Skifahrer Manuel Feller (AUT)
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Ski alpin

Feller „definitiv noch nicht fertig“

Manuel Feller bekommt beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm nach dem Slalom am Sonntag (10.30/13.30 Uhr, live in ORF1) erstmals die Kristallkugel für den Gewinn des Disziplinenweltcups überreicht. Bei dem Tiroler weckte seine bisher beste Saison den Hunger nach weiteren Großtaten. „Ich bin definitiv noch nicht fertig“, sagte der 31-Jährige. „Nicht unbedingt der Erfolg, aber die Emotion oder der Moment im Ziel, das macht einfach süchtig“, sagte Feller. „Und von dem her strebe ich nach mehr.“

Mit Siegen in Gurgl, Adelboden, Wengen und Palisades Tahoe hat Feller in diesem Winter eine Dominanz entfaltet wie zuletzt im Slalom nur Marcel Hirscher und Henrik Kristoffersen. „Ich glaube, ich habe jahrelang genug dafür gekämpft“, sagte der Tiroler bei einem Medientermin. „Vor allem muss man sagen, es waren vier Siege auf unterschiedlichsten Bedingungen und auf den schwierigsten Hängen, die es im Slalom-Weltcup gibt.“

Am meisten stolz machten ihn die Erfolge bei den Schweiz-Klassikern, sagte Feller. Der schönste Sieg sei aber jener zu Saisonbeginn in Gurgl gewesen, „weil ich ihn mit zwei Teamkollegen teilen konnte“. Marco Schwarz belegte im November den zweiten Platz, Michael Matt wurde Dritter. Im Ötztal war auch erstmals das Glückspaar Ski im Einsatz, das ihn bis auf Madonna di Campiglio, wo er bewusst über sein Limit gegangen sei, immer zum Sieg getragen hat. Die Kante sei mittlerweile zwar schon arg dünn, es würde sich aber „ausgehen, dass ich ihn noch einmal auspacken könnte“, wenn die Bedingungen die richtigen seien.

Kein unnötiges Risiko eingegangen

Ein weiteres Erfolgsgeheimnis in dieser Saison sei der sparsamere Einsatz von Risiko aufgrund seiner Kenntnisse aller Verhältnisse und Strecken gewesen. Feller berichtete, er habe die Läufe gedanklich stets seziert und Abschnitte nach den Parametern Taktik und Risiko geordnet. „Ich weiß, wo es sinnlos ist, Risiko einzugehen, und ich weiß, wo ich das brachial ausnutzen kann, Risiko einzugehen“, sagte er. Mit dem sei er gut gefahren. Der frühere „Bruchpilot“ leistete sich keinen Ausfall und war vor dem finalen Slalom im schlechtesten Fall Fünfter.

Manuel Feller jubelt zusammen mit Michael Matt und Marco Schwarz
GEPA/Harald Steiner
In Gurgl feierte Feller (M.) vor Schwarz (r.) und Matt (l.) seinen schönsten Saisonsieg

Dabei war noch bis in den August 2023 nicht festgestanden, ob Feller in der folgenden Saison überhaupt antreten wird. „Ich könnte meinem Körper eigentlich eine Saison Pause gönnen“, habe er sich vor einem Halbjahr ohne Großereignis gedacht. „Ich bin aber dann nach Chile angereist und habe da wieder Spaß am Skifahren gefunden, habe so viele Schneetage wie noch nie in einer Vorbereitung absolviert. Und dann ist es Step by Step gegangen.“

Rücken wird Problemzone bleiben

Das Ergebnis war „die reibungsloseste Saison, die ich bis jetzt gehabt habe“. Sein Rücken verhielt sich abgesehen von Alta Badia, wo er vor zwei Rennen zwei Trainingstage absolviert hatte, ruhig. „Das war der einzige Fehler, den ich heuer gemacht habe.“ Seine Problemzone werde er zwar auch in Zukunft immer spüren, wenn er ein bisschen zu viel muskuläre Spannung habe, „aber wir haben es im Griff“, sagte Feller. „Ich war bei keinem Rennen am Start, wo ich mir gedacht habe, ich bin nicht hundertprozentig bereit.“

An der Herangehensweise für die nächsten Jahre wolle er daher nichts Gravierendes verändern. Die WM in Saalbach-Hinterglemm sei noch ein großes Ziel. „Die letzten Jahre haben viele Leute oft gesagt: ‚Jetzt wird er fertig sein‘ oder ‚Jetzt ist es vorbei mit ihm‘. Vorbei ist es, wenn ich sage, es ist vorbei“, stellte Feller klar. „Und es gäbe natürlich nichts Schöneres, als zu Hause bei einer WM am Podium zu stehen. Das wäre fast kitschig.“

Zuerst will er jedoch noch diese Saison erfolgreich und feucht-fröhlich ausklingen lassen. Zu seiner Unterstützung würden „140 Leute aus Fieberbrunn und noch mehr aus ganz Österreich“ am Wochenende nach Saalbach-Hinterglemm pilgern. „Es sind unglaublich viele Leute, die sich am Montag freigenommen haben, damit sie das mit mir zelebrieren können“, sagte Feller. „Ich habe bis jetzt nicht gefeiert, und feiern kann ich schon gut. Das habe ich auch von gewissen Leuten gelernt, die da am Sonntag dabei sind. Von dem her werden wir es sicher krachen lassen.“