Hannes Wolf (Salzburg)
GEPA/Florian Ertl
Europa League

„Großer Lerneffekt“ für Salzburg in Neapel

Für den FC Salzburg ist nach dem 0:3 im Achtelfinal-Hinspiel der UEFA Europa League am Donnerstag bei Napoli der neuerliche Aufstieg in die Runde der letzten acht in weite Ferne gerückt. Das fühle sich nicht gut an, sagte Trainer Marco Rose, aber es sei „kein Weltuntergang“. Vielmehr habe die Partie einen „großen Lerneffekt“ für sein Team gehabt.

Der 42-jährige Deutsche verzichtete auf Ausreden nach der höchsten Europacup-Niederlage in seiner Salzburger Amtszeit. „Wir wollen uns ja auf höchstem Niveau messen. Wir haben das, was wir wollten, nicht konstant genug auf den Platz gebracht. Dann verlierst du hier mit 0:3. Wir haben gesehen, was es braucht, damit arbeiten wir, und es geht weiter“, sagte Rose in den Katakomben des Stadio San Paolo, das sich an diesem Abend nicht als angsteinflößender Hexenkessel erwies.

Vielmehr hatte Salzburg in Neapel mit sich selbst zu kämpfen. „Bei dem einen oder anderen hat man gesehen, dass es nicht sein Tag war, und wir haben auch junge Kerle dabei, die solche Spiele brauchen, um zu wachsen“, sagte der Salzburg-Trainer. „In der einen oder anderen Situation waren wir sicher zu naiv“, sagte Außenverteidiger Stefan Lainer und trauerte der Chance auf ein besseres Ergebnis nach. „Wir müssen einem 0:3 nachlaufen. Das war nicht notwendig, weil so überragend waren sie (Napoli, Anm.) dann auch wieder nicht.“

Europa League: Salzburg verliert in Neapel

Salzburg musste sich im Achtelfinal-Hinspiel bei Napoli mit 0:3 geschlagen geben. Vor dem Rückspiel nächste Woche sind Salzburgs Hoffnungen auf den Aufstieg ins Viertelfinale auf ein Minimum gesunken.

Die offizielle UEFA-Statistik gab Lainer mitunter recht, Salzburg hatte am Ende mehr Schüsse direkt auf das Tor abgegeben (6:3). Napoli präsentierte sich also wie auch von Rose im Vorfeld des Spiels beschrieben „abgezockt“. „Wenn man sich ansieht, wie effektiv und kaltschnäuzig sie vor dem Tor waren – sie haben es im Endeffekt extrem gescheit gespielt“, sagte Lainer. „Wir haben viele unnötige Fehler gemacht. Man hat Napolis Klasse gesehen“, so Andreas Ulmer.

„Phasenweise reicht nicht aus“

Dabei hatte Salzburg gut in die Partie gefunden und die ersten Chancen vorgefunden. Doch Napoli habe einen Nerv getroffen, wie Rose sagte. „Wir sind eine Mannschaft, die stark vom Gefühl lebt. Wir hatten eine gute Anfangsphase, dann bekommen wir das Gegentor, das in uns etwas auslöst, und wir waren bis zur Pause weniger mutig. Wir waren phasenweise mutig, aber phasenweise reicht auf diesem Niveau gegen diesen Gegner nicht aus.“

Marco Rose und Hannes Wolf
GEPA/Florian Ertl
Salzburg-Coach Marco Rose richtete seine Spieler unmittelbar nach der Partie wieder auf

Napoli gab sich in puncto Effizienz vor allem in Hälfte eins abgebrüht. Auf der anderen Seite konnte Salzburg eine Vielzahl an Offensivaktionen, die auch Napolis Startrainer Carlo Ancelotti störten („Wir waren überschwänglich, warfen alles nach vorne“), in 90 Minuten zu keinem Tor verwerten. „Wir haben es nicht gut zu Ende gespielt. Oft machen wir uns das Leben selbst schwer“, sagte Lainer.

Auch defensiv machten sich die Salzburger am Fuße des Vesuvs das Leben schwer. „In der ersten Hälfte haben wir in einigen Momenten nicht gut agiert. Wenn man sich die Tore ansieht, kann man sicher überall drei, vier Szenen nennen, in denen wir besser agieren hätten können“, sagte Ulmer, der vor dem 0:2 unzureichend mit dem Kopf geklärt hatte. Jerome Onguene war überfordert, beim 0:3 köpfelte der 21-jährige Innenverteidiger den Ball unglücklich ins eigene Tor.

Das wird dem Kameruner mit französischen Wurzeln freilich ebenso verziehen wie Patson Daka, bei der 4:0-Gala gegen Club Brügge immerhin zweifacher Torschütze, seine dieses Mal unauffällige Leistung – schließlich ist das Salzburger Erfolgskonzept auch auf Entwicklung aufgebaut. „Wir können und sollen aus so einem Spiel lernen“, unterstrich Kapitän Ulmer.

Hoffen auf neues Wunder

Vor einem Jahr drehten die Salzburger nach einem 2:4 im Viertelfinal-Hinspiel bei Lazio Rom das Duell mit einem 4:1-Heimsieg. Im Halbfinale konnte auch ein 0:2 gegen Olympique Marseille egalisiert werden, ehe das Aus in der Verlängerung kam. Nicht nur deswegen schöpften die Salzburger trotz noch schwierigerer Ausgangslage Hoffnung. „Ich finde, insgesamt haben wir kein schlechtes Spiel gemacht. Vor allem in Hälfte zwei konnten wir einen gewissen Druck ausüben – und das auswärts. Jetzt spielen wir zu Hause. Ich würde uns nicht abschreiben“, so Lainer.

„Wir werden nie aufgeben. Wir wissen um Napolis Qualität, aber wir sind eine Mannschaft mit einer super Mentalität. Wir werden bis zum Ende alles geben und alles versuchen“, sagte Ramalho, der als Innenverteidiger auch im Rückspiel mitwirken darf. Auf Napolis Kalidou Koulibaly und Nikola Maksimovic trifft das aufgrund von Gelbsperren nicht zu, was weitere Salzburger Hoffnungen nährt. Allerdings muss auch Salzburgs Xaver Schlager deswegen passen.

Ob der Klasse von Napoli ist den Salzburgern klar, dass am nächsten Donnerstag die Reise in der Europa League in dieser Saison bereits im Achtelfinale zu Ende gehen könnte. „Napoli ist eine internationale Topmannschaft, da brauchen wir nicht zu diskutieren, jeder, der sich im Fußball auskennt, weiß das. Wir denken im Rückspiel an kein Ergebnis, wollen einen guten Auftritt hinlegen und einige Sachen besser machen“, schilderte Ulmer – und hofft auf einen schnellen Lerneffekt.