Stephen Curry
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NBA

Warriors peilen historischen Hattrick an

„Three-peat“ der Golden State Warriors oder Premierentitel für die Toronto Raptors: Der Sieger der in der Nacht auf Freitag (3.00 Uhr MESZ) beginnenden „Best of seven“-Finalserie der National Basketball Association (NBA) schreibt auf jeden Fall Geschichte. Die Mehrheit der NBA-Experten ist überzeugt, dass Golden State zum dritten Mal in Folge Meister wird.

Es wäre der bereits vierte Titel in fünf Jahren für die „Dubs“, die zum fünften Mal in Serie im Endspiel stehen und damit etwas geschafft haben, was bisher nur einem einzigen NBA-Team gelungen war: Die Boston Celtics hatten von 1957 bis 1966 sogar zehn Finale en suite erreicht, allerdings zu einer Zeit, als die beste Basketball-Liga der Welt gerade einmal acht bzw. neun Mannschaften umfasst hatte.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später spielen mittlerweile 30 Teams in der NBA. Die Raptors wurden erst 1995 aufgenommen und schafften es im 24. Jahr erstmals ins Finale, in dem sie in den ersten beiden Partien Heimvorteil haben. Diesen sollten die „Dinos“ nutzen, wollen sie die Warriors vom Thron stürzen.

Auf den Spuren von O’Neal und Jordan

Die Kalifornier können erstmals seit den Los Angeles Lakers um Shaquille O’Neal (2000 bis 2002) und den Chicago Bulls um Michael Jordan (1996 bis 1998) wieder einen „Three-peat“ schaffen. Sehr vieles spricht auch für das Überteam aus Oakland, das mit seiner geballten Starpower schon in den beiden vergangenen Jahren durch die Finals zum Titel spaziert ist.

Lakers mit Pokalen
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Die Los Angeles Lakers schafften 2002 als bisher letztes Team den „Three-peat“, also drei NBA-Titel in Folge

Zum Auftakt muss Golden State aber ohne seinen Ausnahmekönner Kevin Durant auskommen. Der für Warriors-Trainer Steve Kerr „beste Basketball-Spieler auf Erden“ hatte sich am 8. Mai im fünften Match der zweiten Play-off-Runde gegen die Houston Rockets eine Wadenzerrung zugezogen. Damit schien das Ende der Warriors-Dynastie, die ihren Anfang mit dem Titel 2015 genommen hatte, besiegelt. Doch auch ohne Durant gewann der Champion die zum vorweggenommenen Finale hochstilisierte Serie gegen Houston mit 4:2.

Auch weil sich Stephen Curry von seiner besten Seite zeigte. „Unterschätze niemals das Herz eines Champions“, schrieb NBA-Aushängeschild LeBron James auf Twitter, nachdem der Golden-State-Kapitän in Spiel sechs nach katastrophalem Beginn alle seine 33 Punkte in der zweiten Hälfte – 23 davon im Schlussviertel – erzielt und die von James Harden angeführten Rockets in den Urlaub geschickt hatte.

Qualität vorne und hinten

Im Western-Conference-Finale schloss „Chef Curry“ nahtlos an diese Vorstellung an, verbuchte beim 4:0-„Sweep“ gegen die Portland Trail Blazers im Schnitt 36,5 Punkte pro Partie. Neben dem besten Distanzschützen der Play-off-Geschichte ragte vor allem Draymond Green mit zwei Triple-Doubles in Folge aus dem starken Warriors-Kollektiv heraus. „Er spielt wie eine Abrissbirne, zerstört alles, was sich ihm in den Weg stellt“, lobte Kerr jüngst seinen Defensivchef, der genauso als „Floor General“ in der Offensive zu überzeugen weiß.

All-Star Klay Thompson und der bereits 35-jährige Routinier Andre Iguodala haben ebenfalls ihre Qualitäten an beiden Enden des Courts. „Sie sind eine der großartigsten Mannschaften der Geschichte“, schwärmte deshalb Raptors-Coach Nick Nurse zuletzt von Golden State. „Es wird eine große Herausforderung.“ Auch weil neben Durant noch Top-Center DeMarcus Cousins sein Comeback im Lauf der Finalserie anpeilt. Der 28-Jährige hatte schon im zweiten Play-off-Match am 15. April einen Riss im Quadrizepsmuskel erlitten.

Hoffen auf Heldentaten

Toronto muss im Duell mit diesem Superstarensemble erneut auf Heldentaten von Kawhi Leonard hoffen. Dieser war im vergangenen Sommer im Zuge eines Tauschgeschäfts, bei dem neben All-Star DeMar DeRozan auch Österreichs NBA-Pionier Jakob Pöltl abgegeben worden war, von den San Antonio Spurs zu den Raptors gewechselt.

Kawhi Leonard
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Die Hoffnungen der Toronto Raptors ruhen vor allem auf Kawhi „The Klaw“ Leonard

In den Play-offs wurde Leonard, der aufgrund seiner riesigen Hände – 23,5 Zentimeter lang und 28,5 Zentimeter Spannweite vom Daumen bis zum kleinen Finger – den Spitznamen „The Klaw“ („Die Klaue“) trägt, endgültig zur Lebensversicherung des einzigen kanadischen NBA-Clubs. Nachdem der 27-Jährige mit seinem historischen „Buzzer Beater“ das siebente Spiel gegen die Philadelphia 76ers entschieden hatte, entschärfte er im Eastern-Conference-Titelkampf mit seiner starken Verteidigung auch Milwaukee-Bucks-Topstar Giannis Antetokounmpo.

„Wir stehen im Finale, und wir sind noch lange nicht fertig“, lautete die erste Kampfansage von Leonard in Richtung Golden State. Denn der Zweimetermann, der beim Titelgewinn der San Antonio Spurs im Jahr 2014 als wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie ausgezeichnet wurde, hat mit den Warriors noch eine Rechnung offen: 2017 war Leonard im ersten Western-Conference-Finale gefoult worden und danach lange ausgefallen. Nun brennt der beste NBA-Verteidiger der Jahre 2015 und 2016 auf Revanche.