Personen transportieren Boxen mit Gabelstapler, Reifen im Vordergrund
IMAGO/PanoramiC/Antonin Vincent
Formel 1

Rekordkalender für Stars „nicht nachhaltig“

Bahrain, Saudi-Arabien und am Wochenende Australien: Die Formel-1-Saison hat gerade erst Fahrt aufgenommen, doch der Rekordkalender mit erstmals 24 Grands Prix auf fast allen Kontinenten nervt die Stars um Weltmeister Max Verstappen bereits. „Ich habe schon jetzt das Gefühl, dass wir das Limit an Rennen weit überschritten haben“, kritisierte der Niederländer. Für Fernando Alonso sind der logistische Aufwand und Hunderttausende Flugkilometer „nicht nachhaltig, für niemanden“.

„Ich weiß natürlich, dass ich noch sehr jung bin, aber ich weiß auch, dass ich 24 Rennen nicht noch zehn Jahre lang machen werde“, meinte der 26-jährige Red-Bull-Pilot. Carlos Sainz sieht das genauso: „Meiner Meinung nach sind wir schon zu weit gegangen“, sagte der spanische Ferrari-Pilot, dessen Einsatz in Melbourne wegen der Folgen einer Blinddarmoperation nicht sicher ist. „Wir sind am Limit, was die Zahl der Rennen für Teampersonal, Fahrer, weitere Formel-1-Mitarbeiter, Journalisten und so weiter betrifft.“

Die 24 Events in diesem Jahr hält auch Alonso für übertrieben. Als der Spanier 2001 sein Formel-1-Debüt gab, wurden noch 17 Grands Prix gefahren. Der zweimalige Weltmeister kritisierte aber nicht nur, dass es keine Nachhaltigkeit gibt. Auch die Dauerdominanz von Verstappen sei dem Sport nicht zuträglich. „Stellen Sie sich vor, wie wir in die Rennen der zweiten Saisonhälfte gehen“, meinte Aston-Martin-Pilot Alonso, „und wenn es dann keinen Anreiz mehr geben sollte, um etwas zu kämpfen.“

Formel 1 umrundet fünfmal die Welt

Die Formel 1 hat den Anspruch, ein globaler Sport zu sein. Rund 200.000 Kilometer werden auf der logistischen Tour von Abu Dhabi bis Zandvoort zurückgelegt, das entspricht fünf Weltumrundungen. Trotz des Luxus vor allem für die Stars und Führungskräfte der Motorsportkönigsklasse zehrt das an den Kräften. Der Formel-1-Zirkus zieht aber weiter. Von Dschidda bis nach Melbourne sind es knapp 13.000 Kilometer Luftlinie.

Carlos Sainz während Interview
Reuters/Hamad I Mohammed
Ferrari-Pilot Sainz sieht die Formel 1 „am Limit, was die Zahl der Rennen“ betrifft

Ein Verstappen muss nicht in der Economy-Klasse fliegen, die Stars genießen den Komfort von Privatjets. Die Teams kümmern sich aber auch längst um Herz und Kopf aller weiteren Mitarbeiter. Für Mechaniker, Datenwissenschaftler und Co. gibt es Wohlfühlmanager, die sich auch um Schlafgewohnheiten angesichts von Jetlag-Distanzen kümmern. Die Köche wiederum bereiten Soulfood zu, das der Seele guttut.

Rotationssysteme für Mitarbeiter

„Man muss sich um die hart arbeitenden Menschen kümmern“, betonte Mercedes-Teamchef Toto Wolff. Längst gibt es auch Rotationssysteme für Mitarbeiter – sogar unter den Führungskräften am Kommandostand. „Wenn wir an den Punkt gelangen, dass wir Fahrer rotieren, dann sind wir zu weit gegangen“, befand Sainz. Dieses Szenario ist aber nicht realistisch, weil Spitzenfahrer wie Verstappen und Lewis Hamilton wegen ihrer Klasse nicht austauschbar sind.

Doch die Welttournee ist auch eine Belastungsprobe für die Umwelt. Man müsse „auch an die Auswirkungen denken, die wir auf die Welt haben“, bemerkte Mercedes-Pilot Hamilton. „Je mehr Rennen wir veranstalten, umso mehr reist dieser ganze Zirkus überallhin. Nachhaltigkeit sollte im Mittelpunkt der Entscheidungen stehen.“ Die Formel 1 jedenfalls will bis 2030 klimaneutral sein.

Sainz warnt vor weiterer Expansion

Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali bezeichnete 24 Grands Prix hingegen als angemessen. „Wir könnten schon heute mehr als 30, sogar 32 Rennen haben, weil jeder eines veranstalten will“, hatte der Italiener bereits vor einem Jahr zum Boom der Königsklasse gemeint. Sainz warnte vor einer weiteren Expansion und sieht die Gefahr, dass das Premiumprodukt verwässert wird. Die Formel 1 laufe Gefahr, dass die TV-Zuschauer „ein wenig den Appetit verlieren“, mahnte der Spanier. „Die Formel 1 muss exklusiv bleiben.“

Der Spanier, der zur kommenden Saison bei Ferrari von Rekordweltmeister Hamilton verdrängt wird, zog einen Vergleich zur UEFA Champions League im Fußball. „Die bekommt man nicht so oft, und die Höhepunkte dieser Spiele verbinden die Menschen.“ Allerdings wurde auch die Fußballkönigsklasse über die Jahre aufgebläht.