Alexander Prass (Sturm Graz)
GEPA/Armin Rauthner
Conference League

Sturm glaubt an historische Chance

Der SK Sturm Graz möchte am Donnerstag (18.45 Uhr) in der UEFA Europa Conference League die Weichen für den erstmaligen Viertelfinal-Einzug in einem Europacup-Bewerb seit 40 Jahren stellen. Mit OSC Lille baut sich vor dem Vizemeister ein Spitzenteam aus Frankreich als Hürde auf. „Wir erwarten ein bummvolles Stadion an einem richtig coolen Europacup-Abend“, betonte Sturm-Trainer Christian Ilzer vor dem Hinspiel in Graz.

Nach dem souverän geschafften Aufstieg gegen Slovan Bratislava (4:1 daheim, 1:0 auswärts) will Österreichs letzter Europacup-Vertreter als Underdog befreit aufspielen. „Es ist alles angerichtet für ein großes Spiel. Was daraus wird, wird an uns liegen“, sagte Ilzer. Lille sei ein Gegner, den man in eine Reihe mit den früheren Gegnern Sporting, Atalanta und PSV stellen könne, für Ilzer ist deshalb klar: „Wir werden über uns hinauswachsen müssen.“

Sturm bangte am Mittwoch noch um eine wichtige, namentlich nicht genannte Stammkraft, ansonsten steht dieselbe Mannschaft wie beim 4:0 in der Liga gegen den WAC zur Verfügung. Es gilt, sich eine gute Ausgangslage für das Rückspiel zu schaffen. „Es fällt auf, dass sie daheim noch einmal ein Level stärker spielen“, meinte Ilzer angesichts der Heimstärke von Lille (13 Siege in 16 Spielen). Die schwache Auswärtsbilanz – in 19 Spielen gelangen nur fünf Siege – konnte gleichsam als Grazer Hoffnungsschimmer gewertet werden.

Sturm empfängt Topclub Lille

In der Conference League könnte Sturm Graz Geschichte schreiben: Gegen den französischen Topclub Lille geht es um den ersten Europacup-Viertelfinal-Einzug seit 40 Jahren. im Heimspiel am Donnerstag wollen die Grazer neuerlich eine Überraschung schaffen.

„Bereit sein, richtig zu leiden am Platz“

Selbst Ilzer konnte angesichts dieser Abweichung nur mutmaßen. „Zufall ist es keiner, wahrscheinlich spüren sie daheim noch mehr Power, noch mehr Wucht.“ Vorerst steht sowieso nur das Hinspiel im Fokus. „Wir müssen bereit sein, dass wir richtig leiden am Platz. Und nicht nur auf ihre Qualitäten reagieren, sondern schon auch an unsere Stärken glauben und diesem Topteam das ein oder andere als Auftrag mitgeben“, sagte Ilzer. In einem Europacup-Viertelfinale spielte Sturm zuletzt 1984 (1:2 nach Verlängerung gegen Nottingham Forest im UEFA-Cup).

Bei Sturm gegen Lille trifft ein Europa-League-Umsteiger auf einen Conference-League-Gruppensieger, Österreichs zweite auf Frankreichs aktuell vierte Kraft, der amtierende österreichische Cupsieger auf den französischen Sensationsmeister von 2021. Bei den Buchmachern gilt Lille als klarer Favorit (1,40), ein Weiterkommen von Sturm würde hingegen mit dem fast Vierfachen des Einsatzes vergütet.

Conference League, Achtelfinale, Rückspiel

Donnerstag, 21.00 Uhr:

OSC Lille – Sturm Graz

Stadion Graz Liebenau, SR Frankowski (POL)

Mögliche Aufstellungen:

Sturm: Jaros – Gazibegovic, Wüthrich, Affengruber, Schnegg – Gorenc Stankovic, Lavalée – Kiteishvili, Prass – Biereth, Sarkaria

Lille: Chevalier – Diakite, Yoro, Alexandro, Ismaily – Andre, Gomes – Zhegrova, Yazıcı, Haraldsson – David

Rückspiel am 14. März (21.00 Uhr) in Lille.

Lille-Torjäger wiegt Sturm-Kader auf

Der Marktwertvergleich spricht mit 221 zu 51 Millionen Euro ebenfalls für Lille, Topstürmer Jonathan David (50,0) allein ist den Einschätzungen von Transfermarkt.at zufolge fast so wertvoll wie der gesamte Sturm-Kader. Gregory Wüthrich stellt sich selbstbewusst als Grazer Abwehrchef in den Weg. „Ich liebe diese Herausforderungen. Da kann man richtig zeigen, aus welchem Holz man geschnitzt ist.“

Lille stimmte sich zuletzt ersatzgeschwächt mit einem 1:0-Sieg bei Stade Reims auf die Grazer ein. Trainer Paulo Fonseca lobte seine Mannen für ein „taktisch perfektes Spiel“, er hatte aus einer sicheren Abwehr heraus das Umschaltspiel mehr als sonst forciert. Genauere Erklärungen blieb der Portugiese danach schuldig, weil Reims ähnlich intensiv wie Sturm spiele. „Das war eine gute Vorbereitung“, sagte Fonseca am späten Mittwochabend in Graz.

Respekt bei Lille-Coach Fonseca groß

Der frühere Roma-Trainer erinnerte daran, dass Sturm seit dem 0:3 gegen Sporting in Lissabon Mitte Dezember nicht mehr verloren hat. „Sie arbeiten viel, schalten gut um, pressen hoch und haben auch gegen stärkere Teams gezeigt, was sie können. Es wird ein schwieriges Spiel gegen einen schwierigen Gegner.“ Laut Goalie Lucas Chevalier ist Lille auf eine stimmungsvolle Kulisse eingestellt. „Sie werden sicher von ihrem Publikum getragen werden und wohl versuchen, etwas Wahnsinn reinzubringen.“ Sein Trainer dazu: „Das wird uns nicht beeindrucken. Wir spielen regelmäßig in Stadien mit guter Atmosphäre.“

Die so gern über die Spielfeldmitte agierende Ilzer-Elf dürfte auf ein massiertes Zentrum treffen, allerdings fehlt der sonst gesetzte Sechser Nabil Bentaleb gesperrt. Beim bisher letzten Österreich-Gastspiel verloren die „Doggen“ in der Champions-League-Gruppenphase 2021 mit 1:2 in Salzburg. Zu Hause setzte sich Lille staubtrocken mit 1:0 durch.