Sasha Horvat, Maximilian Ullmann und Mathias Honsak
AP/ANSA/Franco Debernardi
U21-EM

Perfekter Start zu hohem Preis

Österreichs U21-Team hat sich auf der Bühne der Europameisterschaft am Montag gleich mit einem Sieg vorgestellt. Mit einem 2:0 über Serbien in Triest gelang der Mannschaft von Trainer Werner Gregoritsch ein erfolgreiches EM-Debüt. Die Freude über den Start nach Maß wurde allerdings von der schweren Verletzung von Hannes Wolf getrübt.

Gregoritsch sprach von einem „besonderen Moment“, nachdem seine Burschen gegen die favorisierten Serben um Jungstar Luka Jovic die Reifeprüfung ihres ersten EM-Auftritts souverän bestanden hatten. Nicht umsonst verglich der gebürtige Steirer seinen Gemütszustand mit jenem eines Vaters, dessen Sohn die Matura macht. Hannes Wolf (37.) und der zum „Man of the Match“ gekürte Sascha Horvath (78.) sorgten dafür, dass die U21-Mannschaft nach einem EM-Spiel bereits mehr Siege zu Buche stehen hat als das A-Nationalteam in bisher sechs.

Der 61-Jährige machte auch aus seiner Genugtuung keinen Hehl, dass seiner U21 endlich jene mediale Aufmerksamkeit und jener Respekt zuteilwerden würde, die sie schon lange verdient habe. Aufgrund der gleichzeitigen Spieltermine stehe man immer im Schatten des A-Teams. „Das hat mich immer gestört, dass sie (die Leistungen, Anm.) nicht wahrgenommen wurden. Es wurde auch die Konkurrenzfähigkeit infrage gestellt“, so Gregoritsch.

Doppelte Anstrengung für Wolf

Allerdings mussten die Österreicher in der Stunde ihres bisher größten Erfolges auch einen schweren Verlust verdauen. Denn Wolf bezahlte den EM-Auftakt mit einem gebrochenen Außenknöchel, nachdem ihm Vukasin Jovanovic rüde in diesen gerutscht war. Dass sich der serbische Spieler später für sein hartes Einsteigen entschuldigte, war für die Österreicher nur ein schwacher Trost. „Es ist fürchterlich, wenn einer der hoffnungsvollsten Spieler Österreichs voraussichtlich ein halbes Jahr ausfallen wird“, sagte Gregoritsch.

Er gab auch das Motto aus, unter der die nächsten beiden Spiele gegen Dänemark am Donnerstag (18.30 Uhr, live in ORF1) und das Prestigeduell mit Titelverteidiger Deutschland am Sonntag (21.00 Uhr, live in ORF1) stehen werden: „Wir müssen uns noch mehr anstrengen und werden jeden weiteren Erfolg Hannes widmen.“ Einen Vorsatz, den Horvath stellvertretend für die gesamte Mannschaft unterschrieb: „Wir wissen, was wir an ihm haben“, sagte der 22-Jährige, der bereits bei seiner fünften Endrunde in diversen Nachwuchsklassen auf dem Platz steht.

Österreich schlägt Serbien

Mit einem 2:0-Sieg über Serbien gelang Österreichs U21 ein perfekter Start in seine erste EM-Endrunde.

Kompakt und glücklich

Horvath und Pechvogel Wolf waren nur zwei Teile des von Gregoritsch erfolgreich aufgebotenen Puzzles gegen die Serben. Der Teamchef freute sich, dass „in der Defensivarbeit und im Umschaltspiel die Vorgaben zu 100 Prozent erfüllt“ worden seien. Der Schlüssel sei zudem Kompaktheit im Mittelfeld auf allen Positionen. Daher kam die gefürchtete Flügelzange der Serben nicht zum Zug, insbesondere Jungstar Jovic: „Wir haben ihm kaum Raum gegeben", sagte Kapitän Philipp Lienhart,"es war eine sehr gute Teamleistung.“

Dazu hatten die Österreicher an diesem Abend auch Fortuna in Form des Videobeweises auf ihrer Seite. Denn ohne das erstmals bei einer U21-EM angewendete Tool wären weder das 1:0 noch das 2:0 in die Wertung gekommen. Bei Wolfs Führungstreffer wurde vom Videoassistenten ein vom Linienrichter angezeigtes Abseits zu Recht aufgehoben. Und auch das schwere Foul am 20-jährigen Grazer, das letztlich zu Horvaths Freistoß führte, wäre ohne nachträgliche Kontrolle ungeahndet geblieben. Als „perfekt eingesetzt“ lobte Gregoritsch das technische Hilfsmittel.

Werner Gregoritsch
GEPA/Daniel Goetzhaber
Coach Gregoritsch hatte trotz der Verletzung von Wolf viel Grund zur Freude

Ein kleines Haar in der Suppe

Dank des Auftaktsieges ist Österreich voll im Rennen um einen Platz im Semifinale und die damit verbundene Qualifikation für die Olympischen Sommerspiele 2020 in Tokio. Mit einem Sieg am Donnerstag gegen Dänemark würde sich die ÖFB-Auswahl wohl ein „Finale“ gegen Deutschland um den Gruppensieg erspielen. „Aber das ist alles Spekulation, und daran beteilige ich mich nicht“, sagte der Teamchef. Die Aufgabe gegen die Dänen werde um nichts leichter, auch wenn der Sieg über Serbien Selbstbewusstsein gebracht habe, so Gregoritsch.

Seine Spieler hoffen jedenfalls auf einen ähnlichen Erfolgslauf, wie ihn die Frauen vor zwei Jahren mit dem Semifinal-Einzug vorgemacht haben. „Ich hoffe, dass wir in einen Flow kommen“, sagte Kapitän Lienhart, „wir haben hier keinen Druck und können nur überraschen.“ Dazu muss sich das Team aber in einem Punkt steigern: der Chancenverwertung. „Wir müssen eigentlich mehr Tore schießen. Bis auf diesen Punkt war es perfekt“, kritisierte Lienhart die vielen vergebenen Chancen. Ein gutes Zeichen, wenn man selbst nach einer Glanzvorstellung noch ein Haar in der Suppe findet.