Lewis Hamilton mit dem WM-Pokal von 2008
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Formel 1

Klage gefährdet Hamiltons Rekordstatus

Gemeinsam mit Michael Schumacher ist Lewis Hamilton mit sieben WM-Titeln Rekordhalter in der Formel 1. Doch eine am Montag eingebrachte Klage von Felipe Massa gefährdet nun den Status des Briten. Der Brasilianer will sich vor Gericht den WM-Titel 2008 erkämpfen, den er einst um einen Punkt gegen Hamilton verloren hatte. Die Causa „Crashgate“ des Grand Prix von Singapur spielt eine entscheidende Rolle.

Knapp 16 Jahre nach dem „Crashgate“ von Singapur hat Massa – wie bereits im Sommer 2023 angekündigt – am Montag in London Klage gegen den Automobilweltverband (FIA), den derzeitigen WM-Rechteinhaber FOM und den früheren Eigentümer Bernie Ecclestone eingereicht. Das teilten seine brasilianischen Anwälte mit. Es geht dabei auch um Schadenersatzforderungen von mindestens 82 Millionen Dollar (75 Mio. Euro).

„Ich habe immer gesagt, dass ich bis zum Ende kämpfen werde. Da die FIA und die FOM beschlossen haben, nichts zu unternehmen, werden wir versuchen, diese historische Ungerechtigkeit auf dem Rechtsweg zu korrigieren“, sagte Massa, der 2008 für Ferrari Vizeweltmeister geworden war. „Die Angelegenheit liegt jetzt bei den Anwälten, und sie sind voll autorisiert, alles zu tun, was notwendig ist, damit dem Sport Gerechtigkeit widerfährt“, sagte der 42-Jährige.

Klage von Massa wegen WM 2008

Gemeinsam mit Michael Schumacher ist Lewis Hamilton mit sieben WM-Titeln Rekordhalter in der Formel 1. Doch eine am Montag eingebrachte Klage von Felipe Massa gefährdet nun den Status des Briten. Der Brasilianer will sich vor Gericht den WM-Titel 2008 erkämpfen, den er einst um einen Punkt gegen Hamilton verloren hatte.

Massa ist der Ansicht, er sei wegen des als „Crashgate“ bekannten Vorfalls beim Grand Prix von Singapur der rechtmäßige Weltmeister von 2008. Er war damals ganz knapp hinter Hamilton Zweiter in der WM-Gesamtwertung geworden. Massas Sieg beim abschließenden Grand Prix von Brasilien reichte nicht, um den damaligen McLaren-Piloten, der im Rennen Fünfter geworden war, noch von der Spitze zu verdrängen. Nach Angaben des früheren Ferrari- und Williams-Fahrers wird sein Fall vor der King’s Bench Division des High Court verhandelt. Vor Gericht will er nun nachträglich als Weltmeister anerkannt werden.

Felipe Massa auf dem Podest beim GP von Brasilien 2008
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Felipe Massa (Mi.) gewann 2008 zwar das letzte Rennen, die WM-Krone verpasste er aber um einen Punkt

Piquets absichtlicher Crash im Fokus

Massa geht es um die Vorkommnisse rund um das Singapur-Rennen 2008. Massa führte das Nachtrennen damals lange an. Auf dem engen Stadtkurs krachte aber später sein Landsmann Nelson Piquet junior mit seinem Renault in die Leitplanken. Nach dem Piquet-Crash – der letztlich dessen Teamkollegen Fernando Alonso den Sieg ermöglichte – und der folgenden Safety-Car-Phase unterlief Ferrari ein missratener Boxenstopp samt abgerissenem Tankrüssel, wodurch Massa schließlich punktelos nur als 13. ins Ziel kam. Wie sich später herausstellte, hatten der damalige Renault-Teamchef Flavio Briatore und dessen Technikchef Pat Symonds den Crash im viertletzten Saisonrennen angeordnet. Beide wurden gesperrt – und später wieder begnadigt.

Crash von Nelson Piquet Jr. in Singapur 2008
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Der absichtliche Unfall von Nelson Piquet in Singapur entschied letztlich die WM mit

Auslöser für Massas Vorgehen war insbesondere auch ein Interview des ehemaligen Formel-1-Bosses Ecclestone, wonach in Kreisen der Formel 1 und FIA angeblich schon vor dem Saisonende 2008 der kontroverse Vorfall um Piquet junior bekannt war. Man habe sich aber dagegen entschieden, Schritte einzuleiten. Ecclestone soll zudem gesagt haben, Massa sei „des Titels beraubt worden, den er verdient hätte“. Der heute 93-Jährige meinte letztes Jahr, er könne sich nicht mehr daran erinnern, das gesagt zu haben.

In einem Gerichtsdokument, das von Massas Vertretern vorgelegt wurde, heißt es, die eingeklagten 82 Millionen Euro seien die beste Schätzung seiner angeblichen finanziellen Verluste aufgrund des um einen einzigen Punkt verpassten Titels. Diese Summe entspräche der Differenz zwischen dem Gehalt für den Rest seiner Karriere und den Einnahmen aus Sponsoren- und Werbeverträgen sowie einem Bonus von 1,7 Millionen Pfund, den er von Ferrari im Falle des Titels erhalten hätte. Brasilianischen Medienberichten zufolge fordert Massa sogar bis zu 175 Mio. Euro.