Ski alpin

Yule sorgt für historischen Slalom-Sieg

Daniel Yule hat am Sonntag für einen historischen Sieg im Slalom gesorgt. Als erster Läufer in der Weltcup-Geschichte katapultierte sich der 30-jährige Schweizer in Chamonix vom 30. Platz nach dem ersten Durchgang noch zum Sieg. Am Ende setzte sich Yule mit einem Vorsprung von 0,16 Sekunden auf seinen Landsmann Loic Meillard durch. Dritter wurde der zur Halbzeit führende Franzose Clement Noel (+0,18). Manuel Feller wurde Vierter (0,34) und baute damit seine Führung im Slalom-Weltcup aus.

Für die Sensation des Tages sorgte bei frühlingshaften Bedingungen Yule. Der Schweizer schaffte nach einem Fehler im ersten Durchgang nur mit viel Mühe und einem Vorsprung von 0,05 Sekunden auf den 31. die Qualifikation für die Entscheidung. Sein Rückstand auf Noel betrug 1,93 Sekunden. Im zweiten Durchgang nutzte Yule dann die optimalen Pistenbedingungen und erzielte die überlegene Laufbestzeit mit einem Vorsprung von 0,64 Sekunden auf den Briten Dave Ryding.

Die Topfahrer nach dem ersten Durchgang scheiterten danach der Reihe nach an der Zeit von Yule, der seinen siebenten Weltcup-Erfolg mit einem geschichtsträchtigen Sieg feierte. Die bisherige Rekordmarke hielt der Norweger Lucas Braathen, der vor zwei Jahren in Wengen von Platz 29 zum Sieg gefahren war. Von Rang 30 aus kamen bisher zwei Fahrer auf das Podest. Der Schweizer Sandro Simonet (Chamonix/2021) und der Schwede Mattias Hargin (Zagreb/2011) belegten jeweils den dritten Rang.

1. Daniel Yule (SUI)
2. Loic Meillard (SUI)
3. Clement Noel (FRA)

„Daran hätte ich nie gedacht“

Yule konnte das Ergebnis nach dem Rennen gar nicht fassen. Der Schweizer hatte nämlich gar nicht damit spekuliert, überhaupt in den zweiten Durchgang zu kommen. „Unglaublich, daran hätte ich nie gedacht. Ich hatte auch richtig viel Glück, muss ich zugeben. Natürlich habe ich von der Piste profitiert, aber mit dem Podest hätte ich im Ziel nie gerechnet. Ich wollte nur viel Spaß haben, das ist mir wirklich gelungen“, sagte Yule.

Auch Meillard, der nach dem ersten Durchgang Fünfter gewesen war, schüttelte über den Ausgang des Rennens ungläubig den Kopf. „Das war ein ganz verrücktes Rennen. Daniel hat sein Glück genützt, es war ein toller Lauf von ihm. Was hier in Chamonix möglich ist, haben wir den letzten Jahren ja schon gesehen. Deshalb bin froh, dass ich es auf das Podest geschafft habe“, sagte der 27-Jährige. Für die Schweiz war es im Slalom der erste Doppelsieg seit 1978.

Erneut Spitzenplatz für Feller

Feller lag seinerseits nach dem ersten Durchgang auf dem dritten Platz, nur 0,40 Sekunden hinter Noel. Obwohl es nicht mit dem vierten Podestplatz in dieser Saison klappte, brachte der 31-jährige Tiroler erneut ein Spitzenergebnis ins Ziel. Da Kitzbühel- und Schladming-Sieger Linus Straßer nicht über Rang 14 hinauskam, baute Feller seine Führung im Slalom-Weltcup auf nun 164 Punkte aus. „Ich schaue Rennen für Rennen, Lauf für Lauf, Schwung für Schwung. Von der Führung kann ich mir nichts kaufen“, sagte Feller.

Der zweite Lauf von Feller

Manuel Feller kämpfte vergeblich um einen weiteren Podestplatz, belegte am Ende aber den starken vierten Rang.

Der Tiroler, der in Gurgl, Adelboden und Wengen bereits drei Saisonsiege feiern konnte, zeigte sich nach dem kuriosen Slalom zufrieden. „Ich habe oben mitgekriegt, dass Daniel ein guter Lauf gelungen ist. Ich wusste, ich darf nicht zurückziehen und muss alles geben. Es war wieder so ein Rennen wie in den letzten Jahren. Mein zweiter Lauf war solide, akzeptabel. Hier oder da ein paar Hundertstel, dann ist es ein Podest. Yule hat aber einen Toplauf hingelegt. So ist der Skisport“, sagte Feller, der in der Entscheidung die 25. Laufzeit fuhr.

ORF-Analyse des Slaloms von Chamonix

ORF-Moderatorin Alina Zellhofer nimmt gemeinsam mit Experten Joachim Puchner den am Ende geschichtsträchtigen Slalom von Chamonix unter die Lupe.

Raschner fährt auf Rang fünf

Mit Dominik Raschner schaffte es noch ein zweiter Österreicher in die Top Ten. Der 29-Jährige war als Sechster so gut wie noch nie klassiert nach dem ersten Durchgang. Am Ende wurde der Tiroler Fünfter und holte damit das zweitbeste Slalom-Ergebnis seiner Karriere nach Platz drei in dieser Saison in Adelboden. „Ich bin zufrieden, der erste Durchgang war sehr gut, im zweiten habe ich alles versucht. Man musste aktiv bleiben, weil es sehr geschmiert hat. Das Ergebnis taugt mir voll“, jubelte Raschner.

Raschner zeigt erneut auf

Nach Platz drei in Adelboden kann Dominik Raschner auch beim Slalom in Chamonix aufzeigen und belegt am Ende Rang fünf.

Fabio Gstrein verbesserte sich im zweiten Lauf um fünf Plätze und wurde 13. (0,57). „Mein Gefühl war nicht so schlecht, es war um einiges besser als im ersten Lauf. Aber dann ist man wieder sechs Zehntel hinten, das gehört hier halt dazu“, erklärte der 26-jährige Tiroler. Johannes Strolz gelang ein Sprung um neun Ränge auf Platz 14 (0,60). „Ich bin nicht ganz zufrieden. Ist extrem eng, aber ich habe mir für den zweiten Durchgang mehr erwartet. Ich habe jetzt die lange ersehnte Stabilität, aber das Attackieren funktioniert nicht ganz. Es ist ein solides Ergebnis. Ich muss jetzt geduldig bleiben“, sagte Strolz.

Bemerkenswert war auch, dass die ersten 26 Läufer innerhalb einer Sekunde lagen. In diesem Bereich klassierten sich auch Michael Matt, der zuletzt in Schladming erkrankt gefehlt hatte, als 19. (0,88) und Joshua Sturm als 25. (0,96). Der 22-jährige Tiroler holte damit die ersten Weltcup-Punkte im Slalom. Adrian Pertl fiel unterdessen im zweiten Lauf um 15 Ränge zurück und wurde 29. (1,24).