Jubel der Eishockeyspielerinnen
ÖEHV/Wolfgang Handler
Eishockey

Heim-WM als Push in Richtung Profitum

Zum dritten Mal nach 2009 und 2017 steigt in Österreich eine Eishockey-Weltmeisterschaft der Frauen. Das Turnier der Division 1A in Klagenfurt, das für die Österreicherinnen am Sonntag (ab 18.25 Uhr live in ORF Sport +) gegen Norwegen beginnt, soll im besten Fall den erstmaligen Aufstieg ins Oberhaus bringen. Die Heim-WM gilt aber auch als der nächste Puzzlestein auf dem Weg zur Professionalisierung des Sports in Österreich sein.

Echte österreichische Profispielerinnen gibt es mit Theresa Schafzahl in der nordamerikanischen PWHL und Schweden-Legionärin Anna Meixner nur zwei. „Die zwei sind Role-Models. Sie sind intern ein gutes Vorbild für junge Mädels und können den Sport auch nach außen gut präsentieren. Es geht in die richtige Richtung, wenn man weiß, wer Anna Meixner ist“, sagte ÖEHV-Vizepräsidentin Yasmin Stepina in einem APA-Interview. Beide sollen auch mithelfen, das ÖEHV-Team erstmals in die A-WM und damit in die Top Ten zu führen.

Frauen und Eishockey sind in Österreich eine relativ junge Kombination. Erste Ansätze gab es in den 1980er Jahren in Kärnten, 1998 wurden in Wien, Innsbruck und St. Johann/Tirol die ersten Frauenclubs gegründet. Drei Jahre später wurde eine Nationalmannschaft gebildet, Initiatoren waren der ehemalige Männer-Teamchef Ken Tyler und der Vorarlberger Martin Kogler, mittlerweile General Manager für die Frauen im heimischen Verband ÖEHV. Tyler machte in der Saison 2000/01 auf die international steigende Bedeutung der Frauen aufmerksam, Kogler nahm die Idee auf.

Auf private Initiative wurde am 31. März 2001 in Villach das erste Länderspiel ausgetragen. Im ganzen Land gab es damals nur rund 100 Spielerinnen und eine Liga mit fünf Vereinen auf bescheidenem Niveau. Ein Staatsmeister wurde noch nicht ermittelt. Die Vereine wurden eingeladen, je einen Block (zwei Verteidigerinnen, drei Stürmerinnen) für das Länderspiel gegen Ungarn (1:4) zur Verfügung zu stellen. Einige Monate später wurde die Division Dameneishockey bei der Jahreshauptversammlung des ÖEHV ins Leben gerufen. Aktuell sind rund 600 Spielerinnen in Österreich als aktiv gemeldet.

„Müssen eine Plattform bieten“

„In den vergangenen 20 Jahre wurde eine Basis geschaffen, dass wir Spielerinnen haben und eine Ligenstruktur aufbauen konnten. Jetzt ist der Punkt gekommen, wo es hingehen muss zur Professionalisierung, nicht nur in Österreich, sondern weltweit. Und nicht nur im Nationalteam, wir müssen die Vereine und Ligen mitnehmen und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu professionalisieren. Wir müssen den Mädels eine Plattform bieten, dass sie den Sport professionell ausüben können und nicht nur nebenbei spielen“, wird Stepina zitiert.

ÖEHV-Präsidentin Yasmin Stepina
GEPA/Armin Rauthner
ÖEHV-Vizepräsidentin Yasmin Stepina hat ein Ziel: Frauen-Eishockey in Österreich als Topsport zu verankern

Die Wienerin war sechsmal Meisterin mit den Sabres Vienna und langjährige Teamspielerin, danach Trainerin und ist seit Juni 2020 Vizepräsidenten des österreichischen Verbands. Dass der Weg zum Profitum noch ein sehr langer ist, ist Stepina bewusst. „Es gibt viele Projekte, viele einzelne Rädchen, an denen wir drehen müssen“, sagte die 36-Jährige. Ein Leuchtturmprojekt soll das geplante Bundesleistungszentrum in Villach werden, in dem nach Fertigstellung der neuen Halle (geplant Ende 2026) in Kooperation mit Schulen U16- und U18-Spielerinnen ausgebildet werden sollen.

Präsenz bei WM soll helfen

Die kommende WM in Klagenfurt soll schon in den kommenden Tagen einen Push bringen. „Wenn man eine Sportart in der Heimat publik machen möchte, braucht man Präsenz im Land. Das geht nur durch so ein Event. Wir wollen die Leute in die Halle bringen und die Spielerinnen bekannt machen“, erklärte Stepina. Nachdem vor sieben Jahren in Graz durchschnittlich rund 1.000 Zuschauerinnen und Zuschauer die Spiele des ÖEHV-Teams besucht haben, ist „das ehrgeizige Ziel, zu verdoppeln“.

Theresa Schafzahl
IMAGO/Nordphoto/Gmbh / Hafner
Schafzahl (l.) und Co. sollen bei der Heim-WM das Publikum in die Halle locken

500.000 Euro Budget nahm man für das Turnier in die Hand, fünfmal so viel wie 2009, als die Teamspielerinnen während der WM in Sechs- bis Achtbettzimmern in einer Jugendherberge untergebracht waren. Stepina erinnert sich in ihrer Anfangszeit an Trainingszeiten zwischen 21.00 und 23.00 Uhr – für 14- und 15-jährige Spielerinnen. „Da hat sich sehr, sehr viel getan“, betont sie.

Neue Liga in den Startlöchern

Das rot-weiß-rote Frauen-Nationalteam ist seit dem Aufstieg in die zweite WM-Leistungsstufe 2008 nie mehr abgestiegen und aktuell auf Platz 13 der Weltrangliste. Fünf heimische Vereine spielen in der EWHL (European Women’s Hockey League) mit Clubs aus Ungarn, der Slowakei, Italien, Polen und Kasachstan. Die Bundesliga (DEBL) wurde ebenfalls länderübergreifend ausgetragen, darunter gab es eine DEBL2. Das Nationalteam hat mit win2day bereits einen Sponsor, der nun auch der Liga auf die Sprünge helfen soll.

Spielplan:
21.04. Frankreich Niederlande 5:1
Ungarn Südkorea 2:0
Norwegen Österreich 3:2
22.04. Ungarn Niederlande 2:0
Norwegen Frankreich 4:3 n. P.
Österreich Südkorea 6:0
24.04. Norwegen Ungarn 2:1 n. P.
Niederlande Südkorea 3:1
Frankreich Österreich 5:3
26.04. Frankreich Südkorea 5:0
Norwegen Niederlande 1:0 n. P.
Österreich Ungarn 3:2 n. P.
27.04. Norwegen Südkorea 8:0
Ungarn Frankreich 2:1
Österreich Niederlande 6:5 n.V.