Florian Klein
GEPA/Philipp Brem
Bundesliga

Krise bei Austria spitzt sich zu

Austria Wien bleibt in der tipico-Bundesliga nur Mittelmaß. Nach der 2:3-Niederlage am Sonntag gegen den RZ Pellets WAC herrschte erneut violette Ratlosigkeit. Die Wankelmütigkeit auf dem Feld bringt nicht nur Trainer Thomas Letsch zum Verzweifeln, auch der Unmut der Fans ist mittlerweile unüberhörbar.

Im 25. Bundesliga-Spiel unter Letsch setzte es trotz zweimaliger Führung die elfte Niederlage. Dem stehen zehn Siege und vier Remis gegenüber. Die Austria wurde vom Publikum in der Generali Arena mit Pfiffen und ersten „Letsch raus!“-Rufen verabschiedet. „Der Anspruch bei der Austria ist zu Recht ein hoher. Wenn man zu Hause ein Spiel gegen einen direkten Konkurrenten verliert und so eine zweite Halbzeit spielt, dann ist es völlig normal, dass Unmutsäußerungen kommen. Das gehört dazu“, meinte der Trainer.

Fehlende Beständigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die jüngere Austria-Vergangenheit. Mehr als zwei Ligaerfolge en suite gelangen in der Letsch-Ära noch nie, nach dem 2:3 sind die Wiener überhaupt seit vier Meisterschaftspartien sieglos. Während die Kärntner mit einem verdienten Sieg in letzter Minute Rang vier behaupteten, sind die „Veilchen“ als Sechste weit weg von den eigenen Erwartungen.

Rückfall nach der Pause

Am Samstag kam der eklatante Leistungsabfall in der zweiten Hälfte. „Wir waren nicht in der Lage zu entlasten, die Fehler haben sich gehäuft, und wir waren insgesamt viel zu weit weg vom Gegner. Wir waren dann überhaupt nicht mehr stabil“, sagte Trainer Letsch nach dem dritten sieglosen Ligaheimspiel en suite.

Dabei hatte Uros Matic die Austria mit einem abgefälschten Schuss bereits in der Anfangsminute mit 1:0 in Front gebracht. „Wir haben die Euphorie vom Cup mitgenommen und sind super gestartet. Besser kann es eigentlich nicht laufen“, sagte Stürmer Christoph Monschein. „Dass wir dann so agieren und quasi zurückschalten, kann ich mir nicht erklären.“

Große Chance ausgelassen

Monschein machte auch fehlende Bereitschaft für das aus der Hand gegebene Spiel verantwortlich. „Wenn man die Zweikämpfe nicht so annimmt wie in den ersten Minuten, dann wird es schwer. Vor allem wenn der WAC auch gut kombiniert“, sagte der Torschütze zum 2:1, das ihm per sehenswerter Kopfball-Bogenlampe gelang. „Wir waren dann immer zu spät, hatten keine zweiten Bälle mehr – so kann man kein Spiel gewinnen.“

Monschein trauerte einer vergebenen Chance im Rennen um die Meistergruppe der Top sechs nach. „Mit drei Punkten hätten wir extrem weit vorstoßen können, das haben wir wieder wie in den letzten Wochen nicht geschafft“, sagte er mit Blick auf die Tabelle, die die Austria als Sechste ausweist. „Wir müssen uns jetzt alle zusammenreißen und die Basics – Laufen und Kämpfen – auspacken. Tore machen wir jetzt ja eh.“

Trainer Letsch
GEPA/Philipp Brem
Letsch (l.) bekam nach der Niederlage den Unmut von den Tribünen zu spüren

WAC feiert „beste Saisonsleistung“

Dass an diesem grauen Herbstnachmittag ein ehemaliger Austrianer alle drei Wolfsberger Treffer erzielte, passte ins Bild. Mario Leitgeb war jeweils nach einem ruhenden Ball zur Stelle. „Heute ist mir der Ball dreimal vor den Fuß bzw. Kopf gefallen – das ist natürlich Wahnsinn“, sagte der Mittelfeldspieler. „Dass das genau gegen die Austria passiert, hat das Schicksal vielleicht so gewollt.“

Dank dem Leitgeb-Triple setzten die viertplatzierten Kärntner ihren Vormarsch mit sieben Punkten aus den jüngsten drei Spielen fort. „Für die Tabelle ist das Ergebnis natürlich überragend. Bei der Austria zu gewinnen, haben wir als WAC nicht unbedingt im Vorhinein am Plan“, sagte Coach Christian Ilzer.

Trotz der „besten Saisonleistung mit dem Ball“ (Ilzer) mussten die Wölfe um den verdienten Lohn lange bangen. Das Goldtor fiel erst in Minute 92. „Leidenschaft und spielerische Qualität: Wir haben heute alles auf den Platz gebracht“, sagte Michael Liendl – ein weiterer Ex-Austrianer. „Es war nicht vorherzusehen, dass wir die Austria auswärts so dominieren würden.“ Verteidiger Lukas Schmitz: „Wir müssen uns vorwerfen lassen, dass wir das nur mit einem Tor Unterschied gewinnen. Aber klar: Wir freuen uns über die drei Punkte und sind auch ein bisschen stolz auf die Leistung.“