Goran Djuricin
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Djuricin Opfer eines „Teufelskreises“

Rapid hat am Samstag als Reaktion auf den sportlichen Tiefflug in der tipico-Bundesliga die Notbremse gezogen und sich von Trainer Goran Djuricin getrennt. Der „Teufelkreis“ aus Misserfolgen gepaart mit großen Protesten der Fans zwang Sportgeschäftsführer Fredy Bickel zum Handeln. Der innere und äußere Druck wurde zu groß.

„Es ist ein Teufelskreis, der irgendwo begonnen hat und sich immer schneller gedreht hat. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, ihn zu unterbrechen“, sagte der Schweizer: „Jetzt ist das Wohl der Mannschaft und des Vereins das Wichtigste. Wir müssen mit diesem Schritt versuchen, die Spirale zu stoppen.“ Das sei der richtige Schritt, auch wenn er ihm schwerfalle, ergänzte Bickel.

Djuricin hatte die damals in Abstiegsgefahr schwebenden Hütteldorfer im April 2017 als Nachfolger von Damir Canadi übernommen und auf Endrang fünf sowie ins Cupfinale geführt. In der Vorsaison reichte es zu Platz drei, in diesem Sommer gelang der Einzug in die Europa-League-Gruppenphase, was allerdings die Misere auf nationaler Ebene nicht aufwiegen konnte.

Rapid-Fans
GEPA/Christian Ort
Rapid blickt nach der Trennung von Coach Djuricin einer ungewissen Zukunft entgegen

Wut und Resignation bei Fans

Seit Wochen forderte die organisierte Fanszene Djuricins Rauswurf, die Situation eskalierte am Mittwoch beim mühevollen Aufstieg im Uniqa-ÖFB-Cup in Mattersburg durch umstrittene Gesten des 43-Jährigen zusätzlich. Bei der Niederlage gegen St. Pölten hingegen herrschte beim grün-weißen Anhang nicht Wut, sondern Resignation vor.

Rapid trennt sich von Coach Djuricin

Die 0:2-Heimniederlage gegen St. Pölten war das letzte Spiel von Goran Djuricin als Rapid-Trainer. Unmittelbar nach dem Match gab Präsident Michael Krammer die Trennung von Djuricin bekannt

Die desolate Rapid-Leistung gegen die Niederösterreicher brachte schließlich das Fass zum Überlaufen. „Die Mannschaft hatte ein Problem, mit der Situation umzugehen. Sie konnte nicht wegstecken, was in den letzten Wochen alles auf uns eingeprasselt ist“, sagte Bickel.

Erhoffte Trendwende bleibt aus

Dabei hatte der Sport-Geschäftsführer nach dem Cupsieg gegen Mattersburg noch mit einer Trendwende spekuliert. „Ich habe ehrlich gehofft, das könnte der Befreiungsschlag gewesen sein, aber heute hat man gesehen, dass es nicht so war. Ich hatte das Gefühl, dass wir Rucksäcke tragen, ganze Koffer auf den Platz mitschleppen.“

Die Last war schließlich zu groß – auch für Djuricin, der offenbar schon beim Schlusspfiff wusste, was es geschlagen hatte. Seine Umarmungen der Spieler hatten den Charakter eines bevorstehenden Abschieds. Unmittelbar danach wurde der Coach in der Kabine von Bickel über die Trennung informiert und gab sich dabei laut dem Sportchef gefasst. „Er hatte völliges Verständnis dafür, dass jetzt etwas passieren muss.“

Bickel machte deutlich, dass ihm die Freistellung Djuricins wehtat. „Ich glaube, auch wenn das andere nicht so sehen, dass er die Mannschaft und auch Spieler weitergebracht hat“, meinte der Schweizer und nannte in diesem Zusammenhang Richard Strebinger, Thomas Murg und Mert Müldür.

Bickel spart nicht mit Lob für Djuricin

Als gescheitert dürfe man Djuricin keinesfalls sehen – allein schon deshalb, weil er die jüngsten Ereignisse laut Bickel relativ gut wegsteckte. „Ich habe größte Bewunderung dafür, wie er die letzten Wochen überstanden hat und mit wie viel Energie er immer vor der Mannschaft gestanden ist.“ Allerdings merkte der 53-Jährige auch an: „Es ist gut für ihn als Menschen, dass er von diesem Druck erlöst wurde.“

Dass Djuricin von Bickel vom Interimscoach zur langfristigen Lösung gemacht wurde, sieht der Schweizer nicht als Fehler. Er mache sich lediglich den Vorwurf, Djuricin durch die Verlängerung zu viel Druck auferlegt zu haben. Die Verlängerung an sich bereut der Sportchef nach eigenen Angaben nicht.

Ein Grund für Djuricins Ablöse sei die Vorgabe gewesen, im Sommer das Hauptaugenmerk auf den Europacup und nicht auf die Meisterschaft zu legen. Dadurch musste der Coach in der Liga oft Stammkräfte schonen. Zudem fielen einige Leistungsträger verletzt aus. „Er hat das Ziel Europa-League-Gruppenphase großartig mitgetragen, nicht auf sich selbst geschaut und alles für den Verein und die Mannschaft getan.“