Szene aus dem Match Österreich gegen Lettland
APA/AFP/Vladimir Simicek
Eishockey-WM

Österreich muss sich Lettland beugen

Das erträumte Erfolgserlebnis zum Auftakt ist für Österreichs Nationalmannschaft bei der Eishockey-WM in Bratislava am Samstag ausgeblieben. Die Mannschaft von Teamchef Roger Bader musste sich Lettland trotz ansprechender Leistung am Ende klar mit 2:5 (1:1 0:0 1:4) geschlagen geben. Lettische Präzision machte am Ende den Unterschied.

Die Österreicher gingen in der Ondrej Nepela Arena von Bratislava vor 8.917 Zuschauern zwar dank Michael Raffl in der 15. Minute in Unterzahl in Führung, doch Lettland gelang fast postwendend durch Rudolfs Balcers im Powerplay der Ausgleich (16.). Die Letten waren zu diesem Zeitpunkt für fünf Minuten ein Mann mehr, nachdem Patrick Peter eine Spieldauerdisziplinarstrafe wegen Kopfchecks kassiert hatte.

Nach torlosem Schlussabschnitt schoss Lauris Darzins die Balten mit einem Blitztor in Front (41.). Rodrigo Albos (45.) und Gints Meija (47.) schlugen schließlich den Deckel auf die Partie. Raphael Herburger ließ Österreich zwar noch einmal kurz hoffen (56.), doch Ronalds Kenins erstickte die Hoffnungen von Team Austria nur wenige Sekunden später im Keim (57.).

Österreich unterliegt Lettland zum WM-Auftakt

Das ÖEHV-Team hat bei der 83. Eishockey-Weltmeisterschaft in der Slowakei sein Auftaktspiel verloren.

Anders als bei den jüngsten beiden WM-Auftritten der Österreicher in Prag 2015 und im Vorjahr in Kopenhagen ging Rot-weiß-rot damit zum Auftakt leer aus. Vor vier Jahren hatte man die Schweiz sensationell mit 4:3 nach Penaltyschießen besiegt, 2018 holte man immerhin mit einer 2:3-Niederlage nach Verlängerung einen Punkt gegen die Eidgenossen. Viel Zeit die Auftaktniederlage 2019 zu verarbeiten haben Bader und seine Mannen aber nicht. Am Sonntag wartet zur Mittagszeit Goldfavorit Russland (12.15 Uhr, live in ORF Sport +).

Kickert erhält Vorzug

Weil Teamchef Bader den Letten keine Chance geben wollte, den österreichischen Einsergoalie per Video genau zu studieren, machte der Schweizer aus seiner Wahl bis zum Spieltag ein Geheimnis. Am Ende war es aber doch wie erwartet David Kickert, der zwischen den Pfosten stand. Bei aller Routine von Bernhard Starkbaum: dessen Rolle als Bankwärmer bei den Vienna Capitals in den jüngsten zwei Monaten war Bader in einer wichtigen Partie dann doch zu viel Risiko.

Szene aus dem Match Österreich gegen Lettland
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David Kickert (r.) erhielt den Vorzug gegenüber Bernhard Starkbaum im Tor der Österreicher

In der Eröffnungspartie gegen die Letten hatten die Österreicher zumindest im Vorfeld mit Punkten spekuliert. Dementsprechend engagiert traten Baders Burschen in den Anfangsminuten auch auf und lieferten der etablierten A-Nation aus dem Baltikum auch einen Kampf auf Augenhöhe. Nach 40 Sekunden gab Österreich auch den ersten Warnschuss ab, im Gegenzug bestand auch Kickert die ersten Bewährungsproben, etwa bei einem Schuss von Rihards Burkats (9.). Auf der anderen Seite scheiterten Patrick Obrist und Lukas Haudum an Goalie Kristers Gudelvskis (10.).

Spieldauerstrafe und Unterzahltor

Ausgerechnet in einer Phase, als die Österreicher der möglichen Führung nahe kamen, schwächte Peter ungewollt sein Team. Der Verteidiger erwischte Roberts Burkarts bei einem Check im Angriffsdrittel derart blöd, dass dieser auf dem Eis liegen blieb. Die Referees hatten einen Check gegen den Kopf gesehen und schickten Peter mit einer Spieldauerdisziplinarstrafe unter die Dusche. Baders vier Triebwerke mussten für den Rest der Partie mit einem Nachbrenner, sprich Verteidiger, weniger auskommen. Fünf Minuten Zeitstrafe für Österreich gab es obendrauf.

Dank der fünfminütigen Überzahl rechneten zumindest die lettischen Fans mit einer Vorentscheidung zugunsten ihrer Mannschaft. Doch Michael Raffl versetzte der Partystimmung mit einem Traumtor einen Dämpfer. Alexander Pallestrang bewies mit einem perfekten Pass auf Raffl ein gutes Auge und der Villacher Stürmer zeigte Goalie Gudlevskis mit einem perfekten Haken und Backhand-Heber, warum die Philadelphia Flyers seinen Vertrag verlängert haben (15./SH).

Raffls Shorthander zum 1:0

Österreichs einziger WM-Beitrag aus der NHL trifft sehenswert zur Führung.

Aber die Freude der österreichischen Fans, die jetzt erstmals lauter waren, als ihre lettischen Pendants, währte nur kurz – genau 42 Sekunden. Balcers schob nach einem abgefälschten Schuss aus kurzer Distanz ein und sorgte wieder für ausgeglichene Verhältnisse (16./PP). Die Partie blieb in der Folge offen. Dank der langen Überzahl besserte Lettland aber seine Schussstatistik gehörig auf – ebenso wie Kickert seine Fangquote.

