Sturm Spieler Otar Kiteishvili jubelt mit Teamkollegen
APA/Erwin Scheriau
Bundesliga

Sturm mit einer Hand am Meisterteller

Der SK Puntigamer Sturm Graz steht nach der 30. Runde der Admiral Bundesliga dem Meistertitel einen Schritt näher. Obwohl die Grazer am Sonntag gegen Hartberg nicht über ein 1:1 hinauskamen, konnten die „Blackies“ nach Red Bull Salzburgs 2:0-Niederlage bei Rapid Wien ihren Vorsprung an der Spitze dennoch ausbauen. Ein Sieg aus den verbleibenden zwei Spielen reicht, um dieses Jahr den vierten Meistertitel in der Sturm-Historie zu holen.

Dass Sturm nach einer frühen Roten Karte gegen Kapitän Jon Gorenc Stankovic (9.) im Steirerduell Punkte abgab, erschien nach den Geschehnissen in Wien freilich in viel positiverem Licht. „Heute so zurückzukommen und noch ein Unentschieden zu erreichen, ist überragend von der Mannschaft“, sagte Alexander Prass nach der geschafften Schadensbegrenzung zu zehnt.

Nach dem Hartberger Führungstreffer durch Maximilian Entrup (17.) benötigte Sturm einen „Kraftakt“ (David Schnegg). Otar Kiteishvili erzielte in der zweiten Hälfte sein möglicherweise wichtigstes Tor für Sturm (58.). „Heute war es wieder ein Charaktertest. Es passiert nicht zufällig, dass wir diesen einen Punkt holten“, sagte Kiteishvili.

Sturm steht vor Double-Gewinn

Im Kampf um den Fußballmeistertitel in der heimischen Bundesliga hat Sturm Graz vier Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Salzburg. Nur ein Selbstfaller könnte Sturm noch das Double kosten.

Ein „Ritt auf der Rasierklinge“

Sein Trainer sprach nach dem geglückten „Ritt auf der Rasierklinge“ vom „wahrscheinlich schönsten Unentschieden der Saison“. Christian Ilzer traf in seiner Pausenansprache mit dem Ziel, „den Glauben in die Köpfe zurückzubringen“, den Spielern zufolge den richtigen Ton. „Die Entschlossenheit ist da, wir gehen unseren Weg“, schilderte der Erfolgstrainer seine Eindrücke der zweiten Hälfte, die sich auch als Ausblick lesen lassen. „Egal welche Steine uns in den Weg gelegt werden, diese Truppe räumt sie weg. Wir ziehen das definitiv bis zum Schluss durch.“

Die erfolgreichste Saison seit dem Double 1999 vor der Nase, stellten die Sturm-Akteure mantraartig ihre Zuversicht zur Schau. „Ganz egal, was Salzburg machen wird, wir werden die zwei Spiele noch gewinnen“, sagte Abwehrchef Gregory Wüthrich und versprach eine Siegesquote, die es nun gar nicht mehr braucht. Mit einem Sieg beim LASK könnte Sturm den Sack bereits zumachen, den zweiten Matchball böte abschließend ein Heimspiel gegen Klagenfurt.

Sturm naht Millionenjackpot

Stürzt Sturm die Salzburger nach zehnjähriger Dominanz vom Thron, so winkt auch ein Millionenjackpot. Nur der Ligatitel garantiert heuer zum vorerst letzten Mal einen Fixplatz in der Champions League und damit ein Startgeld von fast 20 Mio. Euro. Für Andreas Schicker könnte die Königsklasse zum Trumpf-Ass in der Kaderplanung werden.

Denn obwohl es dem Sportchef in den fast vier Jahren seiner Schaffenszeit in Graz oft gelang, die Verträge wichtiger Spieler auch frühzeitig zu verlängern, so gelingt am Ende auch nicht alles. Die mehrmonatigen Verhandlungen mit Kiteishvili, der Schaltzentrale in Sturms Offensive, und dem gesetzten Innenverteidiger David Affengruber, brachten bisher kein Ergebnis. Gerade der georgische EM-Fahrer Kiteishvili wird sich eine Entscheidung möglichst lange offenhalten.

Argument, Spieler zu halten

Schicker hofft aktuell, dass ihm die Meisterschaftsplatzierung zusätzliche Argumente liefert. Wohl auch, was den Verbleib von Prass, Jusuf Gazibegovic und Tomi Horvat angeht, die zwar längere Kontrakte besitzen, aber längst Begehrlichkeiten geweckt haben. Ganz zu schweigen davon, dass sich Ilzer die einzigartige Gelegenheit, als erst zweiter Trainer nach Ivan Osim mit Sturm in der Champions League zu spielen, wohl nicht nehmen lassen wird.

Im ligainternen Wettbewerb könnte ein Meister Sturm finanziell in neue Dimensionen vorstoßen. Zwar würde sich die Schere zum Club-WM-Teilnehmer Salzburg kaum schließen, im Rennen um die Position hinter den „Bullen“, also gegen Rapid und den LASK, gelänge aber ein großer Wurf. Die Prämien des Europäischen Fußballverbands (UEFA) dürften durch die Reform erneut steigen, zudem sind durch den neuen Modus mit acht „Gruppenspielen“ vier Heimpartien im wohl ausverkauften Klagenfurter Wörthersee Stadion garantiert.

Hoffnung auf ruhigeren Sommer

Sturm würde sich damit auch vom Druck befreien, den nächsten Millionenverkauf nach Rasmus Höjlund, Emanuel Emegha und Kelvin Yeboah zu schaffen. Zumal sich ein Höjlund-Nachfolger aktuell nicht aufdrängt. Sich selbst würden die Sturm-Akteure durch den Titel einen wesentlich ruhigeren Sommer erspielen. Der Vizemeister startet in der letzten Juli-Woche höchstwahrscheinlich in der 2. Qualifikationsrunde der Champions League. Das bedeutet einige englische Runden, ehe der Meister Mitte September in der Champions League einsteigt.