Stefan Kraft
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Skispringen

Medaille scheint für Kraft in Reichweite

Angeführt von Weltmeister Stefan Kraft starten Österreichs Skispringer am Sonntag (12.00 Uhr MEZ, live in ORF1) in den Olympiabewerb von der Normalschanze. Der Salzburger fand auf der zuvor unbekannten Anlage in Zhangjiakou zur Konstanz auf hohem Niveau zurück und könnte am Sonntag im Kampf um die Medaillen mitmischen.

Auch Manuel Fettner, Daniel Huber und Jan Hörl zeigten vereinzelt gute bis sehr gute Sprünge. Einzig ÖSV-Youngster Daniel Tschofenig kam auf der Snow-Ruyi-Schanze gar nicht zurecht, er ist im ersten Bewerb nur Zuschauer.

„Ich bin froh, dass es so stabil ist und so gut funktioniert. Überraschend für mich, ich hätte es mir so gewünscht, das nehme ich gern“, sagte Kraft nach seinen Befreiungssprüngen. Auf dem kleinen Bakken hat der 28-Jährige bereits drei WM-Medaillen (Gold 2017 in Lahti und jeweils Bronze 2015 in Falun und 2019 in Seefeld) erobert.

Die Schanze taugt ihm. „Vielleicht ist es gut, wenn alles einmal bissl langsamer dahin geht. Ich bin happy, dass es jetzt schon drei Tage so gut läuft auf dieser Schanze", sagte Kraft, der in der Qualifikation vor Manuel Fettner Fünfter wurde. „Das, was die letzten drei Tage funktioniert hat, wird wieder funktionieren. Da heißt’s mit der richtigen Spannung cool bleiben, gut schlafen, gut aufessen – weil es ist doch windanfällig, man braucht auch Glück.“

Fettner hat sich mit Schanze angefreundet

Fettner, der sein Olympiaticket erst kurz vor den Spielen gelöst hatte, mischte bei wechselnden Windverhältnissen trotz eines nicht optimalen Sprunges auf 102 m vorne mit. „Der Sprung war nicht so gut. Ich war ziemlich spät, aber es funktioniert gut. Morgen zählt es, ich fühle mich sehr wohl“, meinte der Routinier aus Tirol. Kraft landete bei 100 m, Huber landete bei 90, Hörl kam auf 87. Von den 53 gestarteten Athleten sind nur drei am Sonntag nicht dabei.

„Wir sind ganz gute Freunde bis jetzt“, umriss der im Einzel noch Edelmetall nachjagende Fettner seine Beziehung mit der Schanze. Dass im Damen-Team nach dem CoV-Ausfall von Sara Marita Kramer die Medaillentrauben höher hängen, setze das Herren-Team nicht mehr unter Erfolgsdruck als ohnehin, meinte der 36-Jährige. „Das ist egal, jeder will sowieso liefern, keiner ist zur Gaudi da.“

Manuel Fettner
AP/Andrew Medichini
Manuel Fettner kommt auf der zuvor unbekannten Schanze ebenfalls gut zurecht

Huber und Hörl noch hinten nach

Huber, der Rang 23 in der Qualifikation belegte, gab zu: „Es fehlt mir noch ein bisserl die Konstanz, da haben mir die zwei Kollegen schon noch was voraus. Aber ich merke, dass alles drinnen ist, ich kann mit guten Sprüngen um die Medaillen mitfighten.“

Am schwächsten in der Qualifikation präsentierte sich Hörl, der im Weltcup bestplatzierte Österreicher. Dass er schon nach 87 Metern seinen Telemark setzen musste, überraschte den Salzburger. „Ich habe gedacht, der kann jetzt abgehen, aber dann hat es mich zum Hang hin gesaugt. Ich bin nicht ins Fliegen gekommen, keine Ahnung wieso.“

Tschofenig vorerst nur Zuschauer

Tschofenig, der es in seiner ersten richtigen Weltcup-Saison ins ÖOC-Aufgebot geschafft hat, muss zunächst zusehen. „Ich habe mich leider gar nicht auf die Schanze einstellen können“, sagte der 19-jährige Kärntner, der gemessen an den Trainingsplatzierungen aber immerhin noch besser als der deutsche Weltcup-Spitzenreiter Karl Geiger war. Der Youngster hat nächste Woche auf der Großschanze eine weitere Möglichkeit, sich zu empfehlen.

Über große Olympiaerfahrung verfügt Österreichs Team übrigens nicht. Nur Kraft (13. und 18.) und Fettner (23. und 32.) haben 2018 in Pyeongchang schon Spiele erlebt, Huber (29) und Hörl (23) feiern nun ihr Olympiadebüt. Erst zwei Normalschanzenolympiasieger stammen bisher aus Österreich. Anton „Toni“ Innauer triumphierte 1980 in Lake Placid, Ernst Vettori 1992 in Albertville.

Stoch ist zurück, historische Chance für Kobayashi

Überraschend in den Kreis der Medaillenanwärter aufgerückt ist der Pole Kamil Stoch. Der dreifache Olympiasieger überzeugte nach seiner Knöchelverletzung genauso wie die Norweger um Halvor Egner Granerud mit Trainingsbestweiten, hielt sich aber in der Qualifikation als 36. zurück. Die Qualifikation endete schließlich mit einem norwegischen Doppelsieg durch Marius Lindvik vor Robert Johansson.

Vierschanzentournee-Sieger Ryoyu Kobayashi könnte indes zum ersten japanischen Skispringer werden, der außerhalb Japans Olympiagold gewinnt. Der Nagano-Heimsieg durch Kazuyoshi Funaki und Gold in der Mannschaft ist mittlerweile 24 Jahre her, der Triumph von Yukio Kasaya in Sapporo exakt 50 Jahre.

Von den Pyeongchang-Medaillengewinnern ist nur der drittplatzierte Norweger Johansson dabei. Sein Teamkollege Johann Andre Forfang, der damals Silber holte, schaffte es nach einer Covid-19-Infektion nicht rechtzeitig, die für die Einreise nach China nötigen vier negativen PCR-Tests zu hinterlegen. Olympiasieger Andreas Wellinger hat es aus sportlichen Gründen nicht ins deutsche Aufgebot geschafft.