Dominic Thiem
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Tennis

ATP-Finals nächstes großes Ziel von Thiem

Nach der verpatzten Nordamerikatournee wegen eines Virus ist Dominic Thiem im Herbst 2019 „on fire“. Der 26-jährige Niederösterreicher hat seiner bisher erfolgreichsten Saison mit dem Titel in Wien eine Krone aufgesetzt. Zwar spielt er diese Woche noch beim Masters-1000-Turnier in Paris-Bercy, doch der Fokus liegt schon eindeutig auf den ATP-Finals in London, die am 10. November beginnen.

Thiem, der in Paris nach einem Freilos in seiner Auftaktpartie am Mittwoch (11.00 Uhr) auf den Kanadier Milos Raonic trifft, ist ein bisschen vorgewarnt, immerhin war der Stress in Kitzbühel samt sofortiger Weiterreise nach Übersee ein Mitgrund für sein schlechtes Abschneiden unter anderem bei den US Open. „Mir tut nichts weh, es passt alles körperlich. Es war nur eine anstrengende Woche. Die Müdigkeit ist zu spüren, aber ich bin bereit“, sagte Thiem.

Der 26-Jährige dämpfte aber auch die Erwartungen. „Ich muss ganz ehrlich sagen, wie ich (in Wien, Anm.) auf Feuer war, das halte ich nicht ewig aus. Deshalb werde ich schauen, dass ich in Paris sehr gut spiele, aber trotzdem das Turnier auch ein bisserl mitnehmen. Ich werde sicher nicht auf Leben und Tod spielen wie ich es in Kitzbühel oder auch da (in der Wiener Stadthalle, Anm.) gemacht habe“, sagte Thiem. Grundsätzlich spiele er sehr gut, also könne es auch so aufgehen.

Thiem tritt nach Wien-Triumph in Paris an

Viel Zeit bleibt Thiem nicht, um den Heimsieg in Wien zu genießen. In Paris-Bercy wartet diese Woche zum Auftakt der Kanadier Milos Raonic.

Frühes Aus in Paris wäre „kein Malheur“

In Paris-Bercy hat der als Nummer fünf gesetzte Niederösterreicher ein Semifinale aus dem Vorjahr und damit 360 Punkte zu verteidigen. In den direkten Duellen führt Raonic mit 2:1, den bisher letzten Vergleich hat heuer im März im Halbfinale von Indian Wells aber der Österreicher knapp mit 7:6 (7/3) 6:7 (3/7) 6:4 gewonnen. Es waren Thiems erste Satzgewinne gegen Raonic. Der Kanadier, der seit August verletzt ausgefallen war, verlor bei seinem Comeback in Wien in der ersten Runde gegen den Südkoreaner Chung Hyeon in zwei Sätzen.

Raonic ist aufgrund seiner Servicestärke aber immer ein gefährlicher Gegner, außerdem hatte Thiem nicht sehr viel Zeit, um sich auf die Bedingungen einzustellen. „Es wird schwer. Indoor kann er mit seinem Aufschlag jeden Tag jeden Gegner schlagen“, sagte Thiem. Sollte er früher ausscheiden, wäre es „kein großes Malheur“. „Dann werde ich mich voll auf London vorbereiten, dass ich dort wieder perfekt die Leistung abrufe wie in Peking, Schanghai und Wien.“

Semifinale in London „großes Ziel“

Bei seinem vierten „Masters“, den ATP-Finals der besten acht Spieler in der Londoner O2 Arena, will Thiem nämlich diesmal unbedingt erstmals die Gruppenphase überstehen, also ins Semifinale vordringen. „Das ist das große Ziel, aber beim ‚Masters‘ ist jede Partie wie ein Grand-Slam-Viertel-, -Halbfinale oder -Finale. Man hat keine Garantie für irgendeinen Sieg. Ich will einen perfekten Auftritt dort hinlegen.“

Dominic Thiem
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Im Vorjahr schied Thiem bei den ATP-Finals nach zwei Niederlagen und einem Sieg in der Gruppenphase aus

Unter anderem habe man in Wien aber gesehen, dass etwa Partien wie gegen ‚Masters‘-Kandidaten Matteo Berrettini sehr knapp sind. „Wenn ich gut spiele, habe ich sehr gute Chancen, dass ich das Halbfinale erreiche, aber es gibt keine Garantie dafür“, sagte Thiem, der in der O2-Arena auf die bereits fix qualifizierten Novak Djokovic, Rafael Nadal, Roger Federer, Daniil Medwedew und Stefanos Tsitsipas trifft.

Planung für 2020 optimieren

Thiem attestiert sich allerdings, dass er dazugelernt hat und nun auch mit dem großen Druck von außen in der Heimat besser umgehen kann. „Ich bin froh, dass ich mich da verbessert habe und meine Energie trotzdem auf das Wichtige fokussiere. Das war ein wichtiger Schritt, dass mir die zwei Siege (in Kitzbühel und Wien, Anm.) gelungen sind.“

Den späten Lauf im Herbst begründet Thiem mit dem Ausfall ab Nordamerika. Darum hat er auch als ein großes Ziel ausgerufen, dass die Planung für 2020 optimiert wird. „Ich möchte, dass wir nächstes Jahr perfekt so planen, dass ich bei 95 Prozent der Turniere so auftrete wie hier, in Asien oder auch im Sommer. Dass diese Ausfälle wie in Wimbledon oder bei der Nordamerikatournee wegfallen“, sagte Thiem.

„Ich sehe einfach, dass ich bei jedem Turnier ganz weit kommen kann, wenn ich so auftrete wie in den letzten Wochen. Ich will das nicht schaffen, weil ich davor ein Monat ausgefallen bin, sondern weil es perfekt geplant ist und die aktiven und die Ruhephasen perfekt aufeinander abgestimmt sind.“

Straka: „Ganz großes Kino“

Sein Manager Herwig Straka, der auch als Turnierdirektor in Wien allen Grund zur Freude hatte, bilanzierte im Gespräch mit der APA positiv. „Das Tolle ist einerseits, dass er einmal fünf Turniere gewonnen hat, fünf wichtige Turniere. Vor allem nach dem Hänger in Amerika ist es gelungen, dass er wieder auf die Stufe raufkommt, auf der er im Frühjahr war.“

Für Straka ist das „ganz großes Kino“. Warum? „Das schaffen nur Leute, die das Zeug haben, auch Nummer eins zu werden. Das ist sehr eindrucksvoll, auch wie er sich hier in der Woche durchgespielt hat. Da stößt er sicherlich auch in eine neue Dimension vor.“ Auch Straka sieht das Ziel für den Saisonrest ganz klar in London. „Da hat er ganz klar gesagt, mindestens das Semifinale ist das Ziel. Und warum nicht mehr? In der Form, wie er jetzt spielt, kann er sicherlich jeden schlagen.“