Ski alpin

Liensberger erobert nach Aufholjagd Silber

Katharina Liensberger hat im olympischen Slalom in Yanqing nach einer Aufholjagd die Silbermedaille geholt. Als Halbzeitsiebente musste sie sich am Mittwoch nur der Slowakin Petra Vlhova geschlagen geben, die nach dem ersten Durchgang sogar einen Platz hinter Liensberger gelegen war und mit 0,08 Sekunden Vorsprung Gold holte. Die Bronzemedaille ging an die Schweizerin Wendy Holdener (+0,12).

Das Finale war ob der knappen Zeitabstände an Spannung kaum zu überbieten. Vlhova hatte sich als Halbzeitachte im zweiten Durchgang an Liensberger vorbeigeschoben. Beide hatten mit Husarenritten zu einer Aufholjagd angesetzt und zitterten daraufhin gemeinsam im Ziel. Riesentorlauf-Olympiasiegerin Sara Hector, Dritte nach Lauf eins, schied nach klaren Bestzeiten in der Folge aus. Die Schweizerin Michelle Gisin verlor zu viel Zeit und fiel auf Platz sechs (+0,60) zurück. Für die deutsche Halbzeitführende Lena Dürr blieb letztlich nur der vierte Platz (+0,19).

Während Liensberger, die als Weltmeisterin wie die fünffache Weltcup-Saisonsiegerin Vlhova als Favoritin ins Rennen gestartet war, und die Slowakin jubelten, blieben die weiteren Österreicherinnen hinter den eigenen Erwartungen. Katharina Huber schwang mit 1,94 Sekunden Rückstand als Zwölfte ab, Katharina Gallhuber als 14. (+2,35). Katharina Truppe schied im ersten Durchgang aus.

Gold: Petra Vlhova (SVK)
Silber: K. Liensberger (AUT)
Bronze: Wendy Holdener (SUI)

Riesenjubel bei Liensberger

Liensberger ließ ihrer Freude freien Lauf. „Es ist einfach unglaublich, dass ich das so zeigen konnte. Vor allem weil es auch in der Saison nicht leicht war. Ich bin superhappy und einfach dankbar für das ganze Team, für meine Familie, für meinen Opa, den ich verloren habe – die Saison ist auch für ihn und für alle, die hinter mir stehen“, sagte die Vorarlbergerin. „Es war heute sehr schwierig, auch die Voraussetzungen. Jetzt bin ich einfach supererleichtert. Großartig, dass es so aufgegangen ist.“

Auch die Bedingungen waren mit Kunstschnee und ansprechender Kurssetzung herausfordernd. „Es war vom Schnee total anders als im Training“, so Liensberger nach ihrer ersten Olympiamedaille und der ersten für die ÖSV-Damen in China. „Aber das ist eben das Spezielle an Olympia, dass Dinge immer wieder speziell sind und man sich drauf einstellen muss. Ich muss auch Danke sagen an meinen Servicemann, wir haben so lange herumgetüftelt und am Ende haben wir die richtige Einstellung gefunden.“

Damen-Cheftrainer Mitter applaudierte: „Für uns ist das Rennen super ausgegangen. Ich freue mich sehr für die Katharina, dass es so gelaufen ist. Obwohl der Speed bei ihr nicht ganz gepasst hat, aber sie hat es dann erzwungen, möchte ich fast sagen. Das Podium ist auf jeden Fall sehr verdient“, sagte der Steirer. „Es ist ein sehr würdiges Podium, muss man am Ende des Tages schon sagen.“

Vlhova hält großem Druck stand

Wie die 24-jährige Liensberger jubelte Vlhova über ihre erste Olympiamedaille nach vier Silbermedaillen und je einmal Bronze und Gold bei Weltmeisterschaften. An Gold in Yanqing hätte sie nach Platz acht im ersten Durchgang nicht mehr gedacht. Druck habe sie in der Entscheidung und davor verspürt, letztlich aber wieder im Griff gehabt.

