Jusuf Gazibegovic in Aktion
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Sturm wittert historische Chance

Puntigamer Sturm Graz hat die Chance auf den großen Coup. Nach dem 3:1 bei Rapid und dem Patzer von Red Bull Salzburg in Klagenfurt schicken sich die Steirer an, die zehnjährige Dominanz der Salzburger in der Admiral Bundesliga zu brechen. Vor dem Showdown im direkten Duell am Sonntag in Wals-Siezenheim (17.00 Uhr, live in ORF1) liegt das Momentum nun bei den drei Punkte voranliegenden Grazern.

Es werde eine Mannschaft „auf Salzburg zukommen, die um die Chance weiß, etwas Historisches zu schaffen“, sagte Verteidiger Jusuf Gazibegovic nach dem Sieg der Grazer in Wien. Die Admiral Bundesliga steuert auf ein Herzschlagfinale zu, mit einem langjährigen Jäger, der vier Runden vor Schluss nun in der Poleposition ist. „Ich sehe den Druck bei Salzburg. Salzburg ist das Maß aller Dinge in Österreich. Die müssen, wir wollen“, sagte Gazibegovic.

Die Brust des Rechtsverteidigers war am Mittwoch nicht nur wegen seines tollen Freistoßes zum 2:1 im 150. Auftritt für Sturm stolzgeschwellt. „Wir wissen, dass wir es können und gerade auf einer Wellenlänge mit denen sind“, sagte der 24-Jährige über den Wettlauf mit dem Titelverteidiger.

Vorteil für Sturm im Titelkampf

Im Bundesliga-Titelrennen befindet sich Sturm Graz dank eines Auswärtssieges bei Rapid nun in der Poleposition. Weil Salzburg mit 3:4 in Klagenfurt patzte, zogen die Steirer mit drei Punkten davon – ehe es am Sonntag zum Gipfeltreffen der Rivalen kommt.

„Wir sind eine kleine Familie geworden“

Gegen Rapid sorgte sein Team schon in der ersten Hälfte für den 3:1-Vorsprung, der danach kaum in Gefahr geriet. „Es ist sehr reif, was wir da machen. Wir lassen nicht so viel zu aus dem Spiel, machen vorne unsere Tore, und was uns auszeichnet, ist das Teamgefüge. Wir sind eine kleine Familie geworden.“ Auch Sportchef Andreas Schicker lobte das Team: „Wir haben speziell in der ersten Halbzeit einen beeindruckenden Auftritt hingelegt und es in der zweiten sehr routiniert runtergespielt.“ Er mahnte aber auch: „Wir haben eine richtig gute Ausgangsposition, aber noch nichts erreicht.“

Trainer Christian Ilzer sah mit den zwei Ligasiegen gegen den Cupfinalgegner Rapid eine „schwierige Aufgabe gut abgearbeitet“. Er lobte ausdrücklich den Schritt-für-Schritt-Zugang seiner Mannschaft. „Die Stirnlampe ist immer nur auf die nächste Aufgabe gerichtet, das Aquarium im Kopf ist sehr, sehr klar. Genau so heißt es weiterzumarschieren.“

Für den Endspurt gerüstet

Erstmals seit dem Meistertitel der Wiener Austria 2013 heißt der Tabellenführer nach der 28. Runde nicht Salzburg. Beim kommenden Gastspiel könnte die Ilzer-Elf schon fast ihr Meisterstück abliefern. „Sonntag ist so ein Duell, wenn du das gewinnst, bist du richtig nah am Meisterteller“, sagte Gazibegovic.

Die von Ilzer oft gepriesene „Erntezeit“ steht möglicherweise unmittelbar bevor. Für die wohl spannendsten Wochen seiner bald vierjährigen Trainerära bei Sturm sieht er das Team gerüstet. „So ein finaler Endspurt ist etwas Fantastisches, dafür muss man gemacht sein“, erkläre der 46-Jährige. „Es ist wie siedend heißes Wasser. Entweder wirst du weich wie eine Kartoffel, oder du wirst wie ein hart gesottenes Ei. Wir haben eher die zweite Variante an Jungs.“

Verhältnisse komplett umgedreht

Seit dem mit 0:1 verlorenen Heimspiel gegen Salzburg in der zweiten Runde der Meistergruppe hat Sturm in vier Spielen aus fünf Punkten Rückstand drei Punkte Vorsprung gemacht. Angesichts der Chance auf den ersten Meistertitel seit 2011 und das erste Double seit 1999 ist die Euphorie in der Steiermark längst riesengroß.

Am Mittwoch riefen etwa 2.000 schwarz-weiße Anhänger in Hütteldorf immer wieder „Wir werden Meister“. „Es ist unglaublich, was die leisten jede Woche“, lobte Gazibegovic die Unterstützung des „zwölften Mannes“. „Ich bin mir sicher, auch Salzburg wird wieder ein Heimspiel. Ich glaube, dass nicht nur wir (die Spieler, Anm.) gerade Erster sind in Österreich, sondern auch unsere Fans.“