Szene aus dem Match Österreich gegen Russland
GEPA/Andreas Pranter
Eishockey-WM

Österreich ärgert Russland vergeblich

Österreich hat in seinem zweiten WM-Spiel in Bratislava am Sonntag die erwartete Niederlage kassiert. Einen Tag nach der Pleite gegen Lettland musste sich die Mannschaft von Teamchef Roger Bader Russland mit 0:5 (0:1 0:2 0:2) geschlagen geben. Die Österreicher ärgerten den Goldfavoriten dabei aber lange Zeit mehr, als diesem lieb war.

In der zur Mittagszeit mit 9.033 Zuschauern fast komplett gefüllten Ondrej Nepela Arena von Bratislava sorgten Jewgenij Dadonow (13./PP, 41.), Nikita Kutscherow (35.) und Iwan Telegin (35.) innerhalb von 36 Sekunden sowie Ilja Kowaltschuk (45.) für den erwarteten Sieg der Russen. Die „Sbornaja“ erfüllte nach dem 5:2-Sieg über Norwegen zum Auftakt ihre zweite Pflichtübung und machten den nächsten Schritt Richtung Viertelfinale.

Die Österreicher verkauften sich knapp 18 Stunden nach der 2:5-Niederlage gegen Lettland gegen den haushohen Favoriten aber teuer und hatten sogar Chancen auf den zwischenzeitlichen Ausgleich. So wie beim 0:7 vor einem Jahr blieben die Österreicher gegen den Olympiasieger ohne Tor. Nach dem anstrengenden Wochenende hat Baders Mannschaft nun einen Tag Pause. Am Dienstag (20.15 Uhr, live in ORF Sport +) wartet mit der Schweiz die nächste Mammutaufgabe.

Sperre erzwingt Adaptierung

Auch in Kopenhagen vor einem Jahr waren die Russen Österreichs zweiter Gegner im Turnier. Damals hatte Ersatztorhüter David Madlener gegen die „Sbornaja“ Erfahrung sammeln dürfen. Einsergoalie Bernhard Starkbaum erhielt eine Pause. Diesmal hatte Bader den Wiener, gegen Lettland hinter David Kickert nur Ersatz, für das Duell mit Owetschkin und Co. nominiert. Ein Anzeichen, dass Kickert wohl am Dienstag gegen die Schweiz wieder zum Einsatz kommen wird – Stichwort: Rotation.

Tor von Russland
GEPA/Andreas Pranter
ÖEHV-Tormann Bernhard Starkbaum hatte am Sonntag gegen Russland fünfmal das Nachsehen

Nicht freiwillig musste der Teamchef seine Verteidigung adaptieren. Patrick Peter bekam vom Internationalen Verband IIHF nach seinem Check gegen den Letten Roberts Burkarts eine Sperre von einem Spiel aufgebrummt. Steven Strong bildete solo die vierte Abwehrreihe. Peter verstärkte die rot-weiß-rote Fanabordnung auf den Rängen. Die österreichischen Anhänger waren wie gegen Lettland trotzdem in Unterzahl. Fantrikots mit den Namen Owetschkin und Kowaltschuk dominierten bereits lange vor Spielbeginn auf dem Gehsteig vor der Ondrej Nepela Arena.

Achtungserfolg im ersten Drittel

Auch auf dem Eis dominierten wenig überraschend von Beginn an die Russen. Bereits nach 38 Sekunden gab es den ersten Warnschuss auf das Tor von Starkbaum. Und in dieser Tonart ging es weiter: Nikita Kutscherow schoss knapp vorbei, Wladislaw Gawrikow ans Außennetz, und Alexander Barabanow scheiterte nach einem „Bauerntrick“ – einer Extrarunde ums Tor – an Starkbaum, um nur einige Beispiele zu nennen. Die russischen Fans konnten den ersten Treffer gar nicht mehr erwarten.

Den Österreichern war die kurze Pause nach dem Lettland-Spiel in dieser Phase anzumerken, nur langsam kamen die Beine auf Betriebstemperatur. Doch dann hauchten sich Baders Burschen selbst Leben ein: Zuerst fing Thomas Raffl einen Querpass von Superstar Owetschkin ab und prüfte Goalie Alexander Georgiew, dann klopfte selbiger noch lauter am russischen Tor an, die Querlatte bewahrte die „Sbornaja“ beim vom Kapitän abgefälschen Schuss von Clemens Unterweger vor einem Gegentreffer (5.). Deutlich öfter vor dem Tor tauchten aber die Russen auf, obwohl sich die Österreicher mit Herz, Verstand und Einsatz wehrten.

Es musste aber ein Powerplay her, damit Starkbaum dann doch den Puck aus dem Netz holen musste. Thomas Raffl saß draußen, Gusew feuerte den Puck in den linken Winkel und Russland führte 1:0 (13.). Höher war der Vorsprung nach 20 Minuten aber nicht, obwohl die Russen weiter Druck machten. Trotzdem lag in der Schlussphase der Ausgleich in der Luft. Konstantin Komarek, abermals Strong und 1:11 Minuten vor Schluss Peter Schneider aus kurzer Distanz brachten Georgiew ins Schwitzen, aber den Puck nicht ins Tor. Ein 1:1 wäre angesichts der Schussstatistik von 17:5 für Russland aber schmeichelhaft gewesen.

Russland geht in Führung (13. Minute)

Im Powerplay legt Russland durch Jewgenij Dadonow mit 1:0 vor.

Doppelschlag entscheidet Partie

Die Stimmung in der russischen Kabine dürfte angesichts der mageren Ausbeute nicht die beste gewesen sein. Und auch im Mittelabschnitt sah man den Spielern der „Sbornaja“ ein wenig an, wie lästig es ihnen war, dass die Partie gegen den Außenseiter resultatsmäßig noch nicht entschieden war. Österreich hielt weiter gut mit, Patrick Obrist hatte alleine vor Georgiew sogar eine dicke Chance zum Ausgleich (23.). Dann hämmerte Alexander Rauchenwald in Unterzahl den Puck knapp vorbei (30.). Auf der Gegenseite gewann Starkbaum dreimal in Folge das Duell mit Owetschkin.

Weil aber Russland dann doch mindestens zwei Klassen über Österreich steht und nachlassende Konzentration bestraft, sorgte der Favorit mit einem Doppelschlag innerhalb von 36 Sekunden für eine papierformgerechte Führung und die Entscheidung. Zuerst schob NHL-Topscorer Nikita Kutscherow fast unbedrängt ein, nachdem Nikita Gusew von der österreichischen Abwehr nicht zu stoppen gewesen war, dann fälschte Verteidiger Iwan Telegin den Puck nach Pass von Altmeister Ilija Kowaltschuk sehenswert durch die eigenen Beine am verdutzten Starkbaum vorbei ins Tor.

Wieder kein Treffer

Die Partie war zwar aus österreichischer Sicht gelaufen, trotzdem musste die Mannschaft von Bader noch für ein drittes Drittel auf das Eis. Mit den Köpfen waren aber einige Spieler noch in der Kabine, denn Dadonow tauchte im Rücken von Alexander Pallestrang auf und schob nach Querpass von Michail Sergatschjow unbedrängt zu seinem zweiten Tor ein (41.). Gerade einmal 15 Sekunden waren vergangen.

Dadonow erhöht auf 4:0 (41. Minute)

Gleich zu Beginn des Schlussdrittels legt Russland ein Tor nach: Jewgeni Dadonow macht sein zweites Tor im Spiel und stellt auf 4:0.

Jetzt war die Konzentration bei den Österreichern endgültig beim Teufel. Kowaltschuk durfte sich auch noch über sein erstes WM-Tor freuen (45.) und die russischen Fans über einen standesgemäßen Ausgang der Partie. Und als letzter ÖEHV-Torschütze gegen die „Sbornaja“ bei einer WM bleibt Florian Iberer in der Statistik. Er traf 2013 in Helsinki in der 28. Minute bei der 4:8-Pleite. Seit 152 Spielminuten ist Pause.

Stimmen zum Spiel:

Roger Bader (ÖEHV-Teamchef): „Gegen solche Mannschaften zu spielen ist für jeden Spieler etwas Besonderes. Außer Michael Raffl spielt normalerweise niemand gegen diese Spieler. Auch für mich als Coach war es etwas Besonderes vor 9.000 Zuschauern. Das Resultat ist mir heute unwichtig. Meiner Meinung nach haben wir die ersten 35 Minuten sensationell gespielt. Natürlich setzt sich am Ende die große Klasse dieser Mannschaft durch, da muss man sich auch nicht schämen, wenn man fünf Tore bekommt. Unter dem Strich haben wir das österreichische Eishockey vor allem in den ersten 35 Minuten sehr, sehr gut verkauft.“

Bernhard Starkbaum (ÖEHV-Torhüter): „Wir haben uns gegen eine Topnation sehr gut verkauft. Das erste Drittel haben wir sehr gut gespielt, wir sind nur mit einem 0:1 in die Pause gegangen. Man hat gesehen, wenn wir schnell nach vorne spielen, können wir auch gegen eine Topnation wie Russland Chancen kreieren. Ihre individuelle Klasse hat man vorne gesehen, sie brauchen nicht viel Zeit und Raum. Im ersten Drittel hätten wir auch 1:0 in Führung gehen können.“

Fabio Hofer (ÖEHV-Stürmer): „Es ist schon lässig, gegen solche Spieler zu spielen. 5:0 ist noch ein gutes Ergebnis für Österreich. Man sieht, dass man ein paar Minuten mitspielen kann, danach hat es nicht mehr gereicht.“

Eishockey-WM in der Slowakei, Vorrunde

Gruppe B (Bratislava)

Sonntag:

Österreich – Russland 0:5

(0:1 0:2 0:2)

Bratislava, Ondrej Nepela Arena, 9.033 Zuschauer

Tore: Dadonow (13./PP, 41.), Kutscherow (35.), Telegin (35.), Kowaltschuk (45.)

Strafminuten: 8 bzw. 2

Österreich: Starkbaum – Pallestrang, Heinrich; Schuming, Unterweger; Schlacher, Wolf; Strong – M. Raffl, Herburger, Schneider; Ganahl, Komarek, Th. Raffl; Hofer, Hundertpfund, Zwerger; Haudum, Rauchenwald, Obrist