Torstange im Wind
GEPA/Daniel Goetzhaber
Ski alpin

Ärger über kurzes Abfahrtstraining

Das dritte und letzte Training für die Olympiaabfahrt der Herren am Sonntag in Yanqing (4.00 Uhr MEZ, live in ORF1) ist wegen starken Windes am Samstag nach drei Läufern aus Sicherheitsgründen abgebrochen und schließlich abgesagt worden. Das sorgte für einigen Ärger bei den Fahrern. Das vierte ÖSV-Ticket eroberte unterdessen Max Franz.

Der Kärntner Matthias Mayer, Aleksander Aamodt Kilde (NOR) und Christof Innerhofer (ITA) waren als einzige Läufer über die Piste gegangen, ehe abgebrochen wurde. Die anderen Athleten wollten das Training fortsetzen, zugelassen wurde von der Jury aber nur noch eine Besichtigung. Die Entscheidung wurde „aus Sicherheitsgründen“ gefällt, wie es hieß, für eine Verschiebung sah die Jury in der Wettervorhersage für den Tag kein Fenster.

Aufgeheizt sei die Stimmung am Start gewesen, erzählte Weltmeister Vincent Kriechmayr im Ziel. Auf der neuen Strecke hätten nämlich alle gern noch einen dritten Lauf gehabt, um für das Rennen gewappnet zu sein. Da darf es als kleiner Vorteil angesehen werden, dass ein Trio eine Fahrt mehr hatte.

Drittes Abfahrtstraining fällt Wind zum Opfer

Das dritte Abfahrtstraining der Herren musste wegen starken Windes abgesagt werden. Die Entscheidung über den letzten Startplatz der ÖSV-Läufer muss daher auf einem anderen Weg fallen.

Auch Fahrt im Wärmeanzug nicht erlaubt

„In den vergangenen Tagen wurde immer davon gesprochen, dass es ab 12.00 Uhr ein Fenster mit nachlassendem Wind geben könnte, und dann wird um 11.15 Uhr abgebrochen“, sagte der Schweizer Marco Odermatt verärgert. Meinungen von den Fahrern seien nicht eingeholt worden.

Skifahrer Matthias Mayer (AUT)
GEPA/Daniel Goetzhaber
Mayer ging es als einer von nur drei Fahrern im Renntempo an

Es gab sogar den Antrag, die Fahrt im Wärmeanzug zu absolvieren, damit hätte man die Geschwindigkeit drosseln können, und bei Windböen wäre es nicht gefährlich geworden. Auch der französische Athletensprecher Johan Clarey fand kein Gehör.

„Plötzlich sind die Windböen aufgekommen“

Der Renndirektor des Internationalen Skiverbands (FIS), Markus Waldner, sagte zu dem Abbruch im ORF: „Es war anders als gestern, und vor allem ist der Wind plötzlich gekommen, als wir gestartet sind. Davor war es ruhiger als gestern. Das war der Grund, warum wir gestartet sind. Plötzlich sind die Windböen aufgekommen. Es war dann zu gefährlich, und wir haben das Training gestoppt.“

Interview mit FIS-Renndirektor Waldner

FIS-Renndirektor Markus Waldner spricht über die Gründe für die Absage des dritten Trainings.

„Dass sie sagen, es ist zu windig und zu gefährlich, das Argument verstehe ich. Aber es war gestern noch windiger“, sagte Striedinger zu der Entscheidung der Rennleitung. Für Franz war es „ein schnelles Durchrutschen“, um sich die Linie anzusehen. „Das passt ganz gut.“

„Das ist nun einmal ein Freiluftsport“

Waldner verstand den Unmut der Fahrer, warb aber auch um Verständnis. Es sei bis zum Startzeitpunkt fahrbar gewesen. „Und plötzlich, als wir freigegeben haben für die Nummer eins, funkt mir mein Assistent, dass Böen kommen. Matthias war schon unterwegs und hat riskiert. Im Ziel hat er mich angefunkt und gesagt, das war am oberen Limit.“

Auch Speed-Rennleiter Hannes Trinkl habe ihn angefunkt, dass es zu gefährlich sei. „Ich verstehe die anderen Läufer, weil sie jetzt glauben, dass diese drei einen Vorteil haben. Natürlich, aber das ist nun einmal ein Freiluftsport.“ Man hätte das Training nicht gestartet, wären die Böen fünf Minuten vorher gekommen. „Es war unvorhersehbar. Das ist ein schwieriger Berg, wir kennen ihn langsam, das haben wir nicht unter Kontrolle.“ Einzelne Sektionen zu fahren, wie es die Läufer gewollt hätten, sei organisatorisch nicht möglich gewesen. Es habe zwei Trainings gegeben, am Sonntag stehe noch eine Besichtigung an. „Dann müssen sie dementsprechend vorbereitet sein.“

Der Wind sei ein wichtiger Faktor auf diesem Berg. „Ich bin aber zuversichtlich, dass wir morgen ein relativ gutes Rennen haben werden, weil der Wind scheinbar endlich zusammenfällt. Windstill ist es hier nie. Wir werden Geduld haben müssen. Wenn es um 11.00 Uhr (Ortszeit, Anm.) nicht gut genug ist, warten wir, damit wir ein möglichst faires Rennen runterbringen.“ Er könne mit Kritik leben, aber niemand wolle in seiner Position sein. „Mit der Natur hier umzugehen, ist nicht so einfach.“

Franz erhält viertes Abfahrtsticket

Für Österreich treten am Sonntag Mayer, Kriechmayr, Daniel Hemetsberger und Max Franz an, der sich in der Quali gegen Otmar Striedinger durchsetzte.

Es sei schade gewesen, dass man aufgrund des Windes kein Training und keine Qualifikation fahren konnte, sagte Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. „Es tut mir leid für Otmar, weil er in dieser Saison gute Leistungen gezeigt hat. Wir haben uns alles angeschaut und sind zu dem Entschluss gekommen, dass Max auf dieser Strecke vielleicht mehr Vorteile hat.“ So eine Entscheidung zu treffen sei unglaublich schwer. „Denn es sind zwei großartige Athleten.“