die österreichische Judoka Lubjana Piovesana
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Judo

Österreich bei EM mit Nachholbedarf

In Zagreb geht ab Donnerstag mit der Europameisterschaft das erste von drei Großereignissen im Judo innerhalb von nur 13 Wochen über die Bühne. In Abwesenheit der Olympiazweiten Michaela Polleres, die sich ganz auf die Paris-Vorbereitung konzentriert, hofft man bei Judo Austria in Kroatien auf „zumindest eine Medaille“. Dieses Ziel war zuletzt nicht immer in Reichweite.

Head-Coach Yvonne Snir-Bönisch warnt daher auch davor, die Dichte des Feldes zu unterschätzen. „Selbst wenn ein, zwei Topathleten fehlen, ist die EM so gut besetzt, dass es extrem schwierig ist, vorne zu landen“, sagte die Deutsche.

Seit 2021 gab es drei WM-Medaillen für Judo Austria, bei den kontinentalen Wettkämpfen war zuletzt allerdings weniger drinnen. „Bei der EM hatten wir seit 2021 überraschenderweise nur eine Medaille“, sagte Snir-Bönisch. Das soll sich nun ändern. „Wir wollen mit einer Medaille nach Hause fahren, gerne auch mit mehr.“

Judo-Cheftrainerin Yvonne Snir-Bönisch
GEPA/Christian Moser
Yvonne Snir-Bönisch zeigt es an: Zumindest ein Stockerlplatz soll her

Zwei im Favoritenkreis, aber noch ohne EM-Medaille

Mit Lubjana Piovesana (bis 63 kg/Nummer sieben) und Shamil Borchashvili (bis 81/drei) sind zwei Akteure des Österreichischen Judoverbands (ÖJV) gesetzt. „Beide gehören zum engsten Kreis der Medaillenanwärter, für beide wäre es die erste EM-Medaille ihrer Karriere. Shamil hat bei Olympia und bei der WM jeweils schon Bronze geholt, ihm fehlt in seiner Medaillensammlung nur noch diese EM-Einzelmedaille. Beide stehen hoch im Kurs“, glaubt Snir-Bönisch.

Borchashvili ist trotz einer leichten Verkühlung, an der er zuletzt laborierte, besonders motiviert. „Ich will mir diese fehlende EM-Einzelmedaille unbedingt in Zagreb holen, idealerweise in Gold. Das wäre ein weiterer Meilenstein in meiner Karriere“, sagte der Olympiadritte von Tokio.

Judoka wollen EM-Durststrecke beenden

Intensiv wie nie zuvor gestaltet sich das Wettkampfprogramm der Judo-Asse vor den Olympischen Spielen in Paris. Innerhalb von einem Monat werden Europameisterschafts- und WM-Titel vergeben. In Zagreb will das heimische Team nach drei Jahren Pause ab Donnerstag endlich wieder eine EM-Medaille holen.

Sieg in Baku als Motivationsschub

Piovesana hat Anfang Jänner 2023 die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten. Die geborene Britin hat angekündigt, noch dieses Jahr einen Deutschintensivkurs zu belegen, vorerst unterhält sie sich aber lieber noch auf Englisch. „Ich hoffe auf eine Medaille, weil ich dieses Jahr einen Grand Slam (in Baku, Anm.) gewonnen habe und die Nummern eins und zwei der Welt geschlagen habe“, sagte sie.

Zuletzt habe sie vor allem an ihrem Nervenkostüm gearbeitet. „Denn das hat manchmal meine Performance behindert.“ Wenn alles klappt, dann wäre sie eine Kandidatin, die bei der EM, der WM in Abu Dhabi (19. bis 24. Mai) und dann bei Olympia (Judobewerbe vom 27.7. bis 3.8.) vorne dabei sein könnte. „Ich hoffe, dass es klappt“, so die Wahlösterreicherin, die wegen Mobbings im britischen Verband den Nationenwechsel vollzogen hat.

Filzmoser letzte heimische Europameisterin

EM-Gold wäre aus ÖJV-Sicht überfällig, war doch Sabrina Filzmoser 2011 in Istanbul die bisher letzte Europameisterin aus Österreich. Neben Polleres fehlen in Zagreb auch der angeschlagene Aaron Fara (bis 100/Knie) und Thomas Scharfetter (bis 90/fällt nach Arbeitsunfall lange aus).

Für eine Überraschung aus dem ÖJV-Kontingent könnte auch Piovesanas Lebensgefährte Laurin Böhler sorgen, der mit zwei Siegen und zwei dritten Plätzen sehr stark in die Saison gestartet ist – und das nach langer Verletzungspause. „Ich hab jetzt für mich selbst gezeigt, dass ich wieder dahingekommen bin, wo ich schon war.“ Nun gelte es für ihn, im nächsten Schritt auch bei einer WM oder EM eine Medaille zu machen.