Lewis Hamilton (Mercedes)
AP/Luca Bruno
Formel 1

Hamilton setzt sich in Monaco durch

„Dieser Sieg ist für Niki“: Mit diesen Worten hat Mercedes am Sonntag den Triumph von Lewis Hamilton im Grand Prix von Monaco gefeiert. Trotz großer Sorgen um seine Reifen wehrte Hamilton in einer packenden Schlussphase alle Angriffe von Verfolger Max Verstappen ab und schleppte sich zu seinem 77. Karrieresieg. Zweiter wurde Sebastian Vettel im Ferrari, der von einer Zeitstrafe für Red-Bull-Pilot Verstappen profitierte.

Hamilton-Teamkollege Valtteri Bottas wurde Dritter und rangiert in der WM als Zweiter bereits 17 Zähler hinter dem Briten und Titelverteidiger. Vettel hat als Dritter in der WM-Wertung gar schon 55 Punkte Rückstand auf Hamilton. Das nächste Rennen findet in zwei Wochen in Montreal statt.

In Monaco trat Hamilton mit einer Sonderlackierung seines Rennhelms zu Ehren der letzten Montag verstorbenen Formel-1-Ikone Niki Lauda an. Der Helm war zum großen Teil rot – in Anlehnung an die berühmte rote Kappe Laudas. Auf der Rückseite von Hamiltons Helm stand der Name des Österreichers, der am Montag im Alter von 70 Jahren gestorben war.

Gedenken an Niki Lauda

Fünffachweltmeister Hamilton pflegte eine besondere Beziehung zu Lauda: Der dreimalige Champion hatte maßgeblichen Anteil am Wechsel Hamiltons zur Saison 2013 zum deutschen Werksrennstall Mercedes. Auch Vettel ließ sich seinen Kopfschutz im Look des letzten Ferrari-Helms von Lauda bemalen.

Das prestigeträchtige Rennen im Fürstentum an der Cote d’Azur begann dann auch mit einem Tribut an Lauda. Im Gedenken an den dreifachen Weltmeister trugen alle Formel-1-Piloten bei der Fahrerparade vor dem Grand Prix rote Kappen mit der weißen Aufschrift „NIKI“. Dazu hielten die 20 Fahrer kurz vor 15.00 Uhr eine Schweigeminute ab, dabei standen sie in einem Kreis um Laudas Helm. Im Hafen ertönten alle Schiffshörner.

Formel-1-Fahrer halten in Monaco vor dem Rennen eine Gedenkminute für Niki Lauda
Reuters/Andrej Isakovic
Mit einer Trauerminute vor dem Rennen gedachte die Formel 1 eines ihrer Größten

„Das zeigt die weltweite Anteilnahme und die Bedeutung, die Niki im Motorsport hatte“, meinte Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko im ORF. Zum Rennen meinte er: „Mercedes muss wohl einen Fehler machen, damit wir hier eine Chance haben.“ Diese Möglichkeit schien jedenfalls durch die vor dem Rennen prognostizierte Regenwahrscheinlichkeit von 90 Prozent gegeben.

Alles nach Plan zu Beginn

Vorerst begann der sechste WM-Lauf der Saison völlig plangemäß. Die beiden Silberpfeile setzten ihre Startplätze in der ersten Reihe optimal um und gingen ohne Schwierigkeiten in Führung. Die Geschichte der ersten Runden schrieb Charles Leclerc, der aufgrund eines taktischen Fehlers der Ferrari-Box im Qualifying nicht über den 16. Rang hinausgekommen war.

Der Monegasse bewies fast in der jeder Kurve seine Ungeduld und zwängte sich an einem Gegner nach dem anderen vorbei. Lange gingen Leclercs waghalsige Manöver jedoch nicht gut, und in der neunten Runde musste er nach einer Berührung mit dem Renault von Nico Hülkenberg in der Rascasse-Kurve mit einem Reifenschaden an die Box.

Leclerc sorgt für Aufregung

Weil er jedoch zuvor mit Vollgas weitergefahren war und einige Fahrzeugteile auf der Strecke verteilte, rief die Rennleitung eine Safety-Car-Phase aus. Leclercs Auto wurde letztlich so sehr beschädigt, dass er ihn nach zweimaligem Reifenwechsel in der 18. Runde doch vorzeitig in der Box abstellen musste. „Ich muss großes Risiko fahren – notfalls fliege ich raus“, hatte Leclerc vor dem Grand Prix gesagt. Für Ferrari bedeutete das frühe Aus einen weiteren Rückschlag in dieser Saison.

