Conference League

Lille eine Nummer zu groß für Sturm

Der Europacup-Saison von Sturm Graz steht vor dem Ende. Österreichs Fußballvizemeister und letzter Vertreter im internationalen Geschäft musste sich am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa Conference League OSC Lille daheim klar mit 0:3 (0:1) geschlagen geben und hatte dabei kaum Zugriff auf das Spiel. Das Rückspiel steigt nächsten Donnerstag in Nordfrankreich.

Die Tore für Frankreichs überlegenen Tabellenvierten erzielten vor 14.000 Fans Jonathan David im Doppelpack (29., 51.) und Edon Zhegrova (71.). Sturm musste ohne Mittelfeldmann Alexander Prass auskommen. Der ÖFB-Teamspieler fehlte wegen muskulärer Probleme in der Hüfte.

Trainer Christian Ilzer sprach von einem „schwerwiegenden Ausfall“ und setzte auf ein defensiv ausgerichtetes 4-2-3-1-Konzept. Lille trat ebenfalls nicht in Bestbesetzung an, im Sturmzentrum konnte man sich aber auf die Dienste von Topstar David verlassen.

Sturm läuft hinterher

Die Grazer waren in der Anfangsphase nur Passagier. Lille hatte deutlich mehr Ballbesitz, Sturm mit sechs Defensivakteuren kaum Zugriff auf das Spiel. Erst nach einer Viertelstunde tauchten die Hausherren durch Mika Biereth erstmals im Angriffsdrittel auf, ein Kopfball von Jon Gorenc Stankovic nach einem Corner ging daneben (21.).

Jubel von Jonathan David (Lille)
GEPA/Avni Retkoceri
Torjäger Jonathan David wurde seinem Ruf mit zwei Treffern auch in Graz gerecht

Auf der Gegenseite klopfte David mit einem Volley erstmals an (20.). Den Assist zum Führungstreffer lieferte dem Kanadier der erst 16-jährige Ayyoub Bouaddi. Ein Ball in die Tiefe auf Bouaddi hebelte die gesamte Sturm-Abwehr aus, den Querpass des seit Herbst jüngsten Spielers der Europacup-Geschichte verwertete David sicher. Einen Kopfball von Hakon Haraldsson aus kurzer Distanz entschärfte Sturm-Torhüter Vitezslav Jaros (34.).

Sarkaria verletzt, Jaros hält Sturm im Spiel

Drei Minuten später tat es ihm sein Gegenüber Lucas Chevalier gleich, parierte mit dem Fuß gegen den von Tomi Horvat eingesetzten Manprit Sarkaria die beste Sturm-Chance. Sarkaria wurde beim Abschluss von Angel Gomes getroffen, der Videoassistent sah aber kein klares Foulspiel. Für Sarkaria und Sturm hatte die Attacke schlimme Folgen. Sarkaria erlitt einen Außenknöchelbruch und fällt damit für die restliche Saison aus. Auch eine mögliche EM-Teilnahme ist unwahrscheinlich.

Nach Seitenwechsel zeigte Jaros gegen David eine weitere Glanzparade (49.). Zwei Minuten später lenkte die Liverpool-Leihgabe auch einen Hammer von Haraldsson an die Latte, den Abpraller verwertete David aber zum 2:0. Der zweitbeste Scorer der französischen Ligue 1 hält damit mittlerweile bei 19 Pflichtspieltoren in dieser Saison. Davids dritten Treffer verhinderte Jaros, der nach einem schweren Fehler von David Affengruber erneut zur Stelle war (57.).

Flankenschuss überrascht Jaros

Sturm gab mit einer Einzelaktion von Otar Kiteishvili ein offensives Lebenszeichen ab, der Kunstschuss des Georgiers ging aber an die Latte (61.). Beim 0:3 ließ sich der bis dahin enorm starke Jaros nach einem Corner von einer Flanke von Zhegrova überraschen, die sich hinter ihm ins Tor senkte. Chevalier war bei einem Schuss von Szymon Wlodarczyk zur Stelle (79.), ein letzter Versuch des ebenfalls eingewechselten Stefan Hierländer ging daneben (92.).

Klare Niederlage für Sturm Graz

Die Europacup-Saison von Sturm Graz steht vor dem Ende. Österreichs Fußballvizemeister und letzter Vertreter im internationalen Geschäft musste sich am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa Conference League OSC Lille daheim klar mit 0:3 (0:1) geschlagen geben und hatte dabei kaum Zugriff auf das Spiel. Das Rückspiel steigt am Donnerstag in Nordfrankreich.

