Bundesliga

Fauxpas von Rapid lässt Sturm jubeln

Puntigamer Sturm Graz hat am Freitag in der Admiral Bundesliga einen 1:0-Heimsieg über den SK Rapid gefeiert. Die Steirer profitierten in einem ereignisarmen Spiel von einem schweren Patzer von Rapid-Tormann Niklas Hedl, der einen Ball im Strafraum ausließ – Stürmer Mika Biereth schob jubelnd ins leere Tor ein.

Die entscheidende Szene ereignete sich in der 79. Minute: Einen viel zu steilen Pass von Amady Camara zu Biereth hatte Hedl nur vermeintlich sicher, der Schlussmann ließ das Leder im Liegen wieder aus, und der Däne traf ohne Probleme zum glücklichen Heimsieg, wenngleich die Grazer einem Treffer in einer chancenarmen Partie näher waren.

Für Rapid war es die erste Niederlage nach neun Ligaspielen und erst die zweite unter Trainer Klauß. Die Wiener haben bald die Chance zur Revanche, denn es war das erste von drei Duellen innerhalb von zwölf Tagen. Nächsten Mittwoch begegnet man sich in der Meistergruppe im Retourspiel in Wien, am 1. Mai (17.00 Uhr, live in ORF1) im Finale des ÖFB-Cups in Klagenfurt, wo es zur Neuauflage des Endspiels kommt.

Tor von Mika Miles Biereth
APA/Erwin Scheriau
Hedl ließ den Ball aus, und Biereth muss das Leder nur noch über die Linie drücken

Sturms Aufstellung hatte nur eine kleine Überraschung zu bieten. Biereth bekam in Seedy Jatta statt William Böving einen neuen Sturmpartner. Der Norweger sollte bei seinem ersten Startelfeinsatz 2024 die Rapid-Defensive laut Christian Ilzer „noch mehr anbohren“.

Rapid-Coach Robert Klauß war zur Improvisation gezwungen. Mit Leopold Querfeld und Terence Kongolo fehlte die Innenverteidigung. Die Vertretung hieß Maximilian Hofmann und Neraysho Kasanwirjo. Der sonst gesetzte Mittelfeldmann Nikolaus Sattlberger saß eine Sperre ab und wurde von Roman Kerschbaum ersetzt. Marco Grüll rückte anstelle des angeschlagenen Guido Burgstaller in die Sturmspitze. Ismail Seydi gab am rechten Flügel sein Startelfdebüt.

Schaumgebremste erste Hälfte

Die 15.205 Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Oval erlebten eine schaumgebremste erste Hälfte mit wenig Strafraumaktionen. Sturm übernahm die Spielkontrolle, für die erste Chance brauchte es aber eine Standardsituation. Gregory Wüthrich traf den Ball in aussichtsreicher Position nicht richtig (15.). Rapid zog sich vor den Augen von ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick zeitweise tief zurück. Den zunehmend dominanter werdenden Grazern gelang es dabei nicht, das kompakte Zentrum aus dem Spiel heraus zu knacken.

Ein Fehlpass von Rapids Kasanwirjo im Spielaufbau bescherte Sturm die größte Möglichkeit in Hälfte eins. Jatta scheiterte an Goalie Niklas Hedl (34.). Den seltenen Rapid-Kontern fehlte oft der letzte Pass. Die beste Wiener Chance im ersten Abschnitt fand Christoph Lang vor. Der Ex-Grazer zögerte beim Abschluss innerhalb des Strafraums zu lange und wurde geblockt (42.).

Grazer mit Chancenplus

Nach Wiederbeginn sammelten die Grazer rasch ein Chancenplus. Ein Schuss von Otar Kiteishvili streifte die Außenstange (52.). Jatta ließ auch seinen zweiten „Sitzer“ aus. Der Abschluss des 21-Jährigen, der nach einem Eckball völlig frei am Fünfereck auftauchte, missglückte völlig (54.). Auf der Gegenseite klaubte Viteszlav Jaros im Grazer Tor einen „Roller“ von Marco Grüll auf (56.). Der Sturm-Goalie wurde kurz darauf fast von Seydi mit einem Schuss ins kurze Eck überrascht (63.).

Sturm versuchte in der Folge, mit einigen Wechseln seine längere Bank auszuspielen. Kiteishvili tankte sich im Zusammenspiel mit Biereth durch, konnte Hedl aber nicht bezwingen (66.). In Minute 79 machte sich der junge ÖFB-Team-Aspirant seine bis dato fehlerlose Leistung selbst zunichte, indem er einen viel zu weit geratenen Steilpass wieder ausließ. Biereth lief mit dem Ball ins leere Tor. Eine wirkliche Schlussoffensive der Gäste fand erst in den letzten Minuten statt. Fally Mayulu verpasste das 1:1 mit einem zu zentralen Schuss auf Jaros (91.).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Es war das Glück des Tüchtigen oder anders formuliert: Es hat die Mannschaft gewonnen, die mehr fürs Spiel gemacht hat. Natürlich war es ein großer Fehler von (Rapid-Goalie) Hedl, aber er hat davor auch das 0:0 gegen Seedy (Jatta) festgehalten. Wenn ich Expected-Goals-Werte, Schüsse, Ballbesitz anschaue, dann spricht alles für uns. Dass wir so gewinnen, ist dann natürlich auch glücklich.“

Robert Klauß (Rapid-Trainer): „Es ist sehr bitter, dass wir uns nicht belohnt haben, weil wir kaum etwas zugelassen haben und viel Aufwand betrieben haben. Wir hatten nicht viel nach vorne, es war ein klassisches 0:0-Spiel.“ Zum Fehler von Goalie Hedl: „Das passiert ihm wahrscheinlich einmal im Leben. Er ist natürlich enttäuscht, aber er ist vom Typ her so gefestigt, dass er das abhaken kann. Wir sind für ihn da. Ich habe ihm gesagt, lieber jetzt als später – etwa im Cupfinale.“

Admiral Bundesliga, 27. Runde, Meistergruppe

Freitag:

Sturm Graz – SK Rapid 1:0 (0:0)

Graz, Merkur-Arena, 15.205 (ausverkauft), SR Hameter

Tor: Biereth (79.)

Sturm: Jaros – Gazibegovic (74./Johnston), Affengruber, Wüthrich, Lavalee – Gorenc Stankovic – Horvat (62./Böving), Kiteishvili (84./Schnegg), Prass – Biereth, Jatta (62./Camara)

Rapid: Hedl – Oswald, Kasanwirjo, Hofmann, Auer – Grgic, Kerschbaum (89./Kaygin) – Seydi (74./Jansson), Seidl, Lang (74./Mayulu) – Grüll

Gelbe Karten: Affengruber bzw. Kerschbaum, Grüll