Ski alpin

Mayer erobert Bronze in der Abfahrt

Acht Jahre nach Gold in Sotschi hat sich Matthias Mayer die olympische Bronzemedaille in der Abfahrt gesichert. Der 31-jährige Kärntner musste sich am Montag nur Beat Feuz, der als erster Schweizer seit Didier Defago 2010 den Olympiasieg in der alpinen Königsdisziplin eroberte, und dem französischen Routinier Johan Clarey geschlagen geben.

16 Hundertstelsekunden trennten Mayer nach einer spannenden Entscheidung auf der Strecke „the Rock“ von Feuz und nur sechs von Clarey, der als 41-Jähriger mit Olympiasilber den größten Erfolg seiner Karriere feierte. Weltmeister Vincent Kriechmayr belegte mit 0,76 Sekunden Rückstand Platz acht unmittelbar vor Max Franz (+ 0,83). 1,90 Sekunden büßte Olympiadebütant Daniel Hemetsberger als 21. ein.

Mayer gab sich als Dritter höchst zufrieden. „Es ist großartig, was soll ich sagen. Ich musste richtig zittern. Jetzt fühlt es sich cool an“, so Mayer, der über seine Leistung sagte: „Super Fahrt. Leider habe ich oben Zeit verloren, es wäre vielleicht noch mehr drin gewiesen. Dem nachzutrauern hilft aber nichts. Es war ein spannendes Rennen. Ich muss Beat und Johan gratulieren, beide sind super gefahren. Ich bin auch mit Bronze zufrieden.“

Triumph von Feuz

Der Schweizer Beat Feuz entschied den olympischen Abfahrtskrimi in China knapp für sich

Feuz jubelte vier Tage vor seinem 35. Geburtstag nach Silber (Super-G) und Bronze (Abfahrt) vor vier Jahren in Südkorea über seinen ersten Olympiasieg. „Es war ein enges Rennen, schwierig. Unglaublich, dass ich gewonnen habe. Mir ging in dem Moment meine ganze Karriere durch den Kopf, alle Hochs und Tiefs“, sagte Feuz, der als Sieger in Kitzbühel rechtzeitig zur Topform gefunden hatte. „Da bin ich wieder richtig gut Ski gefahren, das gab mir Auftrieb. Hier konnte ich das wieder umsetzen.“

Gold: Beat Feuz (SUI)
Silber: Johan Clarey (FRA)
Bronze: Matthias Mayer (AUT)

Kriechmayr als Testpilot

Pickelharte Kunstschneepiste, kein Wind – die Verschiebung der Abfahrt um einen Tag hatte sich bezahlt gemacht. Bei perfekten Bedingungen und Sonnenschein legte Cortina-Doppelweltmeister Kriechmayr, schon bei der WM in der Abfahrt mit Startnummer eins unterwegs, auch in Yanqing als Testpilot mit makelloser Fahrt die erste Richtzeit vor, die sieben Läufer überstehen sollte.

„Die Nummer war heute nicht entscheidend, es war kein Wind, daher war es kein Vor- und kein Nachteil. Natürlich hab ich mir eine Medaille vorgenommen“, bilanzierte Kriechmayr später. „Im Mittelteil hätte ich es schneller eingeschätzt, da war es nicht perfekt. Wenn man hier nicht perfekt runterfährt, kann man keine Medaille holen.“

Zittern für Mayer im Ziel

Erst Mayer mit Nummer neun löste Kriechmayr in der Folge an der Spitze ab. Oben noch 0,50 Sekunden hinter seinem Landsmann, legte der Super-G-Olympiasieger von 2018 im weiteren Verlauf dank perfekter Linie zu und holte kontinuierlich auf. Am Ende lag der 31-Jährige sogar 0,60 Sekunden vor Kriechmayr, der anerkennend applaudierte, ehe er den Chefsessel im Zielraum räumte.

Kriechmayr geschlagen

Für Weltmeister Vincent Kriechmayr ging die Olympiaabfahrt mit einer Enttäuschung zu Ende

Als selbst der norwegische Favorit Aleksander Aamodt Kilde (5.) trotz Bestzeiten im oberen Teil nicht an seine Marke herankam, durfte Mayer schon auf die Medaille hoffen. Den Traum von Gold ließ Feuz platzen, der nicht ohne Fehler und im Ziel trotzdem um zwei Wimpernschläge vor Mayer blieb.

Und als dessen Schweizer Landsmann und Mifavorit Marco Odermatt als Siebenter abgeschwungen hatte, war an Mayers insgesamt dritter Olympiamedaille nicht mehr zu rütteln. Schneller sollte nur noch Überraschungsmann Clarey (Super-G-Vizeweltmeister von Aare 2019) sein. „Ich hätte nie eine Medaille erwartet. Es gibt so viele Athleten, die besser sind, aber ich habe immer an mich geglaubt, und jetzt habe ich das Ding“, sagte der zweitplatzierte Franzose.

Hemetsberger chancenlos

Hemetsberger vergab eine mögliche Medaille durch einen schweren Patzer nach rund zehn Fahrsekunden, als er ein Tor fast verfehlt und vor dem folgenden Flachstück viel an Tempo eingebüßt hatte. Der Rückstand summierte sich bis ins Ziel. Enttäuscht schwang der 30-jährige Oberösterreicher, der sich erst mit Platz drei in Kitzbühel das Olympiaticket gesichert hatte, mit blutiger Nase ab.

„Es war eine verkorkste Partie. Mir hat es oben gleich den Ski verdreht und dann habe ich gerade noch das Tor erwischt. Dann hat es mir den Stecken zum Glück gegen die Nase und nicht in die Zähne gehaut. Aber das kann passieren. Ich war nicht übertrieben nervös, angespannt ja, aber nicht nervös“, sagte Hemetsberger.

Hemetsberger zurück

Daniel blieb bei seinem Olympiadebüt 1,90 Sekunden hinter Feuz und damit weit hinter den Spitzenplätzen

Enttäuscht bilanzierte auch Franz, der sich in der internen Qualifikation gegen Otmar Striedinger durchgesetzt hatte. „Im unteren Teil bin ich nicht gut reingekommen, hab zu viel Luft gekriegt. Das brauchst dort nicht“, sagte Franz. „Ich habe einfach nicht den Zug mitgenommen, wie ich es hier schon gemacht habe. Ich musste mich durchschummeln. Es ist leider nicht so schön rund wie im Training gegangen. Schade, aber so ist es halt.“

Schwerer Sturz von Schwaiger

Für eine Schrecksekunde hatte der Deutsche Dominik Schwaiger, der unmittelbar hinter Kriechmayr gestartet war, bei seinem schweren Sturz in der „Bowl“, einer der Schlüsselstellen der Olympiastrecke, gesorgt.

Sturz von Schwaiger

Für den Deutschen Dominik Schwaiger endete die Olympiaabfahrt nach einem Sturz vorzeitig

Der 30-Jährige musste auf der Piste ärztlich versorgt und per Akja ins Ziel gebracht werden. Schwaiger erlitt bei seinem Flug durch das Sicherheitsnetz eine „Prellung am linken Unterarm/Ellenbogen“, wie der Deutsche Skiverband (DSV) später mitteilte. Er müsse ein paar Tage pausieren. Damit verpasst Schwaiger den Super-G am Dienstag (4.00 Uhr MEZ, live in ORF1).