Es seien schwierige Zeiten für ihn gewesen. „Es ist wie eine kleine dunkle Wolke in meinem Kopf herumgeschwirrt. Das waren mit die zähesten fünf Monate meines Lebens. Aber ich habe ja gewusst, dass ich nichts Unerlaubtes getan habe, deshalb war ich immer positiv gestimmt, dass die Staatsanwaltschaft einen guten Job macht und irgendwann einmal das Verfahren eingestellt wird.“
Die Aggressionen, die er aufgrund der Vorwürfe entwickelt habe, habe er in positive Energie für das Skifahren umgewandelt. Das sei eine zusätzlich Motivation gewesen. „Jetzt kann ich mich voller Elan und hundertprozentig auf die nächsten Wochen und Monate und auf die Rennen konzentrieren. Ich bin in ganz guter Form und halte mit den jungen Jungs ganz gut mit“, sagte der 39-Jährige.
Vorwürfe bestätigten sich nicht
Laut einer Aussendung der Innsbrucker Staatsanwaltschaft bestätigten sich die Vorwürfe eines ehemaligen nordischen Servicemanns, wonach Reichelt über einen ehemaligen österreichischen Langlauftrainer Dopingmittel bezogen hätte, nicht. Ob Reichelt nun selbst rechtliche Schritte einleiten wird, ist offen. Diesbezüglich wird sich der ÖSV-Routinier in den kommenden Wochen mit seinem Anwalt beraten.
Auch dass Reichelt sich bei dem deutschen Sportmediziner Mark S. nach Dopingmittel erkundigt hätte, stimme nicht. Der Salzburger habe aktiv an der Aufklärung mitgewirkt, indem er unter anderem freiwillig seine Mobiltelefone herausgab, so die Staatsanwaltschaft. Bei deren Auswertung habe sich „keine bedenkliche Kommunikation“ zwischen Reichelt und anderen Personen ergeben.
Zudem entlastete der ehemalige Langlauftrainer Reichelt mit seiner Aussage, und auch Mark S. tätigte laut der Anklagebehörde keine Angaben, die den Skifahrer belastet hätten. Außerdem wurden bei keiner der im Zuge der Dopingermittlungen durchgeführten Hausdurchsuchungen Blutbeutel von Reichelt gefunden. Insgesamt gelangte die Staatsanwaltschaft daher zur Überzeugung, „dass Hannes Reichelt kein strafrechtlicher Vorwurf zu machen ist“, hieß es.
15 Sportler bereits bekannt
Bei der „Operation Aderlass“ handelt es sich um Ermittlungen in einer internationalen Blutdopingaffäre, die vergangenen Februar während der Nordischen WM in Seefeld sowie in Deutschland aufgeflogen ist. Die Liste der mutmaßlich in den Blutdopingskandal um den deutschen Arzt Mark S. verwickelten Sportler soll 21 Namen umfassen.
15 aus sieben Nationen – darunter die österreichischen Skilangläufer Max Hauke, Dominik Baldauf und Johannes Dürr sowie die Radsportler Georg Preidler und Stefan Denifl – sind schon bekannt. Zuletzt wurde gegen Hauke, Baldauf, Denifl und Preidler Anklage wegen gewerbsmäßigen schweren Betrugs erhoben.