Maximilian Wöber (Red Bull Salzburg)
GEPA/Thomas Bachun
Fußball

Salzburg weicht von Transferlinie ab

Österreichs Serienmeister Red Bull Salzburg ist in der jüngeren Vergangenheit mehr für lukrative Spielerverkäufe als teure -einkäufe bekannt gewesen. Bei Maximilian Wöber drehte man den Spieß aber um und legte eine in Österreich davor unerreichte Summe hin – allerdings aus voller Überzeugung, wie Sportdirektor Christoph Freund erklärte.

In der Regel schließt Salzburg „in die andere Richtung“ Transferrekorde ab, wie es Freund nach der Verpflichtung des ÖFB-Teamverteidigers formulierte. Durch Verkäufe flossen in den vergangenen Jahren etliche Millionen in die Salzburger Kassen. Mit Wöber verließen die „Bullen“ nun kurzfristig den eingeschlagenen Weg.

Die genaue Höhe der Ablösesumme für den 21-jährigen Verteidiger, der bei Salzburg einen Fünfjahresvertrag erhielt, unterliegt offiziell freilich der Schweigepflicht. „Wir kommentieren keine Zahlen, aber es war schon eine beträchtliche Summe, auch für Red Bull Salzburg“, betonte Freund. Medienberichte aus Spanien lassen den Schluss zu, dass der Betrag zumindest über zehn Millionen Euro liegen dürfte.

Paradebeispiel Sadio Mane

Die seit der Ära von Ralf Rangnick praktizierte Philosophie des Clubs sieht vor, relativ junge Talente zu erwerben, sie zu Topspielern auszubilden und einige Jahre später um ein Vielfaches weiterzuverkaufen. Der teuerste Neuzugang war 2010 Joaquin Boghossian aus Uruguay, der 6,9 Millionen Euro kostete. Dieser kostspielige „Irrtum“ passierte jedoch, bevor Rangnick das Zepter übernommen hatte.

Nach dem Antritt des Deutschen im Sommer 2012 und danach gab man für keinen Spieler mehr als sechs Millionen aus – bis zum Transfer von Wöber. Das Paradebeispiel für den erfolgreichen Weg ist Sadio Mane. Der Senegalese wurde 2012 als 20-Jähriger um vier Millionen vom französischen Club Metz losgeeist, 2014 legte Southampton für den Spieler 23 Millionen auf den Tisch. Mittlerweile ist Mane beim FC Liverpool ein Topstar.

Sadio Mane (FC Liverpool)
APA/AFP/Oli Scarff
Gelungene Transaktion: Mane füllte die Kassen der Salzburger gehörig auf

„Gutes Gewissen“ bei Rekordsumme

Mit Wöber sind die Salzburger für österreichische Verhältnisse in eine neue Dimension vorgestoßen. Beim Wunschkandidaten von Sportdirektor Freund musste man deutlich tiefer in die Tasche greifen als gewohnt. Nicht zuletzt deshalb, weil die Preise auf dem Transfermarkt in den vergangenen zwei Jahren explodiert sind. „Es ist nicht so leicht, einen Spieler mit 21 Jahren mit dieser Erfahrung und dieser Einstellung und Mentalität zu uns zu bekommen“, meinte Freund.

Der Salzburger gerät beim Wiener regelrecht ins Schwärmen. Neben seinen fußballerischen Qualitäten sei Wöber „sehr reflektiert“ und „ein sehr intelligenter Bursche, der sehr ehrgeizig ist“. Man sei überzeugt, dass auch er seinen Einkaufswert locker wieder einspielen werde. „Unser Ziel ist es immer, gesund zu wirtschaften. Das ist auch beim Max-Wöber-Transfer das Ziel, darum machen wir es mit gutem Gewissen.“

Wöber-Wechsel als Langzeitprojekt

Freund zufolge war das Werben um Wöber quasi ein Langzeitprojekt, das nun erfolgreich abgeschlossen wurde. „Wir verfolgen den Max grundsätzlich schon länger. Als er noch bei Rapid gespielt hat, war er schon auffällig.“ Von Wien-Hütteldorf wechselte Wöber im August 2017 aber bekanntlich zu Ajax Amsterdam und im Winter 2019 zum FC Sevilla, wo er im Sommer einer Neuorientierung im sportlichen Bereich zum Opfer fiel.

Sportdirektor Christoph Freund und Trainer Jesse Marsch (Red Bull Salzburg)
GEPA/Jasmin Walter
Freund (l. neben Trainer Jesse Marsh) hatte Wöber schon einige Zeit auf dem Wunschzettel

Auch Trainer Jesse Marsch war schnell überzeugt. „Er hat ihn nicht so gut gekannt, weil er auch in anderen Märkten bis jetzt tätig war“, gab Freund zu. „Aber wir haben uns dann viele Videos gemeinsam angesehen, dann war er gleich Feuer und Flamme und hat gesagt, wenn es eine Möglichkeit gibt, dass uns dieser Junge verstärken kann, hätte er ihn auch gerne im Kader.“

Konkurrenzkampf wird härter

Apropos Kader. Der ist nach dem Salzburger „Königstransfer“ noch dichter besetzt, was aber auch das Potenzial für Unzufriedenheit bei Spielern steigen lässt, die nicht so zum Zug kommen. „Vor einigen Wochen habe ich gehört, unser Kader ist zu klein, hat keine Qualität, jetzt haben wir zu viele Spieler. Wir sind überzeugt, dass wir einen richtig guten Kader haben“, will sich Freund von solchen Diskussionen jedoch nicht irritieren lassen.

„Wir haben richtig Konkurrenzkampf auf allen Positionen. Aber wir haben auch sehr, sehr viele Spiele in den kommenden Wochen und Monaten und sehr intensive Spiele“, erläuterte Freund. „Wir haben ein Level erreicht, wo die Konkurrenzsituation sehr, sehr hoch ist. Aber ich glaube, das macht uns stärker.“ Dass bis zum Transferschluss am 2. September noch Spieler verliehen werden, wollte er aber auch nicht ausschließen.