Dennis Novak (AUT)
GEPA/Matthias Hauer
Davis-Cup

Novak holt für Thiem Kastanien aus Feuer

Österreichs Davis-Cup-Team hat trotz des enttäuschenden Auftritts von ÖTV-Star Dominic Thiem am Samstag doch noch das Weltgruppen-Play-off erreicht. Bedanken durfte sich die Auswahl von Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek bei Dennis Novak, der im letzten Einzel gegen Finnland in einem Krimi im entscheidenden Tiebreak die Nerven behielt und das 3:2 fixierte.

Nach dem 1:1 am Eröffnungstag war es im Davis-Cup-Relegationsduell der Europa/Afrika-Zone 1 in Espoo am Samstag zunächst noch nach Plan gelaufen. Oliver Marach und Jürgen Melzer legten im Doppel gegen Henri Kontinen und Emil Ruusuvuori mit einem 7:6 (7/5) 6:2-Erfolg vor und servierten ÖTV-Star Thiem den ersten Matchball. Der Weltranglistenfünfte musste sich dann aber nach einer schwachen Vorstellung Finnlands „Dauerläufer“ Ruusuvuori (ATP-163.) in 68 Minuten überraschend glatt 3:6 2:6 geschlagen geben.

Im entscheidenden vierten Einzel war es dann Novak vorbehalten, die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Der 26-jährige Niederösterreicher, der am Eröffnungstag noch aufgrund einer starken Erkältung passen musste und durch Sebastian Ofner ersetzt worden war, verlor gegen Harri Heliövaara, die aktuelle Nummer 716 im ATP-Ranking, zwar den ersten Satz 3:6, kämpfte sich danach aber zurück. Den zweiten Satz gewann Novak mit einem Break 6:3. Im dritten Durchgang gaben beide Spieler jeweils ein Aufschlagspiel ab, die Entscheidung fiel im Tiebreak, den Novak nach 2:18 Stunden mit 7/5 für sich entschied.

Davis-Cup: Österreich besiegt Finnland mit 3:2

Österreich hat im Davis-Cup mit einem 3:2-Sieg in Finnland den Aufstieg in die Weltgruppen-Relegation geschafft. Matchwinner war Dennis Novak.

„Teamarbeit war entscheidend“

„Die Teamarbeit war entscheidend, dass wir doch noch gewonnen haben. Mir ist es die letzten zwei Tage nicht gut gegangen. Der Platz war heute auch anders zu spielen als im Training. Zum Glück habe ich es heimgeholt, ich wollte nicht wieder im Tiebreak wie schon im Duell mit Chile verlieren. Ich gebe im Davis-Cup immer alles, mir taugt es in der Gruppe einfach mehr. Jetzt sind wir wieder im Rennen um Madrid dabei“, sagte Matchwinner Novak.

Österreich spielt damit Anfang März 2020 in der Qualifikationsrunde der obersten Davis-Cup-Liga um einen Platz beim Finalturnier der besten 18 Teams in Madrid. Die Auslosung dafür erfolgt im November. Die diesjährige Premiere des Events hatte das ÖTV-Team nach einer 2:3-Heimniederlage ohne den erkrankten Thiem gegen Chile verpasst.

Die Erleichterung, aber auch die Anspannung von drei Matches en suite auf der Bank, war auch ÖTV-Kapitän Stefan Koubek anzusehen. „Die Finnen haben es spannend gemacht. Die haben sich super präsentiert hier und haben es uns echt schwer gemacht“, sagte 42-Jährige. „Man hat gesehen, dass Dominic Probleme mit dem Timing hatte. Er hat hier auch nur einmal trainiert und er braucht einfach die Spiele, um in seinen Rhythmus zu kommen. Zum Glück war Dennis heute wieder fit. Es ist sehr viel schiefgelaufen hier, aber trotzdem haben wir es gewonnen. Da kann ich mich nur beim Team bedanken“, sagte Davis-Cup-Kapitän Koubek.

Thiem gegen Ruusuvuori saft- und kraftlos

Dass es überhaupt so lange spannend blieb, war dem zuvor saft- und kraftlosen Auftritt Thiems gegen den Weltranglisten-163. Ruusuvuori geschuldet. Das gab danach auch der 14-fache Turniersieger zu. „Es dauert eben eine ziemlich lange Zeit, bis ich wieder auf 100 Prozent bin. Das ist aber nötig, denn Ruusuvuori ist ein guter Spieler, wahrscheinlich besser, als sein Ranking zurzeit ist“, erklärte Thiem. „Ich muss ehrlich sagen, ich hätte mir gedacht, dass ich ein bisserl weiter bin und besser spiele.“

Thiem, der vor seinem Auftaktsieg am Freitag über Patrik Niklas-Salminen zuletzt von einer Viruserkrankung gehandicapt und bei den US Open bereits in der ersten Runde gescheitert war, wirkte bei seinem zweiten Auftritt in Espoo körperlich ausgelaugt. Ruusuvuori, der zuvor auch schon im Doppel im Einsatz war, zeigte sich deutlich frischer. Während bei Thiem nichts zusammenlief, nutzte der Finne die Gunst der Stunde und nahm dem 26-jährigen Niederösterreicher insgesamt dreimal den Aufschlag ab. Nach nicht einmal 68 Minuten verwandelte Ruusuvuori seinen ersten Matchball.

Marach/Melzer halten Belastung stand

Dabei hatten Marach und Melzer das ÖTV-Team zunächst programmgemäß auf Schiene gebracht. Die Erleichterung über den Auftakt nach Maß war bei den beiden auch deshalb so groß, da auch sie zuletzt angeschlagen waren. „Es war eine anstrengende Partie. Kontinen ist ein sehr guter Doppel-Spieler, er war Nummer eins der Welt für ein paar Jahre, und der andere ist einer der aufstrebenden Jüngeren. Es war eine anstrengende Partie, muss man sagen“, erklärte Marach, der Ende 2018 selbst Nummer eins der Welt im Herren-Doppel war.

Dass man den erst 20-jährigen Ruusuvuori neben dem Einzel auch im Doppel aufgeboten hatte, sei „ein bisschen überraschend“ gewesen. „Aber ich hätte es auch gemacht“, sagte der 39-jährige Steirer. Auch Melzer war zufrieden. „Wir haben ein sehr solides Match gespielt. Wir waren vom ersten bis zum letzten Punkt sehr konzentriert, haben wenig zugelassen und verdient gewonnen“, sagte der 38-Jährige.

Nach dem ersten Wettkampftag war es 1:1 gestanden. Thiem war in seinem Auftaktmatch gegen Salminen seiner Favoritenrolle gerecht geworden. Die 26-jährige Nummer fünf der Welt gewann 6:3 6:4 und sicherte den Österreichern den ersten Punkt, ehe Novak-Ersatzmann Ofner gegen Ruusuvuori mit 3:6 4:6 den Kürzeren zog.