Sportdirektor Peter Schoettel (ÖFB)
GEPA/Armin Rauthner
ÖFB

Schöttel über Entwicklung erfreut

Für ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel gibt es derzeit keinen Grund zur Klage. Rund zweieinhalb Monate vor Beginn der EM in Deutschland befindet sich das österreichische Nationalteam gut in Schuss, wie die jüngsten Testspielsiege gegen die EM-Starter Slowakei (2:0) und Türkei (6:1) bewiesen. Schöttel ortet „enorme Energie“ im Team.

„Wir haben in diesen zwei Partien Dinge zusammengebracht, die lange in Erinnerung bleiben werden“, sagte Schöttel und spielte damit auf Christoph Baumgartners „Weltrekordtor“ beim 2:0 in Bratislava sowie auf das 6:1-Schützenfest gegen die Türkei samt historischem Dreierpack von Michael Gregoritsch in Wien an.

Zudem präsentiere sich die Mannschaft trotz des Fehlens von Säulen wie David Alaba, Marko Arnautovic und Philipp Lienhart in beiden Spielen sowie Marcel Sabitzer gegen die Türkei, äußerst abgeklärt, betonte der Sportchef. „Es gelingt uns, in Phasen, in denen wir gut sind, effizient zu sein, und über Phasen, in denen der Gegner gut ist, drüberzukommen.“

Sportdirektor Peter Schöttel und Trainer Ralf Rangnick
GEPA/Johannes Friedl
Peter Schöttel und Teamchef Ralf Rangnick können der EM mit guten Gefühlen entgegensehen

„Haben sehr reflektierte Spieler“

Bei aller Freude über die jüngsten Ergebnisse sparte Schöttel aber auch nicht mit mahnenden Worten. So sei der Sieg gegen die Slowaken zwar „sicher“, die Leistung aber „eher durchwachsen“ gewesen. „Und die Türken haben in der ersten Hälfte gezeigt, dass sie richtig gut Fußball spielen können“, erinnerte der 57-Jährige an die Probleme der ÖFB-Auswahl am Dienstag vor der Pause.

Ähnlich hatten sich schon viele Teamspieler unmittelbar nach dem Schlusspfiff im Happel-Stadion geäußert. „Wir haben sehr reflektierte Spieler, die wissen, wie schnell es in jede Richtung gehen kann“, erklärte Schöttel. Positiv bewertete der Wiener auch die Kaderbreite. „Das Schönste am Türkei-Match waren für mich die letzten 15 Minuten. Da sind viele aus der zweiten und dritte Reihe reingekommen, und das Spiel ist weitergelaufen wie bisher, sie haben sogar noch mehr Frische reingebracht, die Abläufe haben gepasst.“

Zahl der EM-Kandidaten wird größer

Der Konkurrenzkampf um die 23 Kaderplätze ist voll entbrannt. „Da haben zuletzt einige ihre Karten massiv verbessert. Nichtsdestotrotz hoffen wir natürlich, dass unsere Schlüsselspieler zurückkommen“, sagte Schöttel.

Arnautovic muss wegen seiner Muskelverletzung wohl noch wochenlang pausieren, Lienharts Probleme werden gerade abgeklärt, und auf Alaba wartet ein Wettlauf gegen die Zeit. „Wir wissen alle, dass es bei David eng wird, doch bei einem Spieler wie ihm wird man sich die Option sicher bis zur letzten Minute offen lassen“, sagte Schöttel über den Kapitän, der im Moment seine Reha nach einem Mitte Dezember erlittenen Kreuzbandriss absolviert.

„Man sieht den Zusammenhalt“

Trotz der Personalsorgen zeigte sich Schöttel für die EM zuversichtlich. „Es wird sich keiner freuen, wenn er gegen uns spielt, denn man sieht den Zusammenhalt in unserem Team in jeder einzelnen Aktion. Gegen so eine Mannschaft zu spielen ist immer schwierig, auch für eine große Nation.“

Das Selbstvertrauen ist groß, die Euphorie unter den Fans entfacht – ganz im Gegensatz zur vergangenen EM, wo das ÖFB-Team knapp drei Monate vor der Endrunde eine 0:4-Heimniederlage in der WM-Qualifikation gegen Dänemark kassierte. „2021 war Unruhe da und viele Fragezeichen, ob das gutgeht. Jetzt ist es so, dass sehr vieles passt. Trotzdem sind wir demütig“, betonte Schöttel.

Vergleiche mit dem Team vor drei Jahren wolle er keine anstellen. „Aber ich kann sagen, dass die jetzige Mannschaft richtig gut ist. Sie ist in den letzten Monaten immer stabiler und selbstbewusster geworden.“ 2021 gelang immerhin der Aufstieg ins EM-Achtelfinale, wo gegen den späteren Europameister Italien erst nach Verlängerung Endstation war. Diesmal ist wieder das Überstehen der Gruppenphase das vorläufig große Ziel – ein schwieriges Unterfangen angesichts der Gegner Frankreich, Niederlande und Polen.