Ralf Rangnick und Nicolas Seiwald
IMAGO/Michal Fajt
Fußball

Selbstkritik begleitet Team auf Weg zu EM

Das österreichische Fußballnationalteam ist zwar mit einem Weltrekord ins EM-Jahr 2024 gestartet, doch die Leistung beim 2:0-Sieg in der Slowakei wurde von den Protagonisten durchaus selbstkritisch bewertet. Das gehört in der Ära Rangnick mittlerweile zum guten Ton und begleitet das Team auf dem Weg zur EM. Bereits am Dienstag (20.45 Uhr, live in ORF1) können es die Spieler im zweiten Vorbereitungsspiel in Wien gegen die Türkei besser machen.

Nach dem geschichtsträchtigen Auftakt in Bratislava – Christoph Baumgartner traf nach 6,3 Sekunden und damit so schnell wie noch kein Spieler in einem Männer-Länderspiel – machte sich Österreich trotz perfekten Starts gegen die Nummer 48 der Welt das Leben teilweise auch selbst schwer, gewann am Ende aber relativ souverän mit 2:0 – und damit zum vierten Mal in Folge auch ohne Gegentor.

„Früher wäre so ein Spiel vielleicht unentschieden ausgegangen, von daher haben wir Schritte nach vorne gemacht“, ortete Baumgartner in dieser Hinsicht schon Besserung. Doch insgesamt hat sich in der Ära Rangnick die Erwartungshaltung nach oben verschoben, allen voran auch jene der Spieler. Kapitän Marcel Sabitzer hatte nach dem 2:0 gegen Deutschland im November den Ball flach gehalten, im Wissen, wie die EM 2016 nach großer Euphorie für Österreich in die Hose ging.

ÖFB-Team startet erfolgreich ins EM-Jahr

Mit einem historischen Rekordtor von Christoph Baumgartner nach nur 6,3 Sekunden und einem zweiten Tor von Andreas Weimann feiert das Team den Sieg des Testspiels über die Slowakei.

„Die Jungs können schon selber einschätzen, wie ihre Leistung ist. Sie gehen auch ehrlich mit der Situation um“, ist Rangnick nicht überrascht, sondern sieht es auch so, wie es in Bratislava eben war. „Es war keine gute erste Halbzeit, abgesehen von den ersten Sekunden.“

Erst „Luft nach oben“, dann „richtige Schlüsse“

Und wenn Österreich wie am Samstag in der Slowakei bei Wind und Wetter am Ende trocken gewinnt, wird die Leistung unabhängig vom Resultat analysiert. Der Sieg sei schön, aber es gebe eben „Luft nach oben“, meinte der Dortmund-Legionär und sprach den „unsauberen und unkontrollierten“ Fußball vor der Pause an. Rangnick sprach von einer „zachen“ ersten Hälfte, in der EM-Starter Slowakei auch seine Hausaufgaben erledigt hatte. „In der ersten Hälfte waren wir im Pressing nicht giftig genug und haben zu viele Fehler im Ballbesitz gemacht“, formulierte es Baumgartner pointiert.

Dieser suchte noch in der ersten Hälfte den Weg zu Rangnick, um die Probleme zu besprechen. Letzterer meinte danach: „Wir haben in der zweiten Halbzeit die richtigen Schlüsse daraus gezogen.“ Entgegen seiner ursprünglichen Ankündigung, dass die Zeit zum Experimentieren vorbei sei, hatte Rangnick durchaus dem einen oder anderen Spieler die Chance gegeben, sich zu präsentieren. Leopold Querfeld gab ein durchwachsenes Debüt, Stefan Lainer ein ebensolches Comeback, und auch Patrick Pentz wird trotz guten Auftritts im Normalfall im Juni nicht das Tor hüten, sondern Alexander Schlager.

Stabiler Kern mit Aufstiegschancen

Rangnick, der auf Stars wie David Alaba und Marko Arnautovic dieser Tage verzichten muss, berichtete bezüglich EM-Kader, dass „wir schon so einen Kern – einen ‚stable core‘, wie der Engländer sagt, haben“. Dem gehören auch Romano Schmid und Andreas Weimann an, die beim 2:0 als Assistgeber und Vollstrecker gemeinsam Rangnick verzückten. „Das zweite Tor war traumhaft herausgespielt.“

Romano Schmid (AUT)
GEPA/Armin Rauthner
Romano Schmid hat sich in nur 20 Minuten für höhere Aufgaben empfohlen

„Romano ist in einer super Form, auch bei Werder Bremen. Er ist ein Spieler, der im Moment auch anklopft an die erste Elf mit seinem Selbstvertrauen.“ In der dünnen Stürmerabteilung sind Vollstrecker gerne gesehen: „Weimann ist ein Knipser, solche Bälle macht er, die macht er auch im Training. Es hat mich extrem für ihn gefreut. Er hat seine Nominierung und seine Einwechslung gerechtfertigt.“ Sabitzer, der das Tor einleitete, meinte: „Das 2:0 war nahe an der Perfektion“.

Test gegen Türkei mit „EM-Flair“

Gegen die Türkei dürfte Rangnick wohl auf seine beste derzeit verfügbare Elf zurückgreifen, zumal er und Spieler es auch als atmosphärischen EM-Test begreifen. „Es wird sicherlich ein emotionales Spiel. Ich hoffe nach wie vor, dass es ausverkauft wird. Es wird sicherlich eine gute Atmosphäre herrschen. Deswegen macht das Spiel aus unserer Sicht absolut Sinn“, erklärte der 65-Jährige.

Baumgartner weiß, „das ist eine sehr gute Mannschaft, gespickt mit absoluten Topspielern, teilweise Weltklassespielern. Da heißt es, am Punkt da zu sein und den Schwung im Hinblick auf die EM-Endrunde mitzunehmen.“ Der neue Weltrekordmann freut sich auf „ein bisschen EM-Flair“, denn auch viele türkische Fans haben sich angekündigt. „Zwei Fanlager gegeneinander, das wird eine geile Atmosphäre.“