Dominic Thiem in Action
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Tennis

Thiem nimmt letzten Anlauf

Dominic Thiem nimmt einen neuen und wohl letzten Anlauf zur Rückkehr in die Tennisweltspitze. Der 30-jährige Niederösterreicher verlautbarte am Dienstag die Trennung von seinem Coach Benjamin Ebrahimzadeh. Den Namen des Nachfolgers gab Thiem noch nicht bekannt, sehr wohl aber, dass er seine Saisonplanung komplett umkrempelt. Und sollte das Jahr 2024 nicht wunschgemäß verlaufen, ist sogar ein Karriereende denkbar.

„Ja, ich habe mich nach Australien vom Benny getrennt“, meinte Thiem bei einer Pressekonferenz in Schörfling am Attersee, bei der er und auch Sebastian Ofner unter anderem über ihre Saisonplanung informierten. Mit einem Nachfolger, der dezidiert Touringcoach wird, ist man kurz vor einer Einigung. Namen wollte Thiem aber noch keinen nennen, er verriet nur, dass es kein Österreicher ist.

Thiem wird nun wieder verstärkt zu Hause in Traiskirchen und Oberpullendorf mit seinem Vater Wolfgang trainieren. Seinen Plan für die nächsten Monate hat er abgeändert und kehrt auch wieder für einige Turniere auf die Challenger-Tour zurück.

Thiem stellt Rücktritt in den Raum

Dominic Thiem stellt sich nach einem sportlich enttäuschenden Jahr die Rute ins Fenster und schließt auch einen Rücktritt am Jahresende nicht aus. Als erste Konsequenz trennt sich der ehemalige Dritte der Tennisweltrangliste nach nicht einmal einem Jahr von Coach Benjamin Ebrahimzadeh.

Nach dem Davis-Cup-Länderkampf in Irland am kommenden Wochenende, den er wie Ofner auch wegen des ITF-Reglements spielt, um eventuell bei den Olympischen Spielen in Paris dabei sein zu können, tritt Thiem auch bei einem lange zugesagten Schauturnier (UTS) in Oslo an.

Training und Challenger-Starts statt Amerikatrip

„Dann werde ich den Amerikatrip dieses Jahr auslassen und noch einmal zwei, drei Wochen trainieren. Dann werde ich im März mit drei Challengern auf Sand anfangen: Szekesfehervar, Zadar und Napoli“, sagte der Weltranglisten-90. und sorgte für Verblüffung. Erst danach wird er entscheiden, wie es weitergeht.

Pressetermin von Dominic Thiem
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Das Jahr 2024 soll für Dominic Thiem deutlich erfolgreicher werden als die Jahre 2022 und 2023

Bis Monte Carlo habe er so gut wie keine Punkte zu verteidigen. Darum will er bei den erwähnten Challenger-Turnieren ordentlich Punkte sammeln, meinte die ehemalige Nummer drei der Welt. „Dann kann es bald einmal in Richtung Top 70, 60 gehen, und ich kann auch besser planen, weil das Ranking, wo ich jetzt stehe, ist ein schwieriges. Jedes 250er-Turnier ist eine Zitterpartie.“ Es würden ihm einfach die letzten Prozente fehlen, und darum habe er entschieden, „wieder zurück nach Hause“ zu kommen. Viel fehle ihm nicht.

„Sehe das so als letzte Chance“

„Ich sehe das so als letzte Chance. Wenn ich es schaffe, kann es auch schnell gehen.“ Nachgefragt, was die Aussage mit der letzten Chance genau bedeutet, meinte Thiem: „Ich bin jetzt zwei Jahre wieder dabei seit der Verletzung, und ich habe 2022 auf 100 oder so beendet und letztes Jahr auf 98. Sollte ich dieses Jahr wieder auf 100 beenden, muss man schon überlegen, ob sich das Ganze noch lohnt.“ Sein Ziel sind für dieses Jahr die Top 50.

Die Entscheidung zur Trennung vom Deutsch-Iraner Ebrahimzadeh, mit dem er erst seit März 2023 zusammengearbeitet hatte, sei nach der Fünfsatzniederlage gegen den Kanadier Felix Auger-Aliassime in der ersten Runde der Australian Open in Melbourne gereift.

Dominic Thiem und sein Trainer Benjamin Ebrahimzadeh
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Thiem und Ebrahimzadeh gehen nach nicht einmal einem Jahr Zusammenarbeit wieder getrennte Wege

„Ich stehe jetzt seit zwei Jahren in Ranking-Sphären, in denen ich nicht stehen will. Natürlich belastet mich das“, sagte Thiem auf APA-Nachfrage. „Da kommen viele Dinge dazu, die ich so Jahre lang nicht gekannt habe, wie zum Beispiel ewig lang drum zittern, dass ich in Hauptbewerbe von Turnieren reinkomme.“

Geld ist keine Motivation

Unkenrufern im Internet, er würde nur noch wegen des Geldes spielen, erteilte der US-Open-Sieger von 2020 und insgesamt vierfache Major-Finalist eine Absage. „Des Geldes wegen habe ich es auch nie gemacht. Ich bin kein Mensch, dem Geld sehr viel bedeutet. So ehrlich bin ich auch, das ganze Thema ist mir ziemlich egal. Ich laufe schon länger dem Gefühl nach, wirklich wieder so in einem Match Tennis zu spielen, wie ich es kann. Und wie ich das auch von mir verlange.“

Der neue Touringcoach werde jedenfalls kein großer Name oder gar ein Supercoach sein. „Nein, es wird nicht so eine Sensation sein, das auf keinen Fall. Ich will wen, der meinen Weg auch kennt. Ich bin mit einer gewissen Art und Weise so erfolgreich geworden.“ Die Zwischenfrage nach einer Rückkehr zu Günter Bresnik, der ihn schließlich lange zum Topspieler geformt hatte, verneinte Thiem schnell. „Nein. Es wird einer, der mich als Spieler kennt – seit jung auf quasi. Das sehe ich als einzige Chance auch, wie ich mir den letzten Schliff hole.“

Das Kitzbühel-Finale im Vorjahr sei zwar eine gute Woche gewesen. „Aber die ersten Runden in Kitz waren nur übers Fighten, da habe ich mich irgendwie drübergerettet, so ehrlich muss man sein. So werde ich nachhaltig keine großen Erfolg haben.“ Zwar sei es bei ihm danach auch in den USA schon besser gelaufen. „Dann ist aber leider die Magengeschichte dazwischengekommen.“ Diesbezüglich gab Thiem endgültig Entwarnung, mit dem Magen ist alles wieder in Ordnung.