In der WM-Wertung baute der 26-jährige Niederländer seinen Vorsprung wieder um 15 Zähler aus und führt 25 Punkte vor seinem Teamkollegen Perez. Auch in der Konstrukteurswertung hängte Red Bull seine Verfolger weiter ab, nachdem Ferrari am Sonntag im Kampf um den Sieg keine Rolle spielte. Auch Norris hatte im McLaren wenig reelle Chancen auf den Sieg, holte sich mit seiner starken Vorstellung aber zumindest den Titel des Fahrer des Tages.
Das Rennen verlief großteils in geordneten Bahnen, lediglich eine länger Safety-Car-Phase zur Mitte des Rennens sorgte für wilde Szenen, deren Leidtragende die beiden RB-Boliden von Daniel Ricciardo und Yuki Tsunoda waren. Beide mussten nach unverschuldeten Kollisionen das Rennen beenden. Nach zwei Wochen Pause jagt Verstappen am 5. Mai in Miami (22.00 Uhr, live in ORF1) nach seinem nächsten Sieg.
Analyse des GP von China im ORF-Motorhome
Ernst Hausleitner analysiert den Sieg von Max Verstappen beim Grand Prix von China in Schanghai mit den Motorsportexperten Robert Lechner und Charlie Wurz.
Verstappen fährt „wie auf Schienen“
„Es hat sich heute super angefühlt. Es ist alles wie auf Schienen gelaufen“, sagte ein glücklicher Verstappen im Interview nach seinem 38. Sieg in den letzten 49 Rennen.
„Wir waren das ganze Wochenende sehr schnell, es macht sehr viel Spaß, so zu fahren. Wir haben die richtige Reifenwahl getroffen, wir haben alles richtig gemacht. Zum Schluss waren da irgendwo Wrackteile, und ich bin mit 300 km/h drübergefahren. Da hört man dann natürlich immer etwas klappern. Auch in zwei Wochen in Miami sollte unser Auto gut gehen. Ich glaube, auch dort wird es ein wildes Rennen.“
Norris: „Habe mir das nicht erwartet“
Dem zweitplatzierten Norris stand die Freude über das gute Resultat ins Gesicht geschrieben: „Ich habe mir das nicht erwartet. Wir hatten ein tolles Rennen, unser Reifenmanagement war viel besser als gestern im Sprint. Mich hat unsere Pace richtig überrascht, auch dass Ferrari nicht so schnell war. Ich hatte damit gerechnet, dass ich am Ende 45 Sekunden hinter ihnen sein werde.“
Weniger glücklich mit dem Rennen als sein Teamkollege Verstappen war Perez im zweiten Red Bull: „Wir haben leider durch das Safety-Car zwei Plätze verloren, wir haben schon sehr früh auf die harten Reifen gewechselt, die zum Schluss ein wenig eingegangen sind. Aber mit dem Podest muss man zufrieden sein, auch wenn die Plätze eins und zwei besser gewesen wären. Wir haben einen guten Job abgeliefert, auch wenn die Pace nicht so da war und wir die Bedingungen nicht korrekt analysiert haben.“
Alonso versucht sein Glück
Bei leichtem Nieselregen zog Verstappen beim Start von der Poleposition davon, aber Fernando Alonso schoss von Platz drei mit einem perfekten Start außen an Perez vorbei und schob sich auf Rang zwei. Doch der fulminante Beginn war mehr Show als ernsthafte Ambition auf einen Topplatz.
In der achten Runde ging Lando Norris am Aston Martin des Spaniers vorbei, der seine Reifen schon ordentlich beansprucht hatte. Zwei Reifenstopps hatten die Teamstrategen ausgerechnet, entsprechend früh kamen die ersten Fahrer an die Box. In Runde zehn holten sich die Piloten bereits die harten oder Mediumreifen ab.
Für Ferrari lief das Rennen nicht nach Wunsch. Die roten Renner kam nicht richtig in Schwung. In der 14. Runde ging Verstappen erstmals an die Box, und Norris übernahm kurzfristig die Führung. Doch der 26-jährige Niederländer war wieder einmal nicht zu stoppen, der Red Bull zu stark für die Konkurrenz.
Konkurrenten „schießen“ RB-Boliden ab
Nach einem Motorschaden von Valtteri Bottas’ Kick Sauber in der 21. Runde gab es zunächst eine virtuelle Safety-Car-Phase, dann das reale Safety-Car. Die Streckenposten hatte alle Mühe, das „bockige“ Auto mit stecken gebliebenem Gang vom Kurs zu schieben. Die Teams riefen innerhalb einer Runde sofort ihre Fahrer an die Box, und wer konnte, zog harte Reifen auf, um das restliche Rennen ohne Stopp durchfahren zu können.
Verstappens schon beträchtlicher Vorsprung schmolz wieder zusammen, was aber am Ende keine Rolle spielen sollte. Zu überlegen waren die Red Bull. Für das Schwesterteam von RB lief es hingegen gar nicht gut. Zunächst knallte Lance Stroll noch während der Safety-Car-Phase ins Heck von Daniel Ricciardo. Das Auto des Australiers wurde nach oben gedrückt und beschädigt.
Ricciardo schleppte sein Auto zunächst weiter über die Strecke. Für Teamkollegen Yuki Tsunoda war das Rennen jedoch gleich vorbei, nach dem er vom Haas von Kevin Magnussen von hinten „angeschubst“ wurde und sich von der Strecke drehte.
Norris von Platz zwei nicht zu verdrängen
An der Spitze fuhr Verstappen wie so oft unbehelligt sein Rennen. Auch einen Schreckensmoment kurz vor Schluss überstand er unbeschadet, als der Niederländer aufgeregt an die Box funkte, er sei über einen Wrackteil gerast und fürchte einen Reifenschaden. Hinter Verstappen kämpfte Norris im McLaren verbissen um den zweiten Platz, und Charles Leclerc und Perez duellierten sich um den letzten Platz auf dem Podest. Doch wie bereits zu Beginn des Rennens war heute kein Ferrari-Tag.
Perez hielt Leclerc und Carlos Sainz in Schach, die sich einige Runden vor Schluss bereits brav auf den Rängen vier und fünf eingeordnet hatten. Auf Platz sechs hatte sich George Russell im Mercedes festgesetzt, eine Position vor Alonso, der sein Tempo vom Start erwartungsgemäß nicht über das gesamte Rennen halten konnte, sich aber dennoch den Extrapunkt für die schnellste Runde gutschreiben ließ. Auf Platz neun (+ 57,986 Sek.) reihte sich nach einem erneut unauffälligem Rennen Lewis Hamilton im zweiten Mercedes ein.