Dritter wurde Vettels Teamkollege Charles Leclerc. Valtteri Bottas im zweiten Mercedes und Max Verstappen im Red Bull konnten nach schlechten Startpositionen nicht in den Kampf um die Podestplätze eingreifen und landeten auf den Rängen vier und fünf, dahinter folgten das Renault-Duo Daniel Ricciardo und Nico Hülkenberg sowie Pierre Gasly (Red Bull), Lance Stroll (Racing Point) und Daniil Kwjat (Toro Rosso). Den Punkt für die schnellste Runde holte sich Bottas. In der WM führt der fünffache Weltmeister Hamilton nach sieben von 21 Rennen – also einem Saisondrittel – mit 162 Punkten klar vor Bottas (133), Vettel (100), Verstappen (88) und Leclerc (72).
„Sie stehlen uns das Rennen“, schimpfte Vettel, der weiter auf seinen ersten Saisonsieg warten muss, per Funk über die Entscheidung der Rennkommissare. Hamilton erbte den 78. GP-Sieg seiner Karriere – und war über das Zustandekommen seines dritten Erfolgs in Serie selbst nicht restlos glücklich: „Ich hätte gerne auf eine andere Art und Weise gewonnen“, meinte der Brite.
Entscheidung in der 48. Runde
Vettel verteidigte am Start seine Poleposition, dahinter wehrte Hamilton den Angriff von Leclerc ab und blieb Zweiter. Vettel wechselte als Erster des Spitzentrios in der 26. Runde die Reifen, zwei Runden später folgte Hamilton, wodurch Leclerc kurz die Führung übernahm. Nach seinem Boxenstopp war der Monegasse aber wieder Dritter. Etwa zur Rennhalbzeit erhöhte Hamilton dann den Druck auf Vettel und verringerte seinen Rückstand innerhalb kurzer Zeit von mehr als vier Sekunden auf weniger als eine Sekunde. Der Deutsche konterte aber ebenfalls mit schnellen Runden und ließ seinem Rivalen keine Chance auf ein Überholmanöver.
In der 48. Runde kam es dann zum rennentscheidenden Zwischenfall: Vettel verbremste sich in einer Schikane und kam von der Strecke ab. Bei seiner Rückkehr fuhr er dann quer über die Fahrbahn und drängte Hamilton beinahe in die Mauer. Vettel verteidigte damit zwar die Führung, bekam wenig später allerdings die Zeitstrafe aufgebrummt. Der Rückstand Hamiltons betrug in der Folge stets weniger als drei Sekunden, und der Titelverteidiger gewann somit, obwohl er das Ziel 1,342 Sekunden hinter Vettel nur als Zweiter erreichte.
Dieser reagierte fuchsteufelswild auf die Entscheidung. „Wo zur Hölle soll ich hin? Ich hatte Gras an meinen Rädern“, wetterte Vettel. Nach dem Rennen zischte er erst ins Ferrari-Motorhome ab, statt sich den üblichen Interviews zu stellen.
Kuriose Siegerehrung
Erst nach einigen Minuten Abkühlungsphase erschien der Vorjahressieger unter tosendem Applaus der Zuschauer zur Siegerehrung. Bei dieser wollte ihn Hamilton zu sich auf das höchste Podest holen, Vettel blieb dann bei der Hymne etwas unschlüssig mit einem Bein auf der obersten und einem auf der unteren Stufe stehen.
Zuvor hatte Vettel in der Boxengasse aber noch die Tafel mit der Nummer eins für den Rennsieger von Hamiltons Auto auf den leeren Platz, der eigentlich für seinen Boliden vorgesehen gewesen wäre, gestellt. Durch das für ihn unverständliche Urteil muss der 31-Jährige nun weiter seit August 2018, als er in Spa-Francorchamps in Belgien gewonnen hatte, auf einen GP-Triumph warten.
Hamilton schließt zu Schumacher auf
Hamilton dagegen eilt weiter von Erfolg zu Erfolg – selbst bei Rennen, in denen er nicht der stärkste Fahrer ist. Durch seinen siebenten Erfolg in Montreal zog der 34-Jährige bei der 50. Auflage des Rennens mit Kanada-Rekordgewinner Michael Schumacher gleich. Dabei hatte der Weltmeister kurz vor dem Rennen einen Schreckmoment erlebt: Die Mercedes-Crew musste ein Hydraulikleck am Auto beheben.
Schmälern lassen wollte sich Hamilton den Sieg durch Vettels Malheur aber nicht. „Das ist nicht die Art und Weise, wie ich gewinnen wollte“, sagte Hamilton bei der Zieldurchfahrt per Funk. „Aber ich wäre vorbeigekommen.“ Vettel sah es naturgemäß anders: „Das ist eine verkehrte Welt. Das ist nicht fair. Ich hatte Glück, dass ich nicht in die Mauer gekracht bin.“ Später führte er weiter aus: „Ich weiß nicht, wofür ich bestraft worden bin. Es ist allgemein bekannt, dass Gras weniger Haftung hat als Asphalt.“