Ski alpin

Odermatt verpasst perfekte Saison

Marco Odermatt hat im letzten Riesentorlauf des Winters die perfekte Saison durch seine Finger rutschen lassen. Der Schweizer Dominator fiel am Samstag beim Weltcup-Finale in Saalbach-Hinterglemm mit dem zehnten Sieg im zehnten Rennen vor Augen im zweiten Lauf aus und stand damit nach 13 Siegen in Folge nicht auf der obersten Stufe des Podests. Sein Landsmann Loic Meillard sorgte jedoch dafür, dass der Sieg trotzdem an die Schweiz ging.

Der letzte Sieger eines Riesentorlaufs, der nicht auf den Namen Marco Odermatt gehört hatte, war Marco Schwarz am 25. Februar 2023 in Palisades Tahoe gewesen. Nun holte sich Meillard, der zur Halbzeit 0,40 Sek. Rückstand auf seinen Landsmann gehabt hatte, seinen zweiten Weltcup-Sieg in dieser Saison nach dem Slalom. Joan Verdu aus Andorra (+0,71) und Meillards Landsmann Thomas Tumler (+0,79) komplettierten das unerwartete Podest. Stefan Brennsteiner wurde bei der WM-Generalprobe als bester Österreicher Vierter.

Trotz des Ausfalls von Odermatt setzten zumindest die Schweizer ihre Dominanz in dieser Saison fort. Meillards insgesamt vierter Weltcup-Sieg und der zweite in einem Riesentorlauf nach Schladming 2023 war nicht nur der 14. im Riesentorlauf in Folge für Österreichs Nachbarn, sondern auch der 17. Erfolg bei den Männern in dieser Saison. Zum Vergleich: Österreich hält kurz vor Schluss bei sieben Siegen.

Meillard erbt Sieg

Loic Meillard zeigte beim letzten Saisonrennen keine Schwäche und nutzte den Ausfall seines prominenten Landsmannes letztlich zum Sieg.

Meillard zeigte sich über seinen doch überraschenden Erfolg im ORF-Interview erleichtert. „Ich bin froh, dass wir es geschafft haben, die Saison zu drehen. Ich bin mit hohen Erwartungen in die Saison gegangen, und dann ist alles in die andere Richtung abgebogen. Selbstvertrauen spielt in unserem Sport eine große Rolle“, sagte der Schweizer, der zuletzt mit zwei zweiten Plätzen in Aspen bereits angeklopft hatte: „Nach dem letzten Wochenende hatte ich wieder Vertrauen. Wir haben gezeigt, dass wir Marco auch pushen können. Ich hoffe, dass wir ihn nächste Saison von Anfang an fordern können.“

1. Loic Meillard (SUI)
2. Joan Verdu (AND)
3. Thomas Tumler (SUI)

Brennsteiner mit Aufholjagd

Apropos Österreich: Auch für Rot-Weiß-Rot endete der letzte Riesentorlauf der Saison mit einem Spitzenplatz. Brennsteiner fehlten am Ende 41 Hundertstelsekunden auf die Podestplätze. Der Lokalmatador aus Niedernsill im Oberpinzgau machte im Finale dank einer starken Fahrt und der Fehler der Konkurrenz sieben Ränge gut und sorgte so für einen versöhnlichen Abschluss einer durchwachsenen Saison.

„Der zweite Lauf war super, war engagiert. Ich hatte zwei kleine Fehler, aber die Zeit habe ich im ersten Durchgang liegen gelassen. Ich brauche für nächste Saison noch ein breiteres Spektrum, damit ich auch auf eisigen Strecken stabil bin“, sagte Brennsteiner im ORF-Interview. Der Salzburger blickte auch schon mit Vorfreude auf die WM in einem Jahr voraus: „Der Hang ist cool und lange, ich freue mich auf die WM im nächsten Februar. Auch wenn wir dann hoffentlich nicht solche Verhältnisse haben wie heute.“

Brennsteiner bester Österreicher

Der Salzburger Lokalmatador erwischte im zweiten Lauf fast die Ideallinie und katapultierte sich am Ende fast noch auf das Podest.

Feller in Top Ten

Nicht ganz nach Wunsch verlief der Auftakt des Weltcup-Finales für Manuel Feller. Der Tiroler, der nach dem letzten Rennen am Sonntag (10.30 bzw. 13.30 Uhr, live in ORF1) die Kristallkugel für den besten Slalom-Läufer der Saison überreicht bekommt, landete im Riesentorlauf auf dem zehnten Platz. Eine Nullnummer gab es für Raphael Haaser. Der Tiroler, schon zur Halbzeit nach einem schweren Fehler im ersten Lauf fast fünf Sekunden zurück, riskierte in der Entscheidung zu viel und rutschte auf dem Innenski aus.

Feller war nach dem letzten Riesentorlauf zumindest mit seinem zweiten Durchgang halbwegs zufrieden. „Es waren mehr gute Schwünge dabei, so wie ich mir das vorstelle, im Allgemeinen war es eine Steigerung gegenüber dem ersten Durchgang. Auch wenn es zwischendurch schon monoton nur Schwung auf Schwung war, dort muss man geduldig bleiben“, sagte der Tiroler.

„Unnötiger Fehler“ von Odermatt

Während der zweitplatzierte Verdu über das beste Ergebnis seiner Weltcup-Karriere jubelte und sich der drittplatzierte Tumler im Alter von 34 Jahren über seinen ersten zweiten Podestplatz freuen durfte, war Odermatt der große Verlierer des Tages. „Logisch überwiegen momentan die negativen Emotionen, das ist klar, wir sind alles Sportler, die gewinnen wollen. Wenn man gewinnen will, muss man riskieren. Dann kann mal ein Fehler passieren. Ein unnötiger“, sagte der Schweizer.

Der 26-Jährige, der neben dem bereits gewonnenen Gesamt- und Riesentorlauf-Weltcup bei den abschließenden Speed-Rennen nächste Woche auf dem Zwölferkogel von Hinterglemm auch nach den Kugeln in Super-G und Abfahrt greift, verpasste es mit seinem Ausfall, mit Allzeitgröße Ingemar Stenmark gleichzuziehen. Der Schwede hatte in der Saison 1978/79 alle zehn Riesentorläufe für sich entschieden.