Fußball

Liga zeigt Rapid und Spieler nach Eklat an

Dem SK Rapid Wien drohen als Folge der verbalen Entgleisungen nach dem Sieg im Wiener Derby gegen die Austria drastische Konsequenzen. Die Bundesliga erstattete Anzeige beim Senat I. Die kollektive Entschuldigung des Clubs vermochte das nicht mehr zu verhindern. Videoaufnahmen belegten, dass sich unter anderen mehrere Spieler und ein Kotrainer an beleidigenden und homophoben Gesängen beteiligt hatten.

„Neben dem SK Rapid werden alle Spieler und Funktionäre, die auf den Videos zu sehen sind, beim Senat 1 angezeigt“, gab die Liga in einer Aussendung bekannt. Betroffen sind davon Geschäftsführer Steffen Hofmann, Kotrainer Stefan Kulovits, Kapitän Guido Burgstaller und Marco Grüll sowie Thorsten Schick, Maximilian Hofmann und Niklas Hedl.

Die Stellungnahmefrist für Rapid beträgt eine Woche. Laut Liga sind Spieler- bzw. Funktionssperren denkbar. „Zwei Tatbestände stehen im Raum: nämlich Ehrverletzung und Diskriminierung“, sagte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer im ORF-Interview. Das mögliche Strafmaß reiche von Sperren, Geldstrafen, Punkteabzug bis zu bedingten Urteilen.

Ebenbauer über die Causa Rapid

Die beleidigenden und homophoben Gesänge von Spielern und Funktionären von Rapid gemeinsam mit Fans nach dem Derby-Sieg haben ein Nachspiel. Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer nimmt im ORF-Interview Stellung zu möglichen Konsequenzen.

„Fußball lebt von Leidenschaft, das Wichtigste ist aber, dass diese Leidenschaft immer mit Respekt verbunden ist. Das Schöne am Fußball ist, dass egal welcher Herkunft, welcher Rasse, sexueller Orientierung oder Religion, jeder willkommen ist und Spaß in der Leidenschaft und der Emotion haben soll. Aber mit Respekt“, so Ebenbauer. „Diese Werte müssen hochgehalten werden. Gerade von Spielern, Trainern und Funktionären. Die Vorbildfunktion muss wahrgenommen werden.“

Der Österreichische Fußballbund (ÖFB) äußerte sich ähnlich. „Dieses Verhalten ist mit den Werten des Fußballs und des Fair Play nicht vereinbar. Die Aussagen sind trotz aller sportlicher Rivalität und Emotionen inakzeptabel und völlig unangebracht“, sagte ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer, der auch die eingeleiteten Schritte der Bundesliga begrüßte. Der ÖFB selbst behalte sich bis zur vollständigen Klärung des Sachverhalts weitere Schritte vor.

ÖFB-Präsident Klaus Mitterdorfer
GEPA/Witters/ValeriaWitters
ÖFB-Präsident Mitterdorfer verurteilte das Verhalten mit klaren Worten

Im Internet kursierende Gesänge nach dem 3:0-Sieg Rapids gegen die Austria hatten für große Aufregung gesorgt. Das Rapid-Präsidium verurteile die jüngsten homophoben Äußerungen (…) auf das Schärfste, hieß es in einer Mitteilung des Clubs nach Bekanntwerden der Vorfälle.

Geschäftsführer Hofmann teilt aus

Davor hatten am Montag Bewegtbilder von Hofmann die Runde gemacht, in denen er deftig gegen den Stadtrivalen („Arschlöcher“) austeilte. Da konnte der Club nicht mehr aus und trat auf breiter Ebene an die Öffentlichkeit. Denn die niveaulosen Gesänge von u. a. Kotrainer Kulovits, Burgstaller und Grüll wogen noch wesentlich schwerer.

Steffen Hofmann (Rapid)
GEPA/Armin Rauthner
Auch Geschäftsführer und Ex-Spieler Hofmann steht in der Kritik

„Der von uns wiedergegebene Fangesang steht in absolutem Widerspruch zu unseren Werten als Verein und zu meinen persönlichen, die ich in mehr als zwei Jahrzehnten im Profifußball vorgelebt habe und weiterhin vorleben möchte“, erklärte Kulovits in einer Aussendung der Hütteldorfer. In der Emotion nach dem Erfolg über die Wiener Austria sei „ein großer Fehler“ passiert. Auch Hofmann entschuldigte sich noch einmal mit einer Audionachricht bei der Austria und bei Rapid für den Vorfall.

Vorbildwirkung nicht gerecht geworden

„Wir möchten uns auf diesem Wege auch klar von jeglicher Diskriminierung und Homophobie distanzieren und uns bei allen entschuldigen, die wir durch unser Verhalten direkt oder indirekt beleidigt haben“, betonte Burgstaller. „Uns ist bewusst, dass wir eine Vorbildwirkung haben, und dieser Rolle wurden wir mit der Aktion nach dem Spiel leider absolut nicht gerecht.“

Grüll, der im Sommer zu Werder Bremen in deutsche Bundesliga wechseln soll, teilte auf Instagram mit: „Wir als Spieler haben eine gewisse Vorbildfunktion, und dieser wurden wir in dieser Situation keinesfalls gerecht. Dafür kann ich mich nur aufrichtig entschuldigen und versichern, dass wir die vollen Konsequenzen dafür tragen.“

Bei Werder dürfte der Vorfall für Diskussionen sorgen. Die organisierten Fans und der Club setzen sich seit Jahren gegen Diskriminierung und Rassismus ein.

Fußballer Marco Gruell (Rapid)
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Grüll betrieb vor dem Wechsel zu Werder keine allzu gute Eigenwerbung

Präsidium kündigt internes Aufarbeiten an

Rapid-Präsident Alexander Wrabetz und Vizepräsidentin Edeltraud Hanappi-Egger äußerten sich eindeutig. „Die Verunglimpfung von Menschen aufgrund von verschiedenen Merkmalen oder Lebensweisen soll bei Rapid keinen Platz haben.“

Als „grün-weiße Gemeinschaft“ wolle man vielmehr „einen Beitrag zu mehr Diversität und Inklusion leisten. Respekt und Wertschätzung für Vielfalt sind Grundpfeiler unseres Vereins, und wir erwarten, dass alle, die bei Rapid arbeiten und sich unserem Club verbunden fühlen, sich auch zu unseren Werten bekennen. Wir möchten uns als Präsidium auch für das auf Videos dokumentierte Fehlverhalten entschuldigen und werden diese Causa auch intern noch aufarbeiten.“