Der Chinese Wu Dajing beim Shorttrack
AP/MTI/Zsolt Czegledi
Hintergrund

Chinas Chancen auf Medaillen liegen auf Eis

China sendet als Veranstalter von Sportgroßevents auch immer eine Botschaft der Stärke aus. Die Volksrepublik nutzt die Veranstaltungen dazu, seine Position in der Welt zu festigen und auszubauen. Ein sportlich gutes Abschneiden im Medaillenspiegel hilft, diesen Anspruch zu untermauern. Während China bei Sommerspielen regelmäßig Edelmetall abräumt, ist es im Winter wesentlich schwieriger, die hohen Erwartungen zu erfüllen. Die Medaillenchancen des Gastgebers liegen vor allem auf den Eisflächen in Peking.

Bei den Sommerspielen in Peking vor 14 Jahren wurde die sportliche Dominanz mit Platz eins im Medaillenspiegel bei 51 Goldmedaillen und insgesamt 100 Podestplätzen eindrucksvoll erreicht. Trotz großer Bemühungen ist China aber kein klassisches Wintersportland. In zu vielen Sportarten ist das Reich der Mitte zu weit weg von der Weltspitze. Seit der Vergabe der Spiele Ende Juli 2015 gelang es kaum, mit den üblichen Anstrengungen da und dort besser Fuß zu fassen.

Der Medaillenspiegel der Spiele 2018 in Pyeongchang brachte vielmehr einen Abfall auf Rang 16, das schlechteste Abschneiden Chinas bei Winterspielen seit der Jahrtausendwende. In Südkorea reichte es zu bloß einer einzigen Goldmedaille. 2014 in Sotschi waren es drei und 2010 in Vancouver bei Endrang sieben immerhin fünf gewesen. Die Gesamtmedaillenanzahl Chinas bei den fünf Winterspielen seit Salt Lake City 2002 bewegte sich durchwegs im Bereich acht bis elf.

Nationale Eisschnelllaufhalle in Peking
AP/Mark Schiefelbein
In den schnellen Kurven beim Shorttrack liegt die große Stärke der Chinesen

Shorttracker als Hoffnungsträger

Aufgrund der bisherigen Erfolge ist klar, wo das Interesse der chinesischen Bevölkerung gebündelt sein wird. Nämlich weder in Yanqing bei den Alpinen und im Eiskanal, noch in Zhangjiakou bei den nordischen Sparten, Biathlon und im Snowboard, sondern direkt in Peking. Dort werden alle Sportarten auf glatter Eisfläche ausgetragen, und da ist China eine Macht. Von insgesamt 13 seit dem Jahr 2002 von China errungenen Olympiasiegen wurde nur einer nicht im Shorttrack, Eiskunstlauf und Eisschnelllauf ergattert.

Vor allem die Shorttracker tragen die Hoffnungen des Gastgebers. 2010 reichte es für China zu gleich vier Goldenen, 2002 und 2014 zu je zwei sowie 2006 und 2018 immer noch zu je einer. In diesen Olympiajahren fiel im Eiskunstlauf nur 2014 kein Podestplatz für die Chinesen ab, im Eisschnelllauf dafür seit 2006 immer. Chancen bestehen auch im Curling. Eine Erfolgskonstante sind auch die Skifreestyler primär im Springen, aber auch in der Halfpipe, beides in Zhangjiakou.

Tauziehen um Chinas Eishockeyteam

Dass sich Chinesen jedoch nicht automatisch auf Eis zu Hause fühlen, beweist das Eishockeyteam der Männer. Normal ist es Tradition, dass der Gastgeber Olympischer Spiele eine Mannschaft stellt. Allerdings entbrannte im Herbst um die Teilnahmeberechtigung der chinesischen Cracks ein Tauziehen. Der Internationale Eishockeyverband (IIHF) wollte die Equipe wegen des „unzureichenden sportlichen Standards“ vor einer Teilnahme schützen. „Zu sehen, wie eine Mannschaft mit 15:0 geschlagen wird, ist für niemanden gut, weder für China noch für den Eishockeysport“, hatte IIHF-Präsident Luc Tardif noch im September gesagt.

Anfang November gab es dann doch grünes Licht für Chinas Eishockeyteam. Ausschlaggebend für die positive Bewertung des Leistungsstandards war die Beobachtung von zwei Spielen von Kunlun Red Star. In diesen schnitt der chinesische Vertreter in der Kontinental Hockey League (KHL) gegen zwei russische Clubs durchaus respektabel ab. Da im Kader von Kunlun zahlreiche chinesische Nationalspieler stehen, sah der Weltverband seine Bedenken ausgeräumt.