Nach dem allgemeinen Chaos an der Box, weil alle Teams gleichzeitig Reifen wechseln wollten, ergab sich folgende Reihung: Hamilton führte vor Verstappen, Vettel und Bottas. Der Finne war gleich zweimal an die Box gekommen. Verstappen wurde später mit einer Fünf-Sekunden-Strafe belegt, weil er beim Wegfahren von der Box Bottas in die Quere gekommen war. Diese Strafe sollte den niederländischen Red-Bull-Piloten noch teuer kommen.

Reifen sorgen für spannendes Finish

Doch an der Positionierung der Fahrer änderte sich vorerst nichts. Die ersten vier Fahrer lagen zeitlich dicht zusammen, mit seiner Fünfsekundenstrafe drohte Verstappen daher der Rückfall auf den vierten Rang. Dahinter klaffte eine 30-Sekunden-Lücke auf den fünftplatzierten Pierre Gasly im Red Bull.

Im letzten Viertel der 78 Runden machte sich jedoch beim Führenden Hamilton die Abnutzung seiner Reifen deutlich bemerkbar. Über den Boxenfunk beschwerte sich der WM-Leader bitter bei seiner Crew, dass er den falschen Reifensatz aufgezogen hätte und damit den hinter ihm liegenden Verstappen nicht mehr auf Distanz halten könne.

„Ich weiß nicht, worauf ihr gehofft habt, als ihr diese Reifen aufgezogen habt. Man muss auf ein Wunder hoffen“, jammerte Hamilton dennoch. „Lewis, du kannst es schaffen, wenn du uns vertraust“, gab der Kommandostand zurück. Das Rennen spitzte sich in den letzten Runden zu, und in der 76. Runde kam es kurz nach dem Tunnel zu einer Berührung der beiden Führenden, weil Verstappen mit seinem Red Bull volles Risiko ging und die Schikane extrem spät anbremste.

„Härtestes Rennen, das ich je hatte“

Doch beide Piloten brachten ihren Boliden ins Ziel, und der sechste Mercedes-Sieg im sechsten Saisonrennen war geschafft, und Hamilton durfte sich den traditionellen Sprung in den Pool im Hafen von Monte Carlo gönnen. „Das war das härteste Rennen, das ich hatte. Ich habe mit dem Spirit von Niki gekämpft“, meinte der WM-Leader über seinen dritten Sieg in Monaco.

Aber auch Vettel war nicht unzufrieden. Der deutsche Vierfachweltmeister fuhr im Ferrari letztlich auf den zweiten Platz und durfte sich damit über das beste Resultat in dieser Saison freuen. „Ein großartiges Ergebnis für uns“, sagte der 31-Jährige und dachte angesichts des mitreißenden Rennens auch gleich an Lauda: „Er wäre heute happy. Er wird immer in Gedanken bei uns sein.“

Grand Prix von Monaco in Monte Carlo

Endstand nach 78 Runden
1. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:43:28,437
2. Sebastian Vettel GER Ferrari 2,602
3. Valtteri Bottas FIN Mercedes 3,162
4. Max Verstappen * NED Red Bull 5,537
5. Pierre Gasly FRA Red Bull 9,946
6. Carlos Sainz ESP McLaren 53,454
7. Daniil Kwjat RUS Toro Rosso 54,574
8. Alexander Albon THA Toro Rosso 55,200
9. Daniel Ricciardo AUS Renault 1:00,894
10. Romain Grosjean * FRA Haas 1:01,034
11. Lando Norris GBR McLaren 1:06,801
12. Sergio Perez MEX Racing Point 1 Runde
13. Nico Hülkenberg GER Renault 1 Runde
14. Kevin Magnussen * DEN Haas 1 Runde
15. George Russell GBR Williams 1 Runde
16. Lance Stroll CAN Racing Point 1 Runde
17. Kimi Räikkönen FIN Alfa Romeo 1 Runde
18. Robert Kubica POL Williams 1 Runde
19. Antonio Giovinazzi ITA Alfa Romeo 1 Runde

* Fünf-Sekunden-Strafe

Out: Charles Leclerc (MCO/Ferrari)

Schnellste Runde: Gasly (72./1:14,279 Minuten)