Spielfeld in der O2 Arena in Prag
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Eishockey-WM

„Farce“ trübt Österreichs Prag-Bilanz

Zum elften Mal ist Prag Hauptspielort einer Eishockey-Weltmeisterschaft bei den Herren. Zum sechsten Mal ist bei der von 10. bis 26. Mai stattfindenden diesjährigen Ausgabe auch Österreich im Konzert der Großen mit dabei. Die tschechische Hauptstadt erwies sich dabei meist als guter Boden, einzig an eine „Farce“ beim bisher letzten Turnier in der O2-Arena erinnert man sich im österreichischen Lager mit Bauchweh.

Die WM-Turniere 1933 und 1947 brachten mit einem vierten und einem dritten Platz zwei der größten österreichischen Erfolge auf WM-Ebene. Beim Turnier 2004 schaffte es die rot-weiß-rote Auswahl rund um den späteren NHL-Star Thomas Vanek sensationell in die Zwischenrunde. Es war damals zudem der letzte sportliche Klassenerhalt bis zu jenem 2018 in der dänischen Hauptstadt Kopenhagen.

Ausgerechnet der bisher letzte WM-Auftritt in Prag hinterließ einen bitteren Beigeschmack – und das nicht nur wegen des neuerlichen Abstiegs. Obwohl die Mannschaft zwei Siege feierte und fünf Punkte holte, musste man wieder eine Etage tiefer. Überraschende Erfolge gegen die Schweiz (4:3) und Deutschland (3:2) jeweils nach Penaltyschießen und ein Punktegewinn gegen Lettland (1:2 nach Verlängerung) reichten nicht, weil auch die Konkurrenten im Abstiegskampf anschrieben und zum Abschluss ein – in Anlehnung an das peinliche WM-Ballgeschiebe zwischen Österreich und Deutschland 1982 – „Gijon on Ice“ boten.

Spieler Stephane da Costa (FRA) und Torwart Edgars Masalskis (LET)
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Lettlands Goalie Edgars Masalskis setzte mit seinen Einlagen der Farce die Krone auf

Die Österreicher mussten auf der Tribüne ansehen, wie Lettland und Frankreich mit einem 2:3 nach Penaltyschießen das für beide rettende Ergebnis erspielten. Tiefpunkt war die Performance des lettischen Torhüters Edgars Masalskis, der sich im Penaltyschießen stets frühzeitig aufs Eis legte und den Franzosen das Tor weit öffnete. Frankreich, Lettland und Österreich holten jeweils fünf Punkte, das ÖEHV-Team war in den direkten Duellen aber hintennach und stieg ab.

ÖEHV-Mannschaft in Prag angekommen

Österreichs Eishockeynationalteam der Herren ist zur Weltmeisterschaft in Prag eingetroffen. Dort beginnt für die Mannschaft am Samstag gegen Dänemark die Mission Klassenerhalt.

Traumturnier von 2004

Vor 20 Jahren spielten rot-weiß-rote Allzeitgrößen wie Reinhard Divis, Martin Ulrich, Andre Lakos, Gerhard Unterluggauer, Thomas Pöck, Dieter Kalt, Thomas Koch, Matthias Trattnig, Oliver Setzinger, Daniel Welser und der damals 20-jährige College-Spieler Thomas Vanek unter Teamchef Herbert Pöck eine überzeugende Gruppenphase.

Nach dem Auftaktsieg gegen Frankreich (6:0) wurde Kanada an den Rand einer Niederlage gebracht, erst späte Tore (51., 56.) retteten dem Favoriten ein 2:2. Auch gegen die Schweiz gab es nach 4:1-Führung ein 4:4-Remis. In der Zwischenrunde konnten die Österreicher an diese sensationellen Erfolge nicht mehr anschließen, unterm Strich blieb aber Platz elf.

Philipp Lukas und Thomas Vanek (AUT)
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Vanek war als 20-Jähriger beim Turnier 2004 eine der bestimmenden Figuren im Nationalteam

Als Österreich der CSSR Gold „überreichte“

Prag 1947 brachte einen der größten Erfolge im heimischen Eishockey. Bei der ersten Nachkriegs-WM gewannen die Österreicher die Bronzemedaille und machten die Gastgeber mit einem Sieg über Schweden im letzten Spiel zu Weltmeistern. Das Team der CSSR hatte überraschend gegen Schweden verloren und benötigte ein „Wunder“, um noch den Titel zu holen. Österreich lieferte und schlug Schweden sensationell mit 2:1. Den Schweden hatte ihr König schon zuvor in einem Telegramm zum Titel gratuliert – voreilig, wie sich herausstellen sollte.

„At zije Rakousko“ – es lebe Österreich, hatten die 11.000 Zuschauerinnen und Zuschauer im Freiluftstadion angestimmt, im Triumphzug war es für die Österreicher anschließend ins Hotel gegangen. Das Spiel hielt sogar Einzug in die österreichische Kultur. Der tschechisch-österreichische Schriftsteller und Politiker Pavel Kohout erinnerte sich in „Österreich II“ von Hugo Portisch an den denkwürdigen Abend, an dem er eine Aufführung des „Barbiers von Sevilla“ besuchte. Plötzlich sei der Bassbariton auf die Bühne gekommen und habe gesungen: „Geht zum Doktor Bartolo und sagt ihm, dass Österreich Schweden geschlagen hat.“

Österreich war auch schon bei den ersten Weltmeisterschaften in Prag 1933 und 1938 dabei. Vor 91 Jahren schafften es das ÖEHV-Team ins Semifinale (0:4 gegen USA) und verlor anschließend das Spiel um die Bronzemedaille gegen Gastgeber Tschechoslowakei 0:2. Im Februar 1938, einen Monat vor dem Anschluss, bestritt Österreich für neun Jahre das letzte WM-Turnier, in dem nur Rang zwölf blieb.