Rodeln

Kindl rodelt souverän zur Silbermedaille

Der Tiroler Rodler Wolfgang Kindl hat am Sonntag bei den Olympischen Winterspielen in China im Herren-Einsitzer die Silbermedaille und damit das dritte Edelmetall für Österreich geholt. Der 33-Jährige verteidigte im vierten und letzten Durchgang seinen zweiten Platz hinter Olympiasieger Johannes Ludwig (GER), am Ende fehlten 0,160 Sekunden auf Gold. Dominik Fischnaller hatte als Dritter bereits Respektabstand von 0,951 Sekunden.

Der 33-jährige Kindl krönte mit der Glanzleistung auf der rund 1,5 km langen Strecke seine gute Saison, in der er Europameister wurde und im Gesamtweltcup auf Platz zwei gelandet war – ebenfalls hinter Saisondominator Ludwig. Als vorentscheidend im Kampf um Gold und Silber sollte sich der dritte Lauf erweisen, in dem Ludwig seinen Vorsprung auf Kindl von zuvor 0,039 auf 0,113 Sekunden ausbaute.

Das war für den Doppelweltmeister von 2017 im finalen Durchgang zwar nicht mehr aufzuholen, reichte aber zum erstmaligen Sprung auf das olympische Stockerl – nach drei neunten Plätzen 2010 in Vancouver, 2014 in Sotschi und 2018 in Pyeongchang. „Das ist das Größte, was man erreichen kann. In der Saison ist alles aufgegangen. Mir haben nicht viele zugetraut, dass ich das erreichen kann, weil meine Voraussetzungen, die ich mitbringe, nicht optimal sind. Das war brutale Arbeit, die da dahinter steckt“, sagte Kindl im ORF-Interview.

Wolfgang Kindl (AUT) mit Silbermedaile
Reuters/USA Today Sports/Andrew P. Scott
Der verdiente Lohn für harte Arbeit: Kindl holte im Herren-Einzel die Silbermedaille

„Wir haben so viel auf uns genommen. Wir haben auf viel verzichtet, sind lange nicht Hause gefahren, damit wir uns nichts einfangen. Es war eine extrem lange und zähe Zeit. Umso glücklicher bin ich jetzt. Im Team werde ich auch nochmal voll angreifen und dort ist auch eine Medaille möglich“, sagte der 1,66-Meter-Mann, der seine Karriere wohl fortsetzen wird: „Ich habe auch oft daran gedacht, aufzuhören. Es wird aber auch noch nicht das Ende sein, ich muss darüber nachdenken.“

Mit ihm freute sich der heimische Rodelpräsident Markus Prock: „Tolle Arbeit, der Wolfi war die letzten zwei, drei Jahre nicht mehr ganz vorne mit dabei. Aber man kennt ihn, er hat einen eisernen Willen, er hat alles in die Waagschale geworfen. Es freut mich sehr, dass er die Medaille, die er vor vier Jahren hätte gewinnen können, nachgeholt hat. Silber ist ein Wahnsinn bei Olympischen Spielen.“

Wolfgang Kindl (AUT)
Reuters/Edgar Su
Kindl ließ nichts anbrennen und holte die nächste Olympiamedaille für den heimischen Rodelverband

Brüder Gleirscher hinterher

Die weiteren Österreicher hatten mit der Entscheidung nichts zu tun. Pyeongchang-Olympiasieger David Gleischer musste sich nach fehlerhaften Fahrten mit Platz 15 zufriedengeben (+4,437), sein Bruder Nico Gleirscher verbesserte sich nach Platz 27 im ersten Lauf sukzessive und beendete seine ersten Olympischen Spiele als Zwölfter (+3,548).

„Es ist ein versöhnliches Ende mit der Bahn da. Ich habe heute noch einmal alles probiert. Leider ist das gestern alles passiert. Das Ergebnis kann sich im Nachhinein auch sehen lassen“, so Nico Gleirscher. Sein Bruder zog ein ernüchterndes Fazit: „Im dritten Lauf war es ein grober Fahrfehler, da habe ich überreagiert. Im vierten habe ich gemeint, es geht in die richtige Richtung, es war aber nicht die richtige.“

Auf Rodler ist olympischer Verlass

Österreichs Rodler bleiben einer der wichtigsten Medaillenlieferanten bei Olympischen Spielen. Inklusive Kindls Silber gewannen sie bisher bei Winterspielen im Rodeln sechs Goldmedaillen, neun in Silber und acht in Bronze. In Peking könnten weitere hinzukommen: Madeleine Egle bei den Frauen (Montag/Dienstag), die Doppelsitzer Thomas Steu und Lorenz Koller (Mittwoch) und die Team-Staffel (Donnerstag) dürfen mit Edelmetall spekulieren.

Einsitzer:
1. Johannes Ludwig GER 3:48,735
2. Wolfgang Kindl AUT + 0,160
3. Dominik Fischnaller ITA 0,951
4. Felix Loch GER 1,143
5. Kristers Aparjods LAT 1,318
6. Max Langenhan GER 1,357
7. Gints Berzins LAT 1,438
8. Chris Mazdzer USA 2,642
9. Roman Repilow ROC 2,899
10. Semen Pawlitschenko ROC 2,914
12. Nico Gleirscher AUT 3,548
15. David Gleirscher AUT 4,437