XXIV. Winterspiele offiziell eröffnet

Am Samstag stehen dann die ersten Medaillenentscheidungen auf dem Programm. Aus österreichischer Sicht interessant ist der Skiathlon der Frauen mit Teresa Stadlober, die Biathlon-Mixed-Staffel mit Lisa Hauser, Julia Schwaiger, Simon Eder und Felix Leitner sowie das Team-Skispringen der Frauen mit Lisa Eder, Daniela Iraschko-Stolz, Eva Pinkelnig und Sophie Sorschag. Die Rodler David Gleirscher, Nico Gleirscher und Wolfgang Kindl starten ihr zweitägiges Rennen um Medaillen.

Die Eröffnungsfeier nähert sich ihrem abschließenden Höhepunkt. Der erste der letzten Staffelläufer betritt mit der olympischen Fackel das Stadion. Fünf erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler aus fünf Dekaden tragen das Feuer auf seinen letzten Stationen.

Die Geschichte der Flocke wird nun als Überbrückung zum letzten Highlight, der Entzündung des olympischen Feuers, untermalt mit dem Gesang eines Kinderchors, weitererzählt.

Auch das Versprechen der Athleten und Offiziellen, sich an die Regeln zu halten und sportlich fair zu agieren, gehört zum Fixpunkt einer Eröffnungsfeier. Nicht immer wurde das Versprechen in der Vergangenheit auch in Taten umgesetzt.

Die 1920 bei den Sommerspielen von Antwerpen erstmals aufgezogene und vom Gründer der modernen olympischen Bewegung, Pierre de Coubertin, entworfene Flagge mit den fünf Ringen wird von verdienten chinesischen Sportlerinnen und Sportlern ins Stadion getragen.

Mit einer gewaltigen Videoinstallation auf dem Boden des Olympiastadions wird nicht nur der weltweite Einsatz gegen die Coronavirus-Pandemie gewürdigt, sondern auch die Brücke zum Sport im Zeichen der Krise geschlagen. Zu den Klängen von John Lennons „Imagine“ wird auch die Forderung von IOC-Bach, den olympischen Frieden zu wahren und die Spiele als Chance zur Überbrückung von Differenzen zu nutzen, optisch umgesetzt.

"Allen unseren chinesischen Freunden: ein frohes neues Jahr. Das Jahr des Tigers ist auch ein olympisches Jahr, beides steht für Ambition, Courage und Stärke. Heute möchte ich China für seine Ambition danken. Es öffnet eine neue Ära für den weltweiten Wintersport. Danke, dass ihr uns so herzlich willkommen heißt.

Unglücklicherweise ist die Pandemie allgegenwärtig. Daher ist unser Respekt für die Veranstalter noch größer. Danke, dass ihr diese Spiele möglich macht, danke für die Solidarität und die Anstrengungen. Unsere Gedanken sind aber auch bei jenen Sportlerinnen und Sportlern, die ihren Traum aufgrund der Pandemie nicht erfüllen können.

Für euch, die ihr hier seid, die Bühne ist für euch bereit. Der Moment, auf den ihr so lange hingearbeitet habt, ist da. Euer Olympiatraum ist jetzt Realität."

„2008 haben wir uns mit den Sommerspielen einen jahrhundertealten Traum erfüllt. Heute erleben wir, wie China erstmals auch Winterspiele austrägt und damit ein neues Kapitel der olympischen Geschichte schreibt. Wir werden gemeinsam mit dem IOC auch alles unternehmen, um die Herausforderungen der Pandemie zu meistern. Heute wird unser Traum wahr. Lasst uns zusammen einfache und sichere Spiele veranstalten.“

Zuerst darf Cai Qui für das Organisationskomitee die Teilnehmer begrüßen, danach folgt IOC-Präsident Thomas Bach.

Nachdem die Zuschauer rund 70 Minuten den Athletinnen und Athleten beim Einzug zugeschaut haben, werden sie nun mit einer künstlerischen Darbietung, die die für den Wintersport nicht unwichtige Geschichte einer Schneeflocke erzählt, zum nächsten offiziellen Programmpunkt übergeleitet.

In Sachen Bekleidung stiehlt Nathan Crumpton für American Samoa der Konkurrenz wieder klar die Show. Der Skeletoni war übrigens auch schon vergangenes Jahr bei den Sommerspielen in Tokio mit von der Partie, damals allerdings als Leichtathlet.

Das große Team der USA zieht gewohnt lässig ins Stadion ein, der Applaus ist höchstens höflich, immerhin boykottieren die USA die Spiele in China auf diplomatischer Ebene.

Vor vier Jahren in Pyeongchang stellte Norwegen mit 39 Medaillen (14-mal Gold, 14-mal Silber und elfmal Bronze) einen neuen Rekord bei Winterspielen auf, und auch diesmal führen die Wege zu den Medaillen nur über die „Großmacht“ aus Skandinavien.

Auch wenn es Präsident Wladimir Putin auf der Tribüne nicht gefällt, seine Sportlerinnen und Sportler müssen erneut unter neutraler Flagge und mit der Bezeichnung „Olympic Athletes from Russia“ antreten. Der Dopingskandal wirkt noch immer nach.

Dave Ryding, frischgebackener Sieger des Slaloms von Kitzbühel, trägt gemeinsam mit Curlerin Eve Muirhead die Fahne der britischen Abordnung. Damit das Team ja mit niemandem verwechselt wird, trägt Team GB den „Union Jack“ auch als Pullover.

Das Königreich von der arabischen Halbinsel ist zum ersten Mal bei Olympischen Winterspielen mit von der Partie und wird entsprechend begrüßt.

Die Abordnung der „Ahornblätter“ ist mit mehreren dicken Schichten gegen die Kälte gerüstet. Auch in Sachen Coronavirus geht man kein Risiko ein, viele Athletinnen und Athleten Kanadas tragen gleich zwei Schutzmasken.

Zumindest musikalisch ist Österreich schon jetzt mit von der Partie, so wird etwa der Einmarsch von Osttimor vom „Frühlingsstimmen“-Walzer von Johann Strauss Sohn begleitet.

Obwohl Taiwan von der Volksrepublik China offiziell nicht anerkannt wird und daher unter Chinese Taipei antritt, brandet beim Einzug der Abordnung des Inselstaats im Stadion kurz großer Jubel auf – auch Staatspräsident Xi applaudiert höflich.

Nach Griechenland betreten vorerst hauptsächlich Nationen das Oval, die im Wintersport das olympische Motto „Dabei sein ist alles“ ideal repräsentieren. So folgt Malaysia auf Malta, das kleine Team von Eritrea zieht unmittelbar vor Jamaika – dank seiner Bobfahrer keine Unbekannte mehr – in die Arena.

Mit einer bunten Videoinstallation werden die 23 bisherigen Winterspiele in Erinnerung gerufen. Danach werden mit einem überdimensionalen Puck die olympischen Ringe „freigeschossen“ und entsprechend illuminiert.

Die Flagge des Gastgeberlandes wird von zwölf Kindern an ein Spalier von Darstellern übergeben, die in ihrer Kleidung die Vielfalt des „Reichs der Mitte“ symbolisieren sollen – Militäruniformen inklusive. Begleitet wird die Flaggenhissung von einem jungen Trompeter, dem keine Spur von Nervosität anzumerken ist.