Vlhovas Fahrt zu Gold

Mit einem starken zweiten Lauf sicherte sich Petra Vlhova im Slalom noch Gold.

„Ich bin noch nie zu Olympia als Topfavoritin angereist. Für mich bedeutet diese Medaille sehr viel. Früher habe ich von olympischen Medaillen geträumt, jetzt stehe ich da und habe es echt geschafft“, sagte die 26-Jährige. „Hinter dieser Medaille steht enorm viel Arbeit, ich habe da so viel reingesteckt – nicht nur ich, sondern mein ganzes Team.“

Huber und Gallhuber patzen

Gallhuber, Olympiadritte im Slalom von Pyeongchang 2018, und Huber hatten ihre Chancen auf ein absolutes Spitzenresultat im ersten Lauf mit den Plätzen zehn (+1,23) und zwölf (+1,37) vergeben. Im Finale patzte Huber bei vollem Risiko im Zielhang, Gallhuber stolperte aus dem Starthaus und konnte wenige Meter vor dem Ziel einen Ausfall gerade noch vermeiden. Der Rückstand war groß, der erhoffte Sturmlauf ausgeblieben.

Gallhuber patzt auch in Lauf zwei

Für Katharina Gallhuber lief es beim Olympiaslalom in Yanqing nicht nach Wunsch.

„Ich habe mein Bestes gegeben, mein Bestes versucht. Ich kann mir nichts vorwerfen“, bilanzierte Gallhuber, die schon am Donnerstag die Heimreise antritt. „Es ist enttäuschend, aber runterkommen, dann gut trainieren und sich gut vorbereiten für die nächsten Aufgaben“, sagte sie. Genauso enttäuscht gab sich Huber nach ihrem Olympiadebüt. „Es war nicht das, was ich mir erwartet und erwünscht habe. Es war ein bisserl schwer zum Umsetzen. Man will doch auch runterkommen, aber das geht eben nur mit Vollgas. Bei dem Schnee ist aber jeder Rutscher im Ansatz tödlich“, so die 26-Jährige.

Truppe in bester Gesellschaft

Truppe, Vierte im Riesenslalom, schied im ersten Lauf ebenso aus wie Mikaela Shiffrin, die ihr nächstes Debakel erlebte. Wie im Riesenslalom rutschte die favorisierte US-Amerikanerin nach wenigen Toren aus dem Medaillenrennen. Minutenlang saß die 26-Jährige dann mit hängendem Kopf, Tränen und ungläubiger Miene neben der Piste und wurde von Trainern und Betreuern getröstet. „Es ist enttäuschend“, sagte Shiffrin.

Shiffrin scheitert erneut

Für Shiffrin ist der Slalom bei den Olympischen Winterspielen in Peking wie schon der Riesenslalom nach wenigen Toren zu Ende.

Tröstende Worte fand auch ihre US-Landsfrau Lindsey Vonn, die in der ewigen Bestenliste mit 82 Weltcup-Siegen als Einzige noch vor Shiffrin (73) liegt. „Das nimmt nichts weg von ihrer noch immer herausragenden Karriere. Dieses eine Rennen ändert daran nichts“, sagte Vonn dem TV-Sender NBC nach Shiffrins Aus im Slalom. Ihre nächste Medaillenchance hat Shiffrin in der Kombination am nächsten Donnerstag.

Bei Truppe funktionierte es „vom ersten Tor an nicht“, sie habe sich gefragt, wann es sich irgendwie gut anfühlen werde. „Dann war, zack, schon der Einfädler da. Der kann passieren, aber bis dahin war es miserabel. Es hat sich so wild angefühlt“, sagte Truppe. Sie sei locker drauf gewesen eigentlich. „Aber anscheinend ist die Lockerheit schon heimgeflogen.“ Truppe bleibt noch in China und hofft auf einen Einsatz im abschließenden Team-Bewerb.