Langlauf

Bolschunow gewinnt skurrilen „Fünfziger“

Alexander Bolschunow hat sich im letzten Bewerb der Männer in Peking endgültig zum „Langlauf-König“ der 24. Winterspiele gekürt. Der Russe holte in einer skurrilen, von 50 auf 30 km verkürzten Kälteschlacht in der freien Technik 5,5 Sekunden vor seinem Landsmann Iwan Jakimuschkin und Simen Hegstad Krüger aus Norwegen seine dritte Goldmedaille und sein fünftes Edelmetall bei den Bewerben in Peking.

Der traditionelle 50-km-Marathon, der seit 1924 immer auf dem olympischen Programm steht, musste erstmals überhaupt in der Geschichte verkürzt werden. Grund waren starke Sturmböen bei Temperaturen jenseits von minus zehn Grad Celsius, die bei einem klassischen „Fünfziger“ die Gesundheit der Athleten noch mehr strapaziert hätten.

Im Gegensatz zu den Biathleten, wo man auf die Wettervorhersagen mit einer Vorverlegung reagiert hatte, entschied man sich im Langlauf erst eine Stunde vor dem ursprünglich geplanten Start für die Verkürzung sowie die Verlegung von 7.00 auf 8.00 Uhr MEZ. Aufgrund der Rundenlänge der anspruchsvollen Strecke ergab sich sogar nur eine Gesamtdistanz von 28,4 km.

Langläufer nach dem Massenstart
Reuters/Lindsey Wasson
Die Verhältnisse beim abschließenden Männer-Rennen waren nichts für schwache Konstitutionen

Für das Frauen-Rennen am Sonntag hat man dagegen bereits Vorsorge getroffen. Der letzte Langlauf-Bewerb dieser Spiele wurde schon am Vortag um dreieinhalb Stunden auf 4.00 Uhr MEZ vorverlegt. Grund war ebenfalls die Wetterprognose mit starkem Wind. Das Rennen mit Österreichs Bronze-Medaillengewinnerin Teresa Stadlober soll aber über die vollen 30 km führen – und wäre damit länger als der längste Männer-Bewerb.

Bolschunow im Finish eiskalt

Bolschunow, der davor schon im Skiathlon und mit der Staffel Gold gewonnen hatte, ließen die Verhältnisse im wahrsten Sinn des Wortes kalt. Der 25-jährige Russe setzte beim letzten kleinen Anstieg vor dem Ziel die entscheidende Attacke und verwies Jakimuschkin um 5,5 und Krüger um 7,0 Sekunden auf die weiteren Podestplätze. Neben seiner drei Goldmedaillen nimmt Bolschunow auch noch Silber über 15 km klassisch und Bronze im Teamsprint für das Russische Olympische Komitee (ROC) mit nach Hause.

Alexander Bolshunov (ROS)
APA/AFP/Odd Andersen
Bolschunow hielt seine Verfolger letztlich sicher auf Distanz

„Fünf? Wirklich“, sagte Bolschunow nach dem Rennen und zählte seine Ausbeute bei den Spielen in China an seinen Fingern herunter. „Fünf Medaillen, drei davon in Gold, ist unglaublich. Vor der Saison hatte ich mir zweimal Gold zum Ziel gesetzt und jetzt hab ich drei und eine Medaille in jedem Rennen, in dem ich teilgenommen habe“, so der Russe, der zugleich Sportgeschichte schrieb. Er ist der erste männliche Langläufer überhaupt, der fünf Medaillen bei den denselben Spielen geholt hat. Bolschunow wäre trotz der widrigen Verhältnisse auch die klassische Distanz über 50 km gelaufen: „Wenn es härter ist, ist es leichter für mich.“

Der drittplatzierte Krüger erlebte mit Bronze ein Happy End. Der Norweger war nach einer Coronavirus-Erkrankung und langer Quarantäne erst am Donnerstag für das Rennen nominiert worden. Für seinen Landsmann, den zweifachen Peking-Olympiasieger Johannes Hösflot Kläbo, endete das Rennen hingegen vorzeitig. Kläbo gab auf und konnte somit zu seinen insgesamt vier Medaillen kein Edelmetall mehr hinzufügen. Grund für die Aufgabe waren die Auswirkungen eines Magen-Darm-Virus. „Ich war in den letzten Tagen länger auf dem Klo, als ich schlafen konnte“, erklärte Kläbo. Österreich war in dem Rennen nicht vertreten.

Massenstart (30 km Skating/wetterbedingt verkürzt):
1. Alexander Bolschunow ROC 1:11:32,7
2. Iwan Jakimuschkin ROC + 5,5
3. Simen Hegstad Krüger NOR 7,0
4. Artem Malzew ROC 10,7
5. Sjur Röthe NOR 15,8
6. Denis Spizow ROC 26,2
7. Clement Parisse FRA 28,8
8. Scott Patterson USA 33,9
9. William Poromaa SWE 56,4
10. Maurice Manificat FRA 57,6