Ski alpin

Hirscher gibt Sensationscomeback

Der ehemalige ÖSV-Superstar Marcel Hirscher gibt ein Sensationscomeback im alpinen Skiweltcup. Der mittlerweile 35-Jährige kehrt im kommenden Winter für eine Saison in den Skizirkus zurück – und zwar für die Niederlande, das Geburtsland seiner Mutter. Der Österreichische Skiverband (ÖSV) bestätigte am Mittwoch den Nationenwechsel seines ehemaligen Superstars.

„Natürlich bedauern wir seine Entscheidung, einen Nationenwechsel zur Niederländischen Skivereinigung zu beantragen, sehr, aber schlussendlich haben wir diese auch mitgetragen“, sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer in einem kurzfristigen Videocall am Mittwoch. In den letzten Tagen hätten Gespräche mit „verschiedenen Beteiligten“ stattgefunden, „in welchen wir informiert wurden, dass sich Marcel Hirscher einen Wiedereinstieg in den internationalen Skizirkus vorstellen kann“, sagte Scherer weiter.

Der ÖSV habe sich sehr bemüht, Hirscher im Falle einer Rückkehr „bestmögliche und auch individuelle Rahmenbedingungen zu bieten und konnte ihm diese auch in einem persönlichen Austausch näherbringen“. Aber als Wertschätzung für seine bisherigen Leistungen für den Skisport habe man seinem Wunsch nach einem Verbandswechsel einstimmig entsprochen.

Marcel Hirscher 2019 mit Weltcup-Kristallkugeln
GEPA/Christian Walgram
2019 holte Marcel Hirscher für Österreich seine letzten Kristallkugeln

Start bei FIS-Rennen

Hirscher hatte im September 2019 den Schlussstrich unter seine schillernde Karriere gezogen. Der Salzburger ist mit insgesamt acht großen Kristallkugeln Gesamtweltcup-Rekordsieger, neben sieben WM- und zwei Olympiagoldmedaillen feierte er 67 Weltcup-Einzelsiege und holte zudem zwölf kleine Kristallkugeln – je sechs in Slalom- und Riesentorlauf-Weltcup.

Der Weg zurück ist allerdings weit, Hirscher ist aktuell die Nummer 850 der Weltrangliste. Er will im Sommer FIS-Rennen in Neuseeland bestreiten, um die nötigen Punkte für einen Start im Weltcup zu sammeln. Im RTL-Training soll er dem Vernehmen nach jedenfalls gut mit den aktuellen ÖSV-Assen mitgehalten haben. Trotzdem solle man sich nicht allzu viel erwarten, so Van-Deer-Renndirektor Anton Giger: „Man darf keine überzogenen Erwartungen aufbauen, weil es ein Einstieg auf FIS-Ebene ist. Nicht mehr und nicht weniger.“

Sollte es Hirscher tatsächlich auch zurück in den Weltcup schaffen, wäre er der erste für die Niederlande startende Läufer seit Maarten Meiners, der im März 2022 im Riesentorlauf in Kranjska Gora die Entscheidung der besten 30 verpasste. Die bisher beste Platzierung für „Oranje“ fuhr Marvin van Heek 2021 in der Abfahrt von Gröden mit einem achten Rang ein. Bei den Damen war eine niederländische Läuferin mit Platz fünf im Riesentorlauf von Zwiesel 1987 noch erfolgreicher. Die gebürtige Deutsche Christa Kinshofer-Güthlein war aber so wie Hirscher eine Nationenwechslerin.

Werbung in eigener Sache

Die Chance, seine eigene Marke Van Deer noch weiter zu bewerben und im Rennbetrieb zu testen und weiterzuentwickeln, ist auch ein möglicher Anreiz für Hirschers Comeback. Dazu steht die alpine Ski-WM, die in der kommenden Saison in Saalbach-Hinterglemm (4. bis 16. Februar) und damit in Hirschers Heimat Salzburg auf dem Programm.

Nach seinem Rücktritt war Hirscher im Weltcup eher im Hintergrund tätig. Der 35-Jährige gründete mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Red Bull die Skifirma Van Deer, die mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei Weltklasseathleten ausstattet. Ein Comeback des Firmenchefs wäre marketingtechnisch ein Coup für das Projekt.

Giger: „Hirscher-Comeback toller Impuls“

Marcel Hirscher wird sein Comeback zunächst auf FIS-Ebene geben. Das erklärte der Rennsportleiter seiner Skimarke Van Deer, Toni Giger, im Rahmen einer Onlinepressekonferenz. ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer traut dem 35-Jährigen eine Rückkehr an die Weltspitze zu.

Große öffentliche Auftritte von Hirscher waren in der jüngeren Vergangenheit selten. 2022 legte er als Vorläufer bei den Hahnenkamm-Rennen eine Fahrt auf der Streif hin. Zudem nahm der passionierte Motocrossfahrer an den jüngsten Ausgaben des Erzberg-Rodeos teil.

Braathen hat es vorgemacht

Hirschers Nationenwechsel ist nicht der erste, auch Brasilien hat in der kommenden Saison mit Lucas Braathen einen potenziellen Siegesläufer im alpinen Skiweltcup. Anfang März hatte Slalom-Star Braathen sein Comeback verkündet, nachdem er zu Saisonbeginn seinen überraschenden Rückzug bekanntgegeben hatte.

Der 23-jährige Norweger fügt sich nahtlos in eine Reihe prominenter Vorbilder wie Marc Girardelli und Elfriede Eder ein. In diesen Fällen war der Nationenwechsel allerdings von Streitigkeiten mit der alten Heimat begleitet.