treffern. Bei den Skandinaviern, die von Königin Mary unterstützt wurden, war Routinier Mikkel Hansen mit neun Toren am erfolgreichsten.

Frankreich, das in der Hauptrunde Österreich mit 33:28 geschlagen hatte, blieb als einziges Team im gesamten Turnierverlauf ungeschlagen. Für den dreimaligen Welthandballer Nikola Karabatic ist der Erfolg ein krönender Abschuss auf europäischer Bühne. Der 39-Jährige, der im Sommer seine Karriere beenden wird, feierte seinen vierten EM-Titel. Dreimal Olympiagold und vier WM-Triumphe komplettieren seine eindrucksvolle Sammlung.

Ludovic Fabregas (Frankreich) im Handball-EM-Finale gegen Dänemark
Reuters/Cathrin Mueller
Ludovic Fabregas war von Dänemarks Verteidigung achtmal nicht zu stoppen

„Es sind viele Emotionen bei mir. Ich verspüre eine große Erleichterung. Das Semifinale ist schon in die Verlängerung gegangen und heute wieder. Wir haben gekämpft, ich bin extrem glücklich“, sagte Karabatic, der an das 34:30 gegen Schweden erinnerte, als sich Frankreich mit dem letzten Wurf in die Verlängerung gerettet hatte. „Es ist zehn Jahre her, dass wir den Titel holen konnten. Wir haben die Dinge zurechtgerückt. Jeder in diesem Team hat seine Rolle gefunden. Es macht unheimlich viel Spaß“, sagte Kentin Mahe.

Hochklassiges Spiel von Beginn an

Beide Mannschaften nahmen den Kampf um Gold vom Start weg an und demonstrierten mit eindrucksvollen Einzelaktionen, warum sie den Finaleinzug geschafft hatten. Die Franzosen wirkten wacher und nutzten die technischen Fehler der Nordeuropäer, um auf 6:4 davonzuziehen. Dass Frankreich seine Führung nicht noch weiter ausbauen konnte, lag an Dänemark-Goalie Emil Nielsen. Der 26-Jährige parierte in der ersten Viertelstunde sieben von 13 Würfen des Gegners.

Siebenmeter von  Mikkel Hansen (Dänemark)
IMAGO/wolf-sportfoto/Marco Wolf
Mikkel Hansen verwertete gegen Frankreich sieben Siebenmeter

Angestachelt von der Leistung ihres Keepers und den Anfeuerungen der überwiegend skandinavischen Fans steigerten sich die Dänen im Angriff – und zogen auf 9:6 davon. Im Gegensatz zu Nielsen erwischte Frankreichs Torhüter Samir Bellahcene einen katastrophalen Start und hielt in den ersten 17 Minuten keinen Wurf. In der Folge entwickelte sich ein spannendes Spiel, in dem sich kein Team vor der Halbzeit entscheidend absetzen konnte. Das „Momentum“ wechselte fast minütlich, und vieles deutete auf eine Verlängerung hin.

Frankreich mit dem besseren Ende

Dänemark erwischte den deutlich besseren Start in die zweiten 30 Minuten und agierte im Angriff nun deutlich variabler. Immer wieder suchten die Dänen Zielspieler Gidsel, der gefühlt auf jeder Position agierte und sein Team mit 17:14 in Führung brachte. Hinten hielt Nielsen im Tor weiter stark. Doch Frankreich kam wieder zurück und schaffte in der 54. Minute den Ausgleich zum 24:24.

Beide Teams führten das Duell weiter intensiv, und der Kampf um Gold blieb offen. Frankreich gelang kurz vor Schluss der Ausgleich zum 27:27. Es ging in die Verlängerung, in der die Franzosen die besseren Nerven bewiesen. Das Team von Coach Guillaume Gille erspielte sich einen Vorsprung von zwei Toren und sicherte sich die europäische Krone. Frankreichs Rückraumspieler Nedim Remili wurde zudem zum wertvollsten Spieler des Turniers gekürt.

„Ich bin wirklich enttäuscht. Wir wollten unbedingt diesen Sieg. Wir waren oft in Führung. Aber wenn man Frankreich den kleinen Finger reicht, dann nehmen sie die ganze Hand“, erklärte Niclas Kirkelökke.