Jubel von Teresa Stadlober (AUT)
Reuters/Marko Djurica
Langlaufen

Stadlober erfüllt sich Medaillentraum

Teresa Stadlober hat am Samstag für einen perfekten Auftakt bei den 24. Olympischen Winterspielen gesorgt. Die 29-jährige Salzburgerin eroberte in Peking Bronze im Skiathlon und erfüllte sich einen lange gehegten Medaillentraum. Nach der späten Anreise wegen eines unklaren CoV-Tests und der dadurch suboptimalen Vorbereitung war Rang drei nicht zu erwarten. Die Freude über das erste olympische Edelmetall einer österreichischen Langläuferin war dafür umso größer.

„Ein Traum ist wahr geworden. Es ist eine große Genugtuung“, sagte Stadlober inmitten eines Marathons an Interviews, an dem auch viele ausländische Medienstationen teilhaben wollten. Zu präsent war noch ihr Lapsus in ihrem letzten Olympiarennen, als sie 2018 auf Silberkurs liegend falsch abgebogen und dann nur Neunte geworden war. „Danach habe ich zu mir gesagt, es kommen wieder Rennen und wieder Chancen. Und heute war die Chance da und ich habe sie genutzt.“

Natürlich sei sie auch mit den Rängen vier und fünf bei den Weltmeisterschaften 2021 in Oberstdorf sehr zufrieden gewesen. „Aber irgendwie hat die letzte Genugtuung gefehlt. Weil du arbeitest auf die Medaille hin, und im Sport zählt nur die Medaille“, betonte Stadlober. „Wenn du schon so lange dabei bist und so oft knapp dran warst, dann willst du es einmal schaffen. Und irgendwann muss es dir einmal aufgehen. Dass es heute aufgegangen ist, ist einfach ein Wahnsinn.“

Stadlober holt sensationell Bronze

Teresa Stadlober hat bei den Spielen in Peking für die erste Medaille einer österreichischen Langläuferin bei Olympischen Spielen überhaupt gesorgt. Die 29-Jährige musste sich am Samstag im Skiathlon nach zweimal 7,5 km (Skating und klassisch) nur der überlegenen Gewinnerin Therese Johaug aus Norwegen und der Russin Natalja Neprjajewa geschlagen geben.

Zur Rennhalbzeit noch Sechste

Die schweren Beine von der späten Anreise erst zur Wochenmitte hatte sie am Freitag in einem schnellen Training zwar schon ab- bzw. ausgeschüttelt, dennoch habe sie sich am Morgen des Rennens nicht gut gefühlt. Der Zeitunterschied zu Österreich von sieben Stunden mache sich noch bemerkbar. „Ich habe mit der Müdigkeit gekämpft. Der Vormittag ist für mich noch echt hart, aufzustehen und in die Gänge zu kommen. Da merke ich die Zeitumstellung noch.“

Während des Rennens habe sie dann keine Gedanken an die Vorkommnisse im 30er von Südkorea verschwendet, dazu sei keine Zeit gewesen. Auf dem 7,5-km-Part im klassischen Stil krallte sie sich in bekannter Manier an der späteren Siegerin Therese Johaug (NOR) fest, während hinter ihr die Läuferinnen nach und nach wegbrachen. Zur Rennhalbzeit kam sie als Sechste in die Wechselzone, in der sie dann aber Zeit verlor und als Siebente ins Skating ging.

Plötzlich ging es um eine Medaille

„Ich habe die Bindung vom Skating-Ski nicht zugebracht“, so die dreifache Olympiateilnehmerin. „Wenn es so extrem kalt ist, dann ist es bei der Bindung auch nicht so geschmeidig. Zuerst habe ich geglaubt, ich bekomme die Bindung gar nicht mehr zu.“ Es gelang ihr doch, und so konnte Stadlober in ihrer etwas schwächeren Stilart zur Gruppe ab Rang zwei wieder aufschließen. „Beim Skating ist es mir richtig gut gegangen. Und dann habe ich mir gedacht, jetzt könnte es um eine Medaille gehen.“

Langläuferin Teresa Stadlober (AUT)
APA/AFP/Odd Andersen
Nach Schwierigkeiten in der Wechselzone konnte Stadlober in ihrer schwächeren Stilart ihren Rückstand rasch aufholen.

Von der starken Schwedin Ebba Andersson fühlte sie sich gar aufgehalten und ging vorbei, um im Kampf um die Podestplätze zu bleiben. Ein wenig fürchtete sie mit der sprintstarken Frida Karlsson eine andere Schwedin im Nacken, in der letzten Kurve vor dem Ziel war sie sich ob deren großen Rückstands dann aber recht sicher. „Da habe ich mir gedacht, noch einmal alles geben, das muss sich ausgehen.“ Nur 0,3 Sekunden fehlten schließlich auf die Russin Natalja Neprjajewa.

„Du checkst es am Anfang gar nicht“

Papa Alois Stadlober, wie gewohnt als ORF-Kokommentator mehr als live dabei, habe sie dann schon bald im Ziel getroffen, gemeinsam haben sie daheim Mutter Roswitha Stadlober, die ÖSV-Präsidentin, angerufen. „Luis hat mir gleich im Ziel gratuliert“, vergaß sie ihren Bruder nicht, der als Skitester an Ort und Stelle ist. Und auch die Serviceleute bekamen ihren Dank. „Wir haben Wahnsinnsmaterial gehabt. Der Skating-Ski war unvorstellbar, die haben sich reingehaut bei den Verhältnissen.“

Österreichs erste Olympiamedaillengewinnerin im Langlauf hatte nach der Zieldurchfahrt etwas gebraucht, um das Erreichte zu begreifen. „Du kommst ins Ziel und freust dich, dann musst du das erst realisieren. Dann habe ich mich umgezogen, dann immer wieder geweint. Du checkst es am Anfang eigentlich gar nicht. Und dann so viele neue Sachen, die ‚Flower Ceremony‘, so etwas bin ich ja nicht gewohnt.“ Die Siegerehrung, bei der Stadlober ihre Bronzemedaille erhält, ist für Sonntag (12.30 Uhr MEZ) angesetzt.