Red-Bull-Logo hinter einem Formel-1-Rennwagen
GEPA/Manfred Binder
Formel 1

Machtkampf bei Red Bull spitzt sich zu

Red Bull Racing kommt wegen der Causa Christian Horner nicht zur Ruhe. In der März-Ausgabe des Printmagazins „BusinessF1“ findet sich eine mit Details gespickte Aufarbeitung der Affäre, die der Teamchef mit seiner Assistentin gehabt haben soll. Viele der Vorwürfe gegen Horner werden darin erhärtet und Zweifel an der Unabhängigkeit der Ermittlung gesät, durch die der Brite intern entlastet wurde. Das nächste Kapitel droht dieser Woche in Dschidda.

Auf 17 Seiten erzählt die Story nach, wie das Drama mit den Hauptschauplätzen England, Österreich und Thailand nach und nach eskalierte. Das Magazin nannte auch den Namen der Frau, die sich über Horners Verhalten beschwert hatte. Die Red-Bull-Konzernleitung habe schon seit Längerem Kenntnis von der Angelegenheit gehabt und durch den zuständigen Geschäftsführer Oliver Mintzlaff bereits beschlossen, dass Horner seinen Posten räumen soll.

Mintzlaff, so heißt es, sei von dem, was er gesehen und gelesen hatte, entsetzt gewesen und der Ansicht, dass das nicht mit der Wertewelt von Red Bull vereinbar sei. Sogar die Pressemitteilung, die aus Rücksicht auf Horner die wahren Gründe der Trennung verheimlicht hätte, sei Anfang Februar bereits fertig gewesen. Horner habe dann jedoch über seine eigenen Anwälte auf eine Untersuchung gepocht. Am Ende habe ihm der Rückhalt des thailändischen Yoovidhya-Clans, der die Mehrheit an der Red Bull GmbH hält, den Job gerettet.

Christian Horner beim Grand Prix von Bahrain
APA/AFP/Andrej Isakovic
Horners Stuhl als Teamchef bei Red Bull wackelte schon gehörig

Reibungspunkte und Lagerbildung

Milliardär Chalerm Yoovidhya reiste mit seiner Gattin am vergangenen Wochenende sogar nach Bahrain – durchaus ein Zeichen, weil er nicht oft bei Rennen vorbeischaut. Yoovidhya und Horner sind in dem Bild, das immer mehr Medien von den internen Verhältnissen zeichnen, eine Seite in dem Machtkampf bei Red Bull Racing. Chefberater Helmut Marko, die Familie Verstappen und einige andere stellen das gegnerische Lager dar.

Reibungspunkte soll es nach dem Tod von Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz im Herbst 2022 schon ein paar gegeben haben. So soll Horner eigenmächtig die bereits unterschriftsfertige Partnerschaft mit Porsche torpediert haben, als Marko und das Mateschitz-Lager noch dafür waren. Im vergangenen Jahr wollte Horner Marko dann angeblich loswerden und seine Kontrolle über beide Formel-1-Teams – neben Red Bull Racing das damalige AlphaTauri – erweitern. Marko blieb, erhielt einen neuen Vertrag bis Ende 2026.

Verstappen zwischen den Fronten

Dass es sich bei Red Bull um das aktuell beste Team in der Formel 1 mit dem besten Fahrer handelt, verschärft die Brisanz. Max Verstappen gerät beim Zoff um Horner zwischen die Fronten. Der Niederländer agiert ungewollt auch als Druckmittel seines Vaters Jos Verstappen. Ein vorzeitiger Weggang wäre für das Team ein Totalschaden, sowohl vom Image her als auch sportlich. Sein Vertrag ist bis Ende 2028 gültig, wobei es Klauseln für ein vorzeitiges Ende gibt.

Jos Verstappen beim Grand Prix von Bahrain
IMAGO/Michael Potts
Jos Verstappen ist einer von Horners Opponenten

Laut Jos Verstappen steht Red Bull Racing kurz vor der Explosion, wie er in einem Interview sagte. Laut Motorsport-Total.com soll Verstappen nie darüber hinweggekommen sein, dass Horner seinen Sohn im Frühjahr 2016 bei Red Bull Racing verhindern wollte. Letztlich war es Marko zu verdanken, dass Verstappen mitten in der Saison von Toro Rosso ins A-Team befördert wurde und in Barcelona gleich sein erstes Rennen gewann. Wie der Machtkampf bei Red Bull ausgeht, ist vorerst nicht absehbar.