Paar Ski im Schnee
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Schwierige Situation für ÖSV-Team

Ein Abwesender und eine Anwesende stellen Österreichs Skifahrer und Skifahrerinnen in der neuen Saison, die am 26. Oktober mit dem RTL in Sölden beginnt, vor große Herausforderungen. Bei den Herren fehlt Seriensieger Marcel Hirscher dem ÖSV-Team schmerzlich, bei den Damen ist die Übermacht von Mikaela Shiffrin erdrückend. Österreichs Skiverband sieht sich im Kampf um den Gesamtweltcup daher nur in „Lauerstellung“.

ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel nennt das Erreichen der großen Kugeln „nicht unmöglich, aber schwierig“. „Wir dürfen die Erwartungen nicht so hoch schrauben, aber man weiß ja nie, was passiert.“ Hirscher gewann von 2012 bis 2019 achtmal in Folge die große Kugel. Shiffrin geht auf den vierten Gesamtsieg los, bisher letzte österreichische Gewinnerin war Anna Veith mit dem Doppel 2014 und 2015.

Hoch in der Wertigkeit siedelt der ÖSV stets den Nationencup an. Ohne Hirscher wäre dieser bei den Herren zuletzt schon verloren gewesen, rechnete der Verbandschef vor und gibt den Gewinn diese Saison als „klares Ziel“ aus. Für „durchaus drinnen“ hält Schröcksnadel den Gewinn von einzelnen Disziplinwertungen, nannte bei den Herren Abfahrt und Slalom.

„Hirscher-Spirit“ durch sein Betreuerteam

„Marcel Hirscher kann man sowieso nicht ersetzen“, weiß Sportdirektor Toni Giger. „Den größten Druck haben die, die jetzt um die große Kugel Favorit sind. Das sind Herr Kristoffersen und Herr Pinturault.“ Sehr wohl aber hat man sich das Know-how des Hirscher-Umfelds gesichert. „Wir haben das Betreuerteam von Marcel soweit integriert. Der letzte Baustein ist Ferdl, in den nächsten ein, zwei Wochen wird der Vertrag gemacht.“ Ferdinand Hirscher begleitete seinen Sohn Marcel als Trainer und Vertrauensperson durch die ganze Karriere, wirkte u. a. entscheidend bei der Materialauswahl mit.

Ferdinand Hirscher
APA/AFP/Fabrice Coffrini
Marcel Hirschers Vater Ferdinand soll den ÖSV auch in Zukunft unterstützen

Hirscher-Trainer Michael Pircher wird mit Spezialaufgaben versehen. Im Herren-Bereich soll er dafür Sorge tragen, dass aus Talenten im Europacup Athleten werden, die schneller im Weltcup Fuß fassen. „Der Übergang in den Weltcup ist eine Hürde und international ein schwieriger Schritt. Erfahrung und Know-how aus dem Hirscher-Team soll speziell für diese Athleten genützt werden“, erklärte Giger. „Es ist ein beratendes Team. Wir erhoffen uns, dass wir den Hirscher-Spirit optimal einsetzen.“

Tüftelei mit neuen Strukturen

Giger, der als Sportdirektor die Nachfolge von Hans Pum angetreten hat, behielt die Technologie-Agenden. „Wir waren im Sommer fleißig. Wir haben uns in allen olympischen Sparten die letzten fünf bis zehn Jahre sehr genau angeschaut. Was waren die international erfolgreichen Athletinnen und Athleten, wie haben sich die entwickelt, was haben sie gemacht. Wir haben uns die Entwicklungsstory hin bis zur Spitze angeschaut und in allen Sparten die Kaderrichtlinien demzufolge überarbeitet und neu aufgestellt. Wir sind wieder ein bisschen strenger“, sagte Giger. Das System der Kleingruppen von vier bis fünf Personen wird nun fast flächendeckend angewandt.

Für „Organisation und Struktur“ zuständig ist Patrick Riml, der mit dieser neu geschaffenen Tätigkeit die Rennsportleiter Andreas Puelacher (Herren) und Christian Mitter (Damen, neu) unterstützen und entlasten soll. „Kurzfristig ging es darum, die Strukturen gut zu legen. Aber mittel- und langfristig müssen wir nachzudenken, was kann man anpacken, verändern, damit wir für die Zukunft gewappnet sind“, erläuterte Giger.