Formel 1

Mercedes kämpft um Anschluss

Nach nur vier Saisonrennen deutet schon sehr viel auf den neuerlichen Titelgewinn für Max Verstappen und Red Bull hin. Weit offener ist die Frage, wer am Saisonende die Nummer zwei sein wird. Während bei den Fahrern – bedingt auch durch den Ausfall Verstappens nach einem technischen Problem in Australien – die Verfolger noch nahe sind, hat bei den Teams vor allem ein „Big Player“ vergangener Jahre ein großes Problem: Mercedes.

Konnte man im Vorjahr bei den Silberpfeilen noch über den ganz knapp vor Ferrari errungenen zweiten Platz in der Konstrukteurswertung hinter Red Bull jubeln, so sieht es derzeit weniger rosig aus, im Moment reicht es nur zu Rang vier. Dementsprechend wäre es schon als großer Erfolg zu werten, wenn der einstige Dominator diese Saison zumindest wieder als Nummer zwei hinter Red Bull beendet. „Wir müssen anerkennen, dass jemand einen besseren Job macht als wir“, sagte Teamchef Toto Wolff.

Im Moment ist das nicht nur Red Bull, auch Ferrari und McLaren liegen vor dem erfolgreichsten Rennstall der Jahre 2014 bis 2021. Achtmal hintereinander gewann das Werksteam die Konstrukteurs-WM, Lewis Hamilton wurde sechsmal Fahrerweltmeister, Nico Rosberg einmal. Danach zog Red Bull um Verstappen nach einer Änderung im Reglement vorbei.

Abu Dhabi 2019,  Lewis Hamilton (Mercedes) mit WM-Pokal
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Vom Titel ist der siebenfache Weltmeister Lewis Hamilton derzeit weit entfernt

Wolff will nicht mehr „leiden“

„2026 gibt es einen großen Neustart, und dann bietet sich die realistische Chance für alle anderen Teams, Red Bull zu schlagen“, sagte Wolff mit Blick auf die dann anstehende neuerliche Regeländerung. „Aber davor gibt es noch eine ganze und eine Dreiviertelsaison – und in diesen Monaten möchte ich nicht nur leiden.“

Deswegen sollen besser früher als später Lösungen gefunden werden. Obwohl es Rekordweltmeister Hamilton und George Russell am Sonntag beim Grand Prix von Japan nur auf die Ränge neun und sieben schafften, gehe es in die richtige Richtung. Im Gesamtklassement belegen sie ebenfalls die Plätze neun und sieben, zusammen haben sie nicht einmal die Hälfte der Punkte von Verstappen.

Resultate „ganz klar nicht gut“

„Wenn ich auf die Resultate schaue, dann ist das ganz klar nicht gut“, sagte Wolff, der seit November 2022 auf einen Sieg seines Teams wartet. „Wir verlassen Suzuka sicher nicht glücklich, aber wir sind überzeugt, dass bald mehr kommen wird“, erklärte der Wiener. Das Auto des Vorjahres war eine Fehlkonstruktion, nun sei es nicht ganz so dramatisch.

Mercedes-Chef Toto Wolff während des Grand Prix von Japan
IMAGO/Panoramic/Frederic Le Floch
Toto Wolff (M.) gibt sich weiterhin zuversichtlich

„Wenn wir im Feld nach vorn kommen wollen, müssen wir mehr Leistung finden“, stellte Hamilton aber fest und forderte: „Wir müssen weiter hart arbeiten.“ Der 39-Jährige wechselt nach der Saison zu Ferrari, kündigte aber an, sich mit seiner bestmöglichen Leistung verabschieden zu wollen. Selbst diese kann der siebenfache Champion derzeit aber nicht zeigen und muss den schlechtesten Saisonstart in 18 Jahren Formel-1-Karriere verkraften. „Wir haben ein paar Fortschritte gemacht, und das war positiv“, betonte Russell, der auch 2025 noch im Cockpit des Werksteams sitzen wird.

„Der Kampf läuft. Wir kämpfen für Platz zwei, das ist genauso unsere Realität wie letztes Jahr“, sagte Wolff und gab einen Einblick in die Gefühlswelt im Team: „Die Erwartung ist es immer, Siege und Meisterschaften zu holen. Es ist überhaupt nicht befriedigend, nur um Platz zwei zu kämpfen.“

Perez soll wieder Kronprinz werden

In der Fahrerwertung hat sich Perez mit Rang zwei in Suzuka hinter Verstappen – es war der dritte zweite Rang des Mexikaners in dieser Saison – wieder als erster Verfolger seines dreimal siegreichen Teamkollegen positioniert. „Es ist für mich und das Team gut gelaufen“, sagte Perez nach dem Rennen. „Ich bin derzeit in guter Verfassung, und da ich hier im Vorjahr das vielleicht schwierigste Wochenende der ganzen Saison hatte, bin ich sehr glücklich.“

Sergio Perez (Red Bull) beim Grand Prix von Suzuka (Japan)
Reuters/Issei Kato
Sergio Perez will auf den bisherigen Ergebnissen aufbauen

Bei Red Bull ist man natürlich erpicht darauf, ihn hinter Verstappen auf den zweiten WM-Rang zu führen. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko zeigte sich schon nach dem Qualifying in Suzuka sehr zufrieden: „Perez war besser als erwartet, er hat sich unglaublich gesteigert.“ Als Grund nannte der 80-jährige Steirer die veränderte Einstellung des Mexikaners. Perez versuche nicht mehr, seinen eigenen technischen Weg zu gehen. „Die Autos sind fast ident in der Abstimmung, das macht es letztlich aus“, sagte Marko. Da der Vertrag des Mexikaners bei Red Bull mit Saisonende ausläuft, sollte diesem diese Konstellation auch bei der Werbung in eigener Sache helfen.