Geisenberger, die damit olympische Rodelgeschichte schrieb, verwies ihre Landsfrau Anna Berreiter nach vier Läufen um 0,493 Sekunden auf Platz zwei. Mit 1,053 Sekunden Rückstand eroberte die Russin Tatjana Iwanowa die Bronzemedaille. Geisenberger holte inklusive zweier Staffel-Titel bereits ihr fünftes Olympiagold. Vor ihrem Goldhattrick 2014, 2018 und 2022 hatte sie zudem 2010 in Vancouver im Einzel Bronze eingefahren.
Egle, als eine der Favoritinnen nach China gereist, war am Montag im ersten Lauf gestürzt, rettete sich aber mit Mühe noch auf die Rodel zurück. Die Weltcup-Gesamtzweite startete eine Aufholjagd, musste sich am Ende aber mit „Blech“ zufriedengeben. Nach vier Läufen fehlten der 23-Jährigen 0,302 Sekunden auf eine Medaille, 1,355 auf Gold. Ihre Tiroler Landsfrauen Prock und Schulte trennten 1,370 bzw. 1,431 von der deutschen Rekordsiegerin.
„Mein letzter Lauf war echt gut. Das war ein guter Abschluss. Wenn man vom 17. auf den vierten Platz vorfährt, ist das nichts Schlechtes“, sagte Egle. „Ich muss das so mitnehmen. Ich wusste, dass es schwierig wird für den dritten Platz. Da hätten wohl auch zwei perfekte Läufe nicht genutzt.“ Dass das Frauen-Team so stark sei, sei „wirklich cool“, sagte Egle. „Endlich ist es mal so weit, dass wir Damen auch mitreden können. Ich bin stolz auf meine zwei Mädels.“
Zufriedene Österreicherinnen
Auch Prock gab sich höchst zufrieden, obwohl es mit der möglichen Medaille nichts geworden war. Im Finallauf rutschte sie noch hinter Egle zurück. „Ich glaube, ich kann total zufrieden sein“, bilanzierte die Tirolerin. „Ich bin glücklich über den fünften Platz. Ich bin glücklich und froh, dass ich da bin. Ich gönne jedem die Medaille, die sind alle super gefahren. Meine Gedanken waren auch ein wenig bei Yannick (Müller, verletzter Rodler, Anm.).“
Platz fünf für Prock
Die Tirolerin platzierte sich hinter ihrer Landsfrau Egle.
Emotional überwältigt war gar die 21-jährige Schulte nach ihrem Olympiadebüt. „Einen sechsten Platz bei Olympia hätte ich mir vor der Saison nie ausgerechnet. Ich vergönne es jedem, der vor mir platziert ist“, sagte sie. „Die Bahn ist schwierig. Man hat wenig Gefühl in den Kurven, man muss sich darauf verlassen, dass es passt. Meine ersten Spiele waren emotional mit Höhen und Tiefen.“
Interview mit Lisa Schulte
Die Olympiadebütantin sprach über ihren sechsten Platz im Eiskanal.
Genesungswünsche für Müller
Eine Aufholjagd startete nach einem Fehler am Montag auch die deutsche Weltmeisterin und Gesamtweltcup-Siegerin Julia Taubitz. Diese endete hinter dem ÖOC-Trio auf Rang sieben. Taubitz, Egle und Co. hielten an der Strecke zudem ein Schild mit Genesungswünschen für Müller in die Kameras. Der Österreicher hatte sich am Vortag bei einem Trainingssturz einen offenen Unterarmbruch zugezogen und versäumt das Doppelsitzer-Rennen am Mittwoch. „Hoffentlich freut er sich darüber, es tut uns echt megaleid, dass ihm das passiert ist, es ist total schade“, sagte Schulte.
Cheftrainer Rene Friedl wusste, „da kann man für die Zukunft aufbauen“ und bedauerte etwas den großen Patzer von Egle. „Sie hat sehr gut gekämpft.“ Dass die jungen Frauen Prock und Schulte bei ihrem Debüt unter die Top Sechs fahren, zeige, dass man tolles Potenzial habe. „Da können wir wirklich in die Zukunft schauen. Da werden wir viel Freude haben.“ Die österreichische Rodelmannschaft darf nach den Doppelsitzern in der Staffel am Donnerstag noch auf eine Medaille hoffen.
Geisenberger zieht mit Pechstein gleich
Ihre Sammlung bereits vergrößert hat Geisenberger. Die Bayerin, seit Pyeongchang 2018 Mutter geworden, holte inklusive zweier Staffel-Titel bereits ihr fünftes Olympiagold. Damit zog sie mit der deutschen Winterrekordhalterin Claudia Pechstein (Eisschnelllauf) gleich. Vor ihrem Gold-Hattrick 2014, 2018 und 2022 hatte Geisenberger 2010 in Vancouver im Einzel bereits Bronze eingefahren.