Rapid-Präsident Alexander Wrabetz
GEPA/Kevin Hackner
Bundesliga

Rapid nimmt Spielersperren nicht hin

Der SK Rapid hat am Dienstag auf die harte Strafe der Bundesliga nach den beleidigenden und homophoben Entgleisungen von Funktionären und Aktiven nach dem Wiener Derby einerseits mit Verständnis und andererseits mit Protest reagiert. Im Interesse der Spieler, die teils saftige Sperren ausfassten, werde man laut Clubpräsident Alexander Wrabetz gegen das Urteil des Strafsenats berufen.

„Das Urteil die Spieler betreffend ist schon sehr hart. Auch weil die Spieler gezeigt haben, dass sie Verantwortung übernehmen, und sich auch entschuldigt haben“, sagte Wrabetz am Dienstag mit Hinweis auf die verhängten Strafen. Das Urteil sei aus Sicht der Vereinsführung deshalb zu hart, weil sich die Spieler „glaubhaft“ entschuldigt hatten und der Senat der Bundesliga „die Unbescholtenheit (der Spieler, Anm.) und die Entschuldigung anerkannt“ habe.

Guido Burgstaller und Marco Grüll wurden wegen Diskriminierung für sechs Pflichtspiele gesperrt, drei davon wurden unbedingt verhängt. Thorsten Schick wegen desselben Delikts fünf Spiele, zwei davon unbedingt. Maximilian Hofmann und Torhüter Niklas Hedl kamen etwas glimpflicher davon und wurden wegen Verletzung des Fair-Play-Gedankens (111a) für drei Spiele gesperrt, eines davon unbedingt. Damit fehlen alle Spieler im entscheidenden Ligaduell um ein Ticket für die Meistergruppe am Sonntag gegen Austria Klagenfurt, denn der Protest wird erst kommende Woche behandelt.

Wrabetz: Protest „im Sinne der Spieler“

Der SK Rapid und Präsident Alexander Wrabetz haben angekündigt, gegen die Spielersperren Protest einlegen zu wollen. Im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Meistergruppe gegen Austria Klagenfurt werden die betroffenen Spieler jedenfalls fehlen.

Neben den Spielern wurden auch Rapids Geschäftsführer Steffen Hofmann und Assistenztrainer Stefan Kulovits von der Liga bestraft. Hofmann erhielt nach beleidigenden Aussagen in Richtung des violetten Erzrivalen wegen Ehrverletzung (Paragraf 111) eine Funktionssperre von zwei Monaten, davon ein Monat unbedingt. Kulovits bekam wegen Diskriminierung (112) eine dreimonatige Funktionssperre, davon ein Monat bedingt. Alle involvierten Rapidler müssen zudem an drei jeweils einstündigen Workshops in Schulen teilnehmen.

Rapid „übernimmt Verantwortung“

Die Spieler hätten bei der Feier mit den Fans in den Katakomben des Allianz Stadions „einen schweren Fehler gemacht“, so Wrabetz. Trotzdem betonte der ehemalige ORF-Generaldirektor, dass die in der Euphorie des 3:0-Sieges im Derby gegen die Austria passierten Entgleisungen nicht repräsentativ für die Akteure seien. „Sie haben bei einem homophoben Song mitgemacht, haben aber keine homophobe Einstellung. Das muss man schon auseinanderhalten. Das haben die Spieler auch vor dem Senat sehr glaubhaft dargestellt“, so Wrabetz.

Rapid-Sperren: „Diskriminierung ist hintanzuhalten“

Die Bundesliga hat harte Strafen gegen den SK Rapid ausgesprochen. Mehrere Spieler wurden gesperrt. Auch Kotrainer und Geschäftsführer wurden mit Funktionssperren belegt. Norbert Wess vom Strafsenat begründet das Vorgehen.

Wrabetz gab auch noch einmal zu Protokoll, dass Homophobie im gesamten Verein keinen Platz hätte. „Es ist klar, dass wir bei Rapid auch keine homophoben Einstellungen dulden. Es ist daher auch als Thema sehr ernst zu nehmen, wir können die Sensibilität erhöhen. Das hat bei uns keinen Platz, Spieler und Funktionäre sollen Vorbildfunktion haben“, sagte der Clubpräsident. Deshalb wurde auch ein Maßnahmenkatalog gegen Homophobie und Sexismus zusammengestellt, so Wrabetz: „Wir wollen Verantwortung übernehmen und auch einen Bewusstseinswandel, nicht nur bei Rapid, vorantreiben.“

Im zehn Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog wurde u. a. festgeschrieben, dass die persönliche Verantwortung in den Arbeitsverträgen nachgeschärft werden soll. Neben der Zusammenarbeit mit laut Aussendung „einschlägigen Institutionen“ sollen die Werte von Rapid auch in der Nachwuchsarbeit verstärkt vermittelt werden. Dazu wird auch ein „Change-Team“ installiert werden. „Keyplayer“ aus unterschiedlichen Teilen des Vereins sollen „intensiv an der Veränderung der Sport- und Vereinskultur mitwirken und sich als Fürsprecherinnen und -sprecher und Testimonials zur Verfügung stellen“.

Eklat nach Derby-Triumph

Die Hütteldorfer hatten am 25. Februar die Austria mit 3:0 besiegt und erstmals seit zehn Jahren ein Heimderby gewonnen. In den Tagen danach tauchten verstörende Videos auf, die bei den Siegesfeiern aufgenommen worden waren. Zunächst wurde publik, dass Steffen Hofmann deftig gegen den Stadtrivalen austeilte. Stunden später war auf einem Mitschnitt zu sehen und zu hören, wie Kulovits und die fünf Spieler gemeinsam mit Fans teils homophobe Gesänge gegen die Austria anstimmten.