Die Heimfans dankten dem Team trotz der offensichtlich spielerischen Schwäche mit Standing Ovations. Die Steirer kassierten im achten Pflichtspiel des Jahres 2024 ihre erste Niederlage. Lille dagegen bleibt in der Conference League in dieser Saison weiter ungeschlagen. Sturms Traum vom ersten Europacup-Viertelfinale seit jenem im UEFA-Cup 1984 ist damit in weite Ferne gerückt. Die Grazer stehen erstmals seit ihrem Sensationslauf in der Champions League 2000/01 unter Ivica Osim in einem internationalen Bewerb unter den letzten 16.

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Am Ende war es leider so eindeutig wie das Ergebnis. Wir haben von Anfang an nicht diese Energie, nicht diese Intensität auf den Platz gebracht, um so eine dominante Mannschaft in ihrem Spielfluss einzuschränken. Wir sind nur im Nachlaufen gewesen. Lille ist eine Klassemannschaft. Wir haben systematisch immer wieder Dinge probiert. Am Ende war es so: Wir kommen im Pressing nicht hin, da fehlen die letzten zwei Meter. Wenn der Spielverlauf optimal ist, kann eine Energie kommen, dann kannst du über dich hinauswachsen. Das war aber heute nicht der Fall. Das Spiel sollte uns aber gute Lernpunkte geben.“

Stefan Hierländer (Sturm-Kapitän): „Wir sind nie so richtig in unser Spiel gekommen. Wir wollten viel mehr Druck aufbauen auf Lille, das ist uns gar nicht gelungen. Es ist eine bittere, hohe Niederlage, die wir nicht haben wollten. Wir waren heute nicht auf unserem Toplevel, um Lille Paroli zu bieten. Die Ausgangslage ist sehr, sehr schlecht. Mit 0:3 ist es ganz, ganz schwer in Lille. Aber wir werden hinfahren und alles geben und dann schauen wir, ob es einen Fußballgott gibt, der auf unserer Seite steht.“

David Affengruber (Sturm-Verteidiger): „Es war schwierig, ins Spiel reinzukommen, sie haben eine richtig gute Ballsicherheit gezeigt. Wir haben nicht den Auslöser gefunden für unser Pressing. Wir haben alles auf dem Platz gelassen, das heißt es nächste Woche in Frankreich wieder zu tun. Es ist natürlich schwierig, so ehrlich muss man sein. Wir werden den Kopf nicht in den Sand stecken. Es war unsere erste Niederlage heuer, aber die Fans haben uns zu jeder Zeit den Rücken gestärkt.“

Jusuf Gazibegovic (Sturm-Verteidiger): „Wir haben gegen eine Topmannschaft gespielt, die bewiesen hat, wie stark sie sind. Trotz allem glaube ich, dass wir besser spielen können. Wir haben uns nicht so viel zugetraut, das hat man in ein paar Situationen gesehen. Das ist schlecht, wenn man das im Nachhinein sagen muss. Wir haben unser Potenzial nicht ausgespielt. Aber aus so was muss man wachsen.“

Paulo Fonseca (Lille-Trainer): „Es schien leicht von außen, das war es aber nicht. Wir haben von Beginn an das Match dominiert mit Mut, Ehrgeiz und Energie. Wir haben Sturm gegen Atalanta und Sporting gesehen, wie sie pressen, wie sie bei Ballgewinn umschalten. Wir haben uns darauf sehr gut eingestellt, wenig Pressing zugelassen und sehr gut aufgebaut. Es war eines der besten Auswärtsspiele in dieser Saison.“

UEFA Europa Conference League, Achtelfinale, Hinspiel

Donnerstag:

Sturm Graz – OSC Lille 0:3 (0:1)

Stadion Graz Liebenau, 13.825 Zuschauer, SR Frankowski (POL)

Torfolge:
0:1 (29.) David
0:2 (51.) David
0:3 (71.) Zhegrova

Sturm: Jaros – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Schnegg – Gorenc Stankovic, Lavalee (64./Hierländer) – Sarkaria (42. Böving), Horvat (77./Johnston), Kiteishvili (64./Wlodarczyk) – Biereth (64./Camara)

Lille: Chevalier – Santos, Yoro, Alexandro, Ismaily (63./Gudmundsson) – Bouaddi, André – Zhegrova (76./Bazie), Gomes (81./Ferrah), Haraldsson (63./Cabella) – David (63./Yazici)

Gelbe Karten: Wüthrich bzw. Bouaddi

Rückspiel am 14. März (21.00 Uhr) in Lille.