Österreich bettelt um Tor

Der zweite Abschnitt begann so, wie der erste geendet hatte: munter ging es hin und her. Die Unterschiede im Spiel der beiden Teams waren genauso groß, wie jener der Rottöne in den Flaggen. Mit Fortdauer der Partie schlichen sich bei den Österreichern jedoch Nachlässigkeiten im Spielaufbau ein, die die Vorwärtsbewegung immer wieder bremsten. Trotzdem hatte die ÖEHV-Auswahl ihre Chancen. Raphael Herburger scheiterte am Fanghandschuh von Gudlevskis (28.), dann ließ Komarek nach einem Konter mit freier Schussbahn eine Riesenchance aus (33.).

Aber auch Kickert musste sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen. In den letzten fünf Minuten des Drittels dürfte der nach außen hin ruhig agierende Niederösterreicher sogar richtig ins Schwitzen gekommen sein. Denn nach einer Strafe gegen Martin Schumnig verloren die Österreicher ihren Faden und luden mit Fehlern die Letten geradezu auf ein Tor ein. Einmal war Kickert sogar geschlagen, doch die Latte sprang dem Torhüter bei einem Schuss von Gints Meija zur Seite (37.). Die Pausensirene kam für die Österreicher keine Sekunde zu früh.

Blitztor als Anfang vom Ende

Im letzten Drittel standen die Österreicher zunächst wieder mit einem Mann weniger auf dem Eis, Clemens Unterweger hatte noch eine Minute aus dem Mittelabschnitt abzusitzen. Auf eine ganze Minute kam der Verteidiger aber nicht, denn bereits nach 23 Sekunden schlug der Puck im österreichischen Tor ein. Kapitän Darzins erwischte die Österreicher mit einem präzisen Schuss aus kurzer Distanz ins Kreuzeck (41.). Kickert war machtlos. Für Lettland war es zugleich ein Jubiläum: Darzins Tor war das 400. lettische bei einer Weltmeisterschaft.

Der Schock über den Gegentreffer war den Österreichern anzusehen. Nur schwer kam das Team wieder auf Touren. Die Letten nahmen sich hingegen ihren Kapitän zum Vorbild und sorgten mit den WM-Toren 401 und 402 für die Entscheidung. Zuerst hämmerte Albos den Puck genau ins Kreuzeck (45.), dann machte es ihm Meija mit einem ebenso präzisen Schuss in die obere Ecke nach (48.). Die Österreicher bäumten sich zwar noch einmal auf und Herburger konnte im Liegen noch einmal verkürzen (56.), doch praktisch vom nächsten Bully weg sorgte Kenins für den Endstand (57.) – wieder mit einem Schuss ins Kreuzeck.

Herburger verkürzt auf 2:4

Raphael Herburger lässt mit dem Tor zum 2:4 noch einmal kurz Hoffnung aufkommen.

Stimmen zum Spiel:

Roger Bader (Teamchef Österreich): „Wenn man nach 40 Minuten bei einem Favoriten dran ist, hofft man auf mehr. Ich hadere noch ein bisschen mit der Chance von Komarek im zweiten Drittel, wenn die drin ist, wäre das eine Luft für die letzte Periode gewesen. Das Gegenteil ist passiert, sie haben ein Powerplay-Tor gemacht und ab diesem Moment ihre ganze Klasse gezeigt. 40 Minuten lang haben wir an den Punkten geschmeckt, aber es war schon so, dass die Letten auch vorher besser waren und mehr Chancen hatten. Ihre Klasse hat sich dann durchgesetzt. Ich habe immer gesagt, wir sind sechs Spiele lang Außenseiter und im letzten Spiel (Italien) stehen die Chancen 50:50. Morgen steht Bernhard Starkbaum im Tor, das haben wir schon vor dem Spiel entschieden.“

Thomas Raffl (ÖEHV-Kapitän): „Es war nicht das Spiel, das wir uns vorgestellt haben. Bis Ende des zweiten Drittels waren wir sehr gut dabei, Anfang des Schlussdrittels sind sie wieder in Führung gegangen. Dann haben wir reagieren müssen, das System ein bisschen aufgemacht, und die Letten haben das sehr gut ausgenutzt.“

Raphael Herburger (ÖEHV-Torschütze): „Das Unterzahl-Tor war ein Knick für uns, da haben wir kurz die Konzentration verloren. Wenn wir überraschen wollen, brauchen wir auch ein bisschen Glück, das hatten wir heute nicht. Aber sie waren klar besser. Die Treffer waren alle in den Winkel, trotzdem war es lange offen. Auf Augenhöhe sind nicht mehr viele Teams, wir müssen lernen und warten, bis unsere nächste Chance kommt.“

Raphael Wolf (ÖEHV-WM-Debütant): „Für mich persönlich hat es gut gepasst, schade, dass die Mannschaft nicht gewonnen hat. Ich habe alles gegeben. Ich bin dankbar, dass mir Roger Bader Vertrauen gibt und ich zeigen kann, was ich kann.“

Eishockey-WM in der Slowakei

Gruppe B in Bratislava

Samstag:

Österreich – Lettland 2:5

(1:1 0:0 1:4)

Ondrej Nepela Arena, 8.917 Zuschauer

Tore: M. Raffl (15./SH), Herburger (56./PP) bzw. Balcers (16./PP), Darzins (41./PP), Abols (45.), Meija (48.), Kenins (57.)

Strafminuten: 15 plus Spieldauerdisziplinar Peter bzw. 6

Österreich: Kickert – Pallestrang, Heinrich; Schuming, Unterweger; Schlacher, Wolf; Peter, Strong – M. Raffl, Herburger, Schneider; Ganahl, Komarek, Th. Raffl; Hofer, Hundertpfund, Zwerger; Haudum, Rauchenwald, Obrist