Der Sieg ging in überlegener Manier an den Favoriten aus Slowenien, der ohne Disqualifikation durchkam und sich 111,2 Punkte vor dem Team aus Russland durchsetzte. Bronze ging aufgrund des kuriosen Verlaufs mit einem Rückstand von 156,9 Punkten sensationell an Kanada, das sich über seine erste olympische Medaille im Skispringen freuen durfte. Rang vier holte trotz der Disqualifikation von Sara Takanashi im ersten Durchgang noch Japan.
Österreich fehlten am Ende 26,6 Punkte auf eine Medaille. Noch schlimmer als dem Team des Österreichischen Olympischen Comites (ÖOC) erging es allerdings Norwegen. Die Skandinavier lagen klar auf Kurs in Richtung Silbermedaille, ehe auch Anna Odine Ström und Silje Opseth aus der Wertung genommen wurden. Norwegen belegte Rang acht. Deutschland verpasste überhaupt als Neunter die Qualifikation für die Entscheidung, da der Sprung von Katharina Althaus nach der Materialkontrolle gestrichen wurde.
Kritik von ÖSV-Sportdirektor Stecher
ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher war nach dem Bewerb entsprechend sauer. „Das war kurios, was da abgelaufen ist. Aber wenn man ein Jahr lang Zeit hat, Regeln zu implementieren und ausgerechnet bei Olympia dann ganz streng kontrolliert, ist das auch ein Imageschaden für das Damen-Skispringen. Im Weltcup sind die Anzüge manchmal so groß wie Zelte, und auf einmal wird hier streng kontrolliert. Es sollte eben von Anfang an rigoros kontrolliert werden, aber nicht erst hier. Es sollte offenbar gezeigt werden, wo der Hammer hängt und wer das Sagen hat. Für alle eine Lehre“, sagte Stecher im ORF-Interview.
Mario Stecher: „Das war kurios“
ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher war nach dem Bewerb entsprechend sauer und kritisierte die Vorgehensweise der Offiziellen.
Iraschko-Stolz war als Startspringerin im ersten Durchgang bei lediglich 85,5 Metern gelandet. Der Sprung kam aber gar nicht in die Wertung. Als Grund wurde bei der 38-Jährigen ein nicht regelkonformes Hüftband am Anzug angegeben. Dieses sei laut Iraschko-Stolz um einen Zentimeter zu weit gewesen.
„Das hat mich natürlich auch gestresst. Aber ich bin natürlich auch nicht gut gesprungen. Irgendwie ist der Wurm drinnen. Ich bin selber schuld, das tut mir leid für die Mannschaft. Ich habe mich so gefreut auf die Spiele, aber das ist Skispringen. Man kontrolliert eh, aber heute hat es nicht gepasst. Eine super Werbung fürs Damen-Skispringen“, sagte die Steirerin sarkastisch.
Nur Damen von Disqualifikation betroffen
Betroffen waren von den Disqualifikationen nur weibliche Athleten. Kurios ist auch, dass beim Einzel-Bewerb der Frauen am Samstag die gleichen Anzüge im Einsatz waren, damals waren alle betroffenen Athletinnen in die Wertung gekommen. „Bei uns Männern wird heuer viel strenger kontrolliert als in den letzten Jahren“, sagte Kraft. Die Situation im Frauen-Bereich kenne er nicht im Detail.
Die Skispringer müssen in China mit neuen Anzügen antreten, weil jene aus dem Weltcup allesamt Sponsorenaufnäher tragen. Diese sind bei Olympia verboten. Ein nicht regelkonformer Anzug war im Einzel bereits der Österreicherin Sophie Sorschag zum Verhängnis geworden.
„Das war ein Skandal“
„Das ist ein Desaster für unsere Sportart“, sagte Ex-Springer und -DSV-Bundestrainer Andreas Bauer in einem Interview der „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“. Die Athletinnen seien vor einem Millionenpublikum regelrecht vorgeführt worden.
„So darf sich eine Sportart auf der weltgrößten Bühne des Sports nicht präsentieren. Das war ein Skandal“, rügte das heutige Mitglied der Materialkommission und des Sprungkomitees der FIS den Internationalen Skiverband.
Starke Sprünge von Kraft und Fettner ohne Wert
Die starken Leistungen von Kraft und Fettner hatten damit keinen Wert. Kraft erzielte in seiner Gruppe in beiden Durchgängen mit 102 Metern die größten Weiten und zeigte sich nach der guten Vorstellungen von der Normalschanze weiter mit einem Aufwärtstrend. Fettner, der am Sonntag sensationell Silber geholt hatte, kam auf 101,5 und 102 Meter und bewies damit, dass seine Medaille kein Zufall war.
„Für mich ist der Frust besser verdaubar nach der Medaille. Aber man verliert und gewinnt als Team. So etwas ist mir in dieser Form noch nicht untergekommen. Ich weiß nicht, ob bei den Damen heute besonders streng kontrolliert wurde und sonst nicht. Wir hatten nach dem ersten Durchgang noch alle Chancen, weil ja noch andere disqualifiziert hätten werden können. Warum sie gerade heute bei Olympia so ein Exempel statuieren, weiß ich nicht“, sagte Fettner.