Teamchef Roger Bader (AUT)
GEPA/Mario Kneisl
Eishockey-WM

Woran es bei Österreich hapert

Die Frage, ob Österreich ein zweites Jahr in Folge den WM-Klassenerhalt erst im letzten Spiel schafft, wird in Bratislava gegen Italien beantwortet. Die 3:5-Pleite gegen Norwegen am Freitag zeigte auf, woran es bei den Österreichern aktuell noch hapert. Auf Teamchef Roger Bader wartet bis zur Partie am Montag (20.15 Uhr, live in ORF Sport +) viel Arbeit.

War die erwartbare 1:9-Schlappe gegen Schwedens NHL-Ensemble noch entspannt analysiert worden, war den Spielern der Frust über die Niederlage gegen Norwegen deutlich anzusehen. Obwohl die „Norsker“ seit 13 Jahren Stammgast in der A-Gruppe sind, hatte man sich zumindest einen Punkt und damit einen Schub für das Selbstvertrauen ausgerechnet. Ebenbürtig waren die Österreicher auch allemal, das Ergebnis nur bedingt ein Spiegelbild des Spiels.

„Auf dem Eis hat es sich nicht angefühlt, als wären wir nicht nur ebenbürtig, sondern die bessere Mannschaft“, sagte etwa Konstantin Komarek, der nach zwei Spielen Verletzungspause einer der auffälligsten Spieler im österreichischen Trikot war. Teamchef Bader sah es ähnlich. „Wir sollten nach zwei Dritteln führen und nicht 0:1 hinten sein“, sagte der Schweizer.

Österreich verliert auch gegen Norwegen

Österreich kassierte bei der Eishockey-WM in Bratislava im Kampf um den Klassenerhalt eine bittere 3:5-Niederlage gegen Norwegen.

Zumindest die Statistik gibt dem 54-Jährigen recht: Seine Mannschaft hatte mit 33:31 mehr Schüsse und prozentuell mehr Puckbesitz. Einzig in jener Statistik, die wirklich zählt, bei den Toren, waren die Norweger besser. Baders Fokus war daher auch schon auf Italien gerichtet, die Partie gegen Mitfavorit Tschechien am Sonntag ist auf gut Österreichisch wurscht. „Wir werden sicher den einen oder anderen Spieler schonen“, sagte Bader. Denn vor allem drei Problemzonen gilt es bis zum Abstiegsfinale zu beheben.

Blöde Fehler, leichte Gegentore

Gegen Norwegen brachen den Österreichern leichtfertige Fehler das Genick. So vertändelte etwa Verteidiger Clemens Unterweger unmittelbar nachdem Komarek die rot-weiß-roten Hoffnungen mit seinem Tor zum 2:2 genährt hatte, vor dem eigenen Tor den Puck und ermöglichte Alexander Reichenberg freie Schussbahn zum Tor. Schon davor hatten fahrlässige Puckverluste und Fehlpässe den Norwegern immer wieder Gelegenheit zum Angriff gegeben.

„Wir haben zu viele leichte Gegentore bekommen“, sagte Bader. So sah es auch Komarek, der sich selbst in die Pflicht nahm: „Es sind Eigenfehler, die uns nicht passieren dürfen. Wir haben ihnen die Punkte serviert. Wir spielen sonst ein gutes Spiel, aber wir machen in den entscheidenden Phasen zu viele Fehler. Das können wir auf dem Niveau nicht machen.“

Torhüter auf dem Prüfstand

Anders als etwa noch vor einem Jahr in Kopenhagen können diesmal auch die Torhüter nicht ausbügeln. „Wir brauchen Torhüterleistungen über 90 Prozent, wir haben das bei dieser Weltmeisterschaft noch in keinem Spiel gehabt. Das ist ein Fakt, nicht meine Erfindung, wenn ich das sage“, hielt sich Teamchef Bader mit Kritik an den bisherigen Torhüterleistungen nur bedingt zurück.

Szene aus dem Match Norwegen gegen Österreich
APA/AFP/Vladimir Simicek
Bader hätte sich von Goalie Starkbaum im Norwegen-Spiel eine stärkere Leistung erhofft

Die Statistik gibt dem Schweizer recht: David Kickert hielt bisher nur 89,29 Prozent der Schüsse. Die Fangquote von Routinier Bernhard Starkbaum ist mit 82,35 Prozent noch schlechter. „Es wäre nicht fair, es jetzt nur am Tormann festzumachen, aber es war sicher ein Faktor“, sagte Bader im Rückblick auf das Norwegen-Spiel, wo Starkbaum speziell beim 2:1, dass er durch die Schoner bekam, keine glückliche Figur machte.

Der Wiener musste allerdings keine 24 Stunden nachdem die Schweden seine Bilanz mit neun Gegentreffern deutlich nach unten gedrückt hatten, bereits wieder ans Werk. Kickert droht mit Muskelproblemen im Bein das WM-Aus. Bader entschied am Samstag, dass Lukas Herzog am Sonntag sein WM-Debüt geben wird. „Er hat es sich verdient, hat gegen Deutschland (Test, Anm.) super gespielt. Schauen wir, was er zeigt. Wer weiß, vielleicht ist er heiß“, meinte der Teamchef, der offen ließ, wer am Montag das Tor hüten wird. Die Anforderung ist aber groß: „Wir brauchen auch gegen Italien eine gute Torhüterleistung, da brauchen wir uns nichts vorzumachen.“

Leistungsträger gefordert

Eines war schon vor dem Spiel gegen Norwegen offensichtlich: Die vor der WM ausgemachten Leistungsträger blieben bisher großteils hinter den Erwartungen. Michael Raffl ist mit zwei Treffern zwar aktuell Österreichs bester Torschütze, der einzige Legionär aus der National Hockey League (NHL) will aber manchmal zu viel. Auch sein Bruder Thomas scheint sich zu viel Druck aufzulasten und begeht dadurch ungewohnte Fehler.

Szene aus dem Match Norwegen gegen Österreich
GEPA/Andreas Pranter
NHL-Legionär Michael Raffl (r.) traf bisher zwar zweimal, kassierte aus Übermotivation aber auch viele Strafen

„Beide Raffl wollen der Mannschaft helfen, dann machen sie Strafen, die unnötig sind. Wir brauchen NHL-Spieler nicht auf der Strafbank“, sagte Bader schon vor dem Duell gegen Schweden. „Ich weiß, dass es nicht an der Einstellung liegt.“ Hinter den Erwartungen ist bisher auch Dominic Zwerger, in Kopenhagen noch einer der Shootingstars im Team. Eine vor der WM erlittene Hüftverletung dürfte Zwergers Mobilität doch mehr behindern, als man zugeben will. „Die Spieler, von denen man Tore erwarten würde, haben ihre besten Spiele hoffentlich noch vor sich“, versuchte Bader jedenfalls optimistisch zu bleiben.

Der Teamchef setzt beim Ausmerzen der Problemzonen vor allem auf die positiven Erkenntnisse aus der ernüchternden Niederlage gegen Norwegen. „Alle vier Linien haben Chancen herausgearbeitet. Wir haben auch taktisch anders gespielt, als gegen die Topnationen, haben mit mehr Druck gespielt. Dadurch haben wir auch sehr viele Torchancen erarbeitet. Das sind die Punkte, die ich mitnehme. Wenn wir das gegen Italien wiederholen können, haben wir sehr gute Chancen“, so Bader.