Stephanie Resch (AUT)
GEPA/Andreas Pranter
Ski alpin

ÖSV-Damen haben bescheidenen Wunsch

Die Weltcup-Saison 2017/18 fiel für die österreichischen Damen in die Kategorie durchwachsen. Dem am Samstag (9.55 Uhr, live in ORF eins) mit dem Riesentorlauf in Sölden beginnenden WM-Winter blickt Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum trotzdem optimistisch entgegen: „Ich gehe davon aus, dass wir öfter vorne mitmischen.“

Kriechbaum, seit 2013 Chef der ÖSV-Damen, hat einen Wunsch: „Dass wir zunächst im Disziplinen-Weltcup wieder ein Wörtchen mitreden können“, so der gebürtige Oberösterreicher. In den vergangenen zwei Saisonen holten seine Schützlinge keine einzige Kugel, die letzte gewann Eva-Maria Brem 2015/16 im Riesentorlauf – zu wenig für die Ansprüche im Verband.

Überhaupt waren die österreichischen Erfolge in der Vorsaison dünn gesät. Die Ausbeute fiel mit neun Stockerlplätzen – zwei Siegen, zwei zweiten und fünf dritten Plätzen – neuerlich mager aus. Zuversicht gab dem Cheftrainer aber manch überraschender Erfolgsmoment während den Olympischen Spielen von Pyeongchang. „Bronze von (Katharina, Anm.) Gallhuber im Slalom“ etwa, „und vor allem der Team-Bewerb, wo unsere Mädchen Akzente für die Silbermedaille gesetzt haben“.

Gute Chancen im Speed-Bereich

Das gewichtigste Wörtchen, also die besten Chancen, rechnet sich Kriechbaum heuer in den schnellen Disziplinen Abfahrt und Super-G aus. „Im Riesenslalom geht es darum, dass wir überhaupt wieder einmal aufs Podium kommen“, sagte der 51-Jährige mit Blick auf das podestlose Vorjahr zur APA. „Im Slalom ist die Konkurrenz mit Shiffrin, Holdener und Vlhova extrem stark.“ Die große Favoritin stelle man in keiner Disziplin. „Wir dürfen uns anstrengen, dass wir da vorne mitfahren“, so Kriechbaum.

Potenzielle Podestfahrerinnen gebe vor allem im Speed-Bereich: „Die Hütter Conny und Veith Anna sind zwei, die regelmäßig oben zu finden sein könnten.“ Hinzu kämen einige Athletinnen mit „großem Potenzial“. Kriechbaums Liste ist lang: Tamara Tippler, Nicole Schmidhofer, Christine Scheyer und natürlich Ramona Siebenhofer und Stephanie Venier. „Die beiden hätten die Olympiaabfahrt eigentlich noch stärker prägen müssen. Ob sie das Potenzial für regelmäßige Podiumsplätze haben, werden wir sehen. Sie hätten aber auf jeden Fall schon öfter gewinnen müssen“, so der Trainer.

Die Genannten hätten ihr Potenzial allesamt schon aufblitzen lassen. „In Summe war aber die Konstanz nicht da. Das ist ein Punkt, wo wir uns auch wünschen würden, dass sie die Leistungen nicht nur bei einzelnen Rennen bringen.“ Konstanz ist freilich das, was Seriensieger von anderen unterscheidet. „Es gibt Läuferinnen, die sind ständig vorne, und es gibt welche, die sind hin und wieder vorne und dann wieder hinten. Wir müssen uns teilweise noch von der einen Kategorie in die andere entwickeln“, sagte Kriechbaum.

Shiffrin wieder Favoritin

Rot-weiß-rote Ambitionen auf den Gewinn des Gesamtweltcups gibt es daher keine. „Das wäre wirklich vermessen. Dafür müsste man auf alle Fälle eine Favoritin in einer Disziplin haben, die dann auch in einer zweiten regelmäßig große Punkte macht.“ Dieses Profil trifft derzeit am ehesten noch auf Veith, die Gewinnerin von 2013/14 und 2014/15, zu. Die 29-jährige Salzburgerin wiegelte im Vorfeld ab. Die große Kugel sei – kurzum – „kein Thema“. Als 14. war Bernadette Schild im Vorjahr gesamtbeste Österreicherin.

Juergen Kriechbaum (OESV)
GEPA/Andreas Pranter
Cheftrainer Kriechbaum versucht Druck von den Schultern seiner Läuferinnen zu nehmen

Die große Gejagte ist auch heuer Mikaela Shiffrin. Die US-Amerikanerin gewann im Vorjahr mit über 600 Punkten Vorsprung zum zweiten Mal in Folge die große Kristallkugel. „Wenn Shiffrin einigermaßen einen Lauf hat, dann wird sie kaum zu biegen sein“, sagte Kriechbaum. Vor allem in ihrer Spezialdisziplin erwartet der ÖSV-Coach die 23-Jährige wieder in einer eigenen Liga: „Normalerweise gewinnt sie im Slalom wieder sieben von neun Rennen.“

Die Disziplinen-Siegerinnen des Vorjahres wie Tina Weirather (Super-G), Viktoria Rebensburg (Riesentorlauf) und die kürzlich am Knöchel verletzte Sofia Goggia (Abfahrt) seien „zu dünn aufgestellt“, um Shiffrin bis zum Schluss Paroli bieten zu können. „Am ehesten noch Wendy Holdener, wenn sie auch im Riesenslalom vorne mitfährt.“ Nachsatz: „Und Shiffrin eine Krise